Braune Brüllaffen, Karettschildkröten, Landkauf in Ecuador: Der zoologisch-botanische Garten kümmert sich auch auf internationalem Parkett um Pflanzen und Tiere. Wir stellen sieben Initiativen vor, die die Stuttgarter Wilhelma unterstützt.
Mehr als eine Million Euro hat die Wilhelma im Jahr 2024 für den Artenschutz international gesammelt. Nach Angaben des Stuttgarter Zoos wurden mehr als 40 Artenschutzprojekte in aller Welt mit dem Geld unterstützt, das die Einrichtung aus den Eintrittsgeldern erzielt. Der Artenschutz-Euro ist ein freiwilliger Betrag, den die Besucher beim Kauf eines Erwachsenentickets bezahlen können. „Die Erfolge, die wir mit unseren internationalen Projektpartnern im Artenschutz erzielen, wären ohne unsere Besucherinnen und Besucher nicht realisierbar“, sagt Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin. Wir stellen einige Hilfsprojekte vor, die die Wilhelma unterstützt.
Braune Brüllaffen in Brasilien ausgewildert
In Brasilien hat der Stuttgarter Zoo die Auswilderung von Braunen Brüllaffen unterstützt, aber auch von Taubenhalsamazonen. Die IUCN (International Union for Conservation of Nature, auf deutsch Internationale Union zur Bewahrung der Natur) schätzt den Bestand des Brauen Brüllaffen als gefährdet ein. Ein Überlebensproblem dieser Tiere ist der Verlust ihres Lebensraums, weil der Regenwald abgeholzt wird. Braune Brüllaffen halten sich meist auf Bäumen auf und fressen Blätter sowie Früchte und Blüten.
Brutbäume für Rhinozerushornvogel in Thailand
In Thailand hat die Wilhelma die Schaffung und Überwachung von Brutplätzen für Hornvögel unterstützt. Die Hornbill Research Foundation setzt sich dort für den Schutz der in ihrem Projektgebiet heimischen Nashornvögel ein, der auch Doppelhornvogel genannt wird. In Afrika und Asien gibt es nach Angaben der Wilhelma gut 50 verschiedene Arten dieser Vögel, die nah mit dem europäischen Wiedehopf verwandt sind. Das besondere bei diesen Höhlenbrütern ist, dass das brütende Weibchen seine Höhle mit Lehm „zumauert“ und das Männchen das brütende Weibchen und die Jungvögel durch einen schmalen Spalt versorgt. Erst wenn die Jungvögel flügge sind, wird der Eingang von den Vögeln wieder geöffnet.
Goldene Skiffia in Mexiko wieder angesiedelt
Als „Meilenstein des Artenschutzes“ sieht die Wilhelma mit Blick auf das vergangene Jahr die gelungene Rettung der Goldenen Skiffia. Diese Fischart gehört zu den Hochlandkärpflingen. In ihrer natürlichen Heimat, dem Rio Teuchitlán, war sie bereits ausgestorben. Durch das Engagement von Zoos und Aquarien sowie fachkundiger privater Engagierter konnte die Art in Menschenobhut erhalten bleiben und nach der Renaturierung ihres Lebensraums, dem Rio Teuchitlán in Mexiko, im Zusammenarbeit mit der Initiative „Plan G“ wieder angesiedelt werden.
Land in Ecuador für Schutzgebiete gekauft
Auch in Ecuador hilft der Stuttgarter Zoo beim Schutz von Lebensraum. Mit 170 000 Euro hat die Wilhelma eigenen Angaben zufolge im Jahr 2024 die ecuadorianische Organisation Jocotoco beim Kauf und der Renaturierung von 240 Hektar Land in drei verschiedenen Schutzgebieten unterstützt. So wurden Flächen im Buenaventura-Reservat gekauft, in dem 330 Vogelarten und endemische Froscharten leben, also Arten, die es nur dort gibt. Außerdem wurden zwei Magnolienarten bei von der Wilhelma finanzierten Expeditionen entdeckt, die kurz vor dem Aussterben standen. Ohne Schutzmaßnahmen wären die Arten verschwunden. Mit Setzlingen einheimischer Baumarten, darunter auch die neu entdeckten Magnolien, wurden ehemalige Weideflächen in der angekauften Parzelle aufgeforstet. So wurden Lebensräume wieder vernetzt.
Nothilfe für Gestrandete Karettschildkröten in Südafrika
Zu den schnellen Hilfsmaßnahmen gehört das Engagement zur Rettung der Karettschildkröte. So wurden im Frühjahr 2024 vor der Küste Südafrikas nach starken Stürmen einige Jungtiere der Unechten Karettschildkröte angespült. Die geschwächten Tiere mussten geborgen, versorgt und wieder ausgewildert werden. Über ihren Nothilfe-Fonds hat die Wilhelma dafür mit der Aktionsgemeinschaft Artenschutz einen Betrag von rund 20 000 Euro bereitgestellt, um schnelle Hilfe zu leisten.
Vorübergehende Heimat für Glänzende Seerose
Auch hierzulande ist der Stuttgarter zoologisch-botanische Garten für den Artenschutz aktiv, nicht nur in Afrika, Südamerika und Australien: Aktuell beherbergt die Wilhelma im Auftrag des Regierungspräsidiums Stuttgart Dutzende Exemplare der landesweit stark gefährdeten Glänzenden Seerose (Nymphae candida). Ihr Lebensraum, ein Weiher im Landkreis Schwäbisch-Hall, war über die Jahrzehnte so verschlammt, dass er abgelassen und saniert werden musste. Sobald diese Maßnahmen abgeschlossen sind, werden die Seerosen an ihren Ursprungsort zurückkehren. Gleichfalls auf der Liste der bedrohten Arten in Baden-Württemberg steht die Borstige Glockenblume (Campanula Cervicaria). An einem ihrer letzten Standorte auf der Schwäbischen Alb wurden im Vorjahr Samen gesammelt. Die daraus herangezogenen Pflänzchen wurden im Oktober 2024 auf der Alb in einem weiteren Bereich neu ausgepflanzt.
Hilfe für die Hargila Army in Indien
Im Herbst hat die Wilhelma Purnima Barman aus Indien in Stuttgart begrüßt. Während sich im kolumbianischen Cali Ende Oktober Vertreter aus aller Welt zur UN-Biodiversitätskonferenz treffen, begrüßte der Stuttgarter Zoo die indische Biologin, deren Engagement von den Vereinten Nationen ausgezeichnet wurde. Im Mittelpunkt ihres Wirkens, das die Wilhelma und der Förderverein unterstützen, steht der Storchenvogel namens „Argala-Marabu“. Auf Englisch heißt er Hargila. Es ist einer der größten Störche der Welt im indischen Assam und vom Aussterben bedroht. In der Natur ist er als Aasfresser wichtig, weil er die Ausbreitung von Krankheiten verhindert. Barman hat die Naturschutzinitiative Hargila Army gegründet. Sie zählt mehr als 10000 Frauen, die sich in Indien auf vielfältige Weise um den Schutz des Vogels kümmern. Die Wilhelma unterstützte die Hargila Army seit 2019 mit 77 000 Euro. Längst ist der Hargila, der früher als Unglücksvogel galt, ein Glücksvogel geworden. Neben der Artenschutzarbeit erhalten die Storchenschwestern in dem Projekt auch wirtschaftlich neue Möglichkeiten.