Der deutsch-französische Sender Arte will sich 2018 mit noch stärker mit grenzüberschreitenden Inhalten profilieren. Eine Thrillerserie aus dem Bankenmilieu und eine international produzierte Doku-Reihe zur Zwischenkriegszeit gehören zu den Höhepunkten des Programms.

Hamburg - Die Marke Arte steht für ein Programm, das nicht auf hohe Quoten ausgerichtet ist. Und doch können es sich die Sendermanager nicht verkneifen, Jahr für Jahr an prominenter Stelle auf minimale Zuwächse hinzuweisen. So erwähnte Arte-Präsident Peter Boudgoust, im Hauptberuf Intendant des SWR, bei der Jahrespressekonferenz von Arte in Hamburg sehr gerne, dass der deutsch-französische Sender 2017 seinen Marktanteil im Vergleich zum Vorjahr von 1 Prozent auf 1,1 Prozent erhöhen konnte.

 

Etwas eindrucksvoller ist der Zugewinn bei den monatlichen Videoabrufen. 37 Millionen waren es im Schnitt, rund 50 Prozent mehr als 2016. „Ein gutes Drittel“ der monatlichen Abrufe entfalle auf Online-Only-Formate, betonte Boudgoust. „Das treibt uns weiter an, auch im Digitalbereich Vorreiter zu sein“, ergänzte er.

Frisch von der Berlinale

Zur Stärkung der Online-Reichweite im laufenden Jahr dürfte die gemeinsam mit dem ZDF produzierte sechsteilige Thriller-Serie „Bad Banks“ beitragen, die die dunklen Seiten der Hochfinanz in den Blick nimmt. Ab dem 22. Februar - einen Tag nach der Premiere auf der Berlinale, wo die ersten beiden Folgen laufen - ist die Serie, in der unter anderem Desirée Nosbusch mitwirkt, bereits in den Mediatheken von Arte und ZDF zu sehen. Arte zeigt die Serie dann im linearen Programm an zwei Tagen komplett (1. und 2. März), „um Binge Watching zu ermöglichen“, wie es Fiction-Chef Andreas Schreitmüller formuliert. Einen Tag später steigt das ZDF ein.

Eine der Devisen, die Arte-Präsident Boudgoust am Mittwoch für 2018 ausgab, lautete: „Noch mehr Europa!“ Im vergangenen Jahr gelang das mit einer besseren Positionierung des „Arte Journals“, der „einzig wirklich europäischen Nachrichtensendung“, wie der seit Jahresbeginn amtierende Programmdirektor Bernd Mütter in Hamburg betonte. Seit der Verschiebung des Sendebeginns auf 19.20 Uhr verzeichnet das „Journal“ einen Zuschauerzuwachs von 30 Prozent. 250 000 Menschen schalten in Deutschland täglich ein. „Gerade im Moment der europäischen Krise“ sei das doch bemerkenswert, meint Bernd Mütter.

Die Europawahl im Blick

Mehr Europa - das bedeutet im laufenden Jahr unter anderem eine Ausweitung des Online-Angebots „Arte Europe“, in dem ausgewählte Programme in englischer, spanischer und polnischer Sprache zugänglich gemacht werden. Ab Herbst kommt mit Italienisch eine weitere Sprache hinzu. 2017 habe Arte bereits monatlich sechs Millionen Videoabrufe außerhalb Deutschland und Frankreichs registriert, sagte Vizepräsidentin Anne Durupty, die zudem betonte, dass man bei der Planung des diesjährigen Programms bereits die Europawahl 2019 im Blick gehabt habe.

Im Zeichen der Stärkung der Europäisierung steht auch ein drei Millionen Euro umfassendes Finanzierungsprogramm für Prime-Time-Koproduktionen im Dokumentarfilmbereich. „Bis zu sechs“ zusätzliche 90-minütige Dokumentarfilme pro Jahr sollten dadurch ermöglicht werden, sagt Boudgoust. Filmemacher aus ganz Europa können sich ab sofort bewerben.

Das Förderprogramm kann man als Reaktion darauf verstehen, dass Filmemacher schon seit langem massiv den geringen Anteil abendfüllender Dokumentarfilme in den öffentlich-rechtlichen Programmen kritisieren. So gesehen ist der Vorstoß von Arte zumindest ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.

Marx, Israel und 68

Das Arte-Pogramm 2018 ist nicht zuletzt davon geprägt, dass „Achterjahre“ grundsätzlich Jahrestagsfernsehen en masse mit sich bringen. Für April und Mai sind drei Dokumentationen zum 200. Geburtstag von Karl Marx geplant, vier zum 70. Jahrestag der Staatsgründung Israels und ebenfalls vier zum Jubiläum der 68er-Bewegung - darunter mit „1968mm“ eine dreiteilige Reihe, in der Ausschnitte aus privaten Acht-Millimeter-Filmen zusammengestellt sind.

Als ambitioniertestes Projekt kann die im September startende Reihe „18 - Krieg der Träume“ gelten, die den 100. Jahrestag des Endes des Ersten Weltkriegs zum Anlass hat. „Danach hatten 16 europäische Länder demokratische Verfassungen, 20 Jahre später waren es nur noch zwei“ - mit diesen Worten skizziert Markus Nievelstein, Geschäftsführer von Arte Deutschland, den thematischen Hintergrund der internationalen Koproduktion.

Die unter Beteiligung von Sendern aus elf Ländern entstandene Reihe, bei der auf deutscher Seite der SWR federführend ist, hat den Anspruch, den „Clash of Futures“ - so lautet ihr englischer Titel - in der Zwischenkriegszeit zu beschreiben. Dies geschieht auf der Basis von Memoiren, Tagebüchern und Briefen aus jener Zeit - ähnlich wie einst bei dem Projekt „14 – Tagebücher des Ersten Weltkrieges“. Die Reihe sei „erzählt wie eine fiktionale Serie, die uns emotional teilhaben lässt“, verspricht Nievelstein. Dazu tragen insgesamt 120 Schauspieler bei.