Mit dem Artemis-Programm steigt die Nase wieder groß in die bemannte Raumfahrt ein. Nach vielen Krisen steht der erste Testflug an. Warum der Mond nur ein Zwischenziel ist – und wieso deutsche Puppen mitfliegen.

Mit der Artemis-Mission plant die US-Raumfahrtbehörde Nasa ihre Zukunft der bemannten Raumfahrt: nach 50 Jahren zurück zum Mond, unter anderem mit der ersten Frau, und danach noch zum Mars. 30 Milliarden Dollar sind dafür bisher veranschlagt. Die Mission zeigte sich aber vor allem krisengeplagt. An diesem Samstag steht nun der erste große Testflug auf dem Plan – sofern nichts dazwischenkommt. Bereits vergangenen Montag musste der Start verschoben werden.

 

Was soll im Zuge des Artemis-Programms alles geschehen? Das nach Artemis, der griechischen Göttin des Mondes, benannte Programm ist komplex: US-Astronauten sollen zurück zum Mond. Auch ein Rover soll mit. Zudem sollen auf dem Mond und in dessen Umlaufbahn Außenposten der Menschheit entstehen. Auf dem Mond sollen unter anderem Möglichkeiten zur Herstellung von Sonnen- und Nuklearenergie ausgelotet werden. Später soll sogar der Mars als Ziel von Astronauten anvisiert werden – mit dem Mond-Außenposten namens Gateway als Basiscamp. Nun steht nach jahrelangen Bodentests aber zunächst der erste Testflug an: Nach dem Start soll Artemis 1 den Mond umkreisen und rund 40 Tage später wieder im Pazifik landen.

Nasa hofft auf Kreierung von neuem Wirtschaftssektor

Warum sollen denn jetzt überhaupt wieder Menschen zum Mond? Eigentlich war inzwischen der Mars das Ziel der Nasa. Aber der frühere US-Präsident Donald Trump legte den Fokus wieder auf den Mond, auch, so sagen Beobachter, weil Trump sich US-Astronauten auf dem Mond noch während seiner Präsidentschaft gewünscht hatte. Das hätte er als seinen Erfolg feiern können. Trump wurde dann allerdings im Jahr 2020 abgewählt. Der Mond blieb dennoch das Ziel – mit dem Mars als Fernziel.

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.raumfahrt-teststart-fuer-artemis-mission-der-nasa.09a12fcc-a347-401c-bc6b-928a71b203be.html

Was erwartet sich die Nasa konkret von der Mission? Eine Art Mond-Wirtschaftssektor mit vielen Jobs soll entstehen. Von der Erforschung des Mondes erhoffen sich die Nasa-Wissenschaftler zudem nicht nur neue Informationen über den Erdtrabanten selbst, sondern auch über die Erde und das gesamte Sonnensystem. Die Mond-Mission soll zudem, unter anderem durch technische Innovationen, auch die Landung von Menschen auf dem Mars vorbereiten.

Erste bemannte Landung auf dem Mond frühestens 2025

Wann will die Nasa auf dem Mond landen? Ursprünglich hatte die Regierung von Ex-Präsident Trump eine erste bemannte Landung schon bis 2024 angekündigt. Der von Trumps Nachfolger Präsident Joe Biden ernannte Nasa-Chef Bill Nelson machte allerdings schnell deutlich, dass die erste bemannte Landung frühestens 2025 stattfinden kann.

Mit welchem System wird geflogen? Hauptsächlich sind die Schwerlastrakete Space Launch System und die Kapsel Orion im Einsatz. Es handle sich um die „stärkste Rakete, die je gebaut worden ist“, sagte Nasa-Chef Nelson. Die Esa lieferte unter anderem mit dem europäischen Servicemodul eine wichtige Komponente des Orion-Raumschiffs. Um den Auftrag, ein Mondlandegerät zu bauen, wetteifern derzeit die Raumfahrtfirmen SpaceX von Elon Musk und Blue Origin von Amazon-Gründer Jeff Bezos.

Unter Crew soll erste Frau und erster nicht-weißer Mensch sein

Warum gab es so viele Verzögerungen? Entwicklung und Bau des Raketensystems dauerten länger und waren teurer als vorhergesehen. Zudem gab es immer wieder Rückschläge, weil bei Tests neue technische Probleme auftauchten.

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Was ist über die Crew bekannt? Es soll auf jeden Fall die erste Frau und der erste nicht-weiße Mensch darunter sein. Fest steht aber noch nichts. Nach Nasa-Angaben kommen alle derzeitigen Astronauten der Raumfahrtbehörde infrage. Auch ein kanadischer Astronaut soll dabei sein – und europäische Astronauten könnten ebenfalls zum Mond fliegen.

Auch China will zum Mond

Haben auch andere Länder Mond-Pläne? China arbeitet ebenfalls daran, eigene Astronauten auf den Mond zu bringen. Mehrfach ist die Volksrepublik bereits mit Forschungsrobotern auf der Mondoberfläche gelandet. In den 2030er Jahren, so heißt es in chinesischen Staatsmedien, soll eine permanente Station auf dem Mond entstehen. Die Forschungsstation könnte demnach gemeinsam mit Russland aufgebaut werden. Auch Indien und die Vereinigten Arabischen Emirate haben den Mond im Visier.

Die in Deutschland entwickelten Puppen Zohar und Helga sind beim Artemis-Start mit an Bord. Warum? Die Puppen sollen testen, ob eine von einem israelischen Start-up entwickelte Schutzweste besonders einen weiblichen Körper effektiv vor gefährlicher Weltraumstrahlung schützen kann. Nur eine der beiden Puppen, die den weiblichen Körper mit Knochen, Weichteilen und Geschlechtsorganen nachahmen, soll die Schutzweste tragen. Die Torsos sind mit Strahlungsdetektoren ausgerüstet. Diese sollen zeigen, wie groß die Belastung innerer Organe von Astronautinnen auf einer Mondreise wäre.