Artenschutz oder Landschaftsschutz? Wölfe führen Grüne ins Dilemma
Die Partei muss eine Balance finden zwischen Arten- und Naturschutz und einer nachhaltigen Landwirtschaft, betont Bernhard Walker.
Die Partei muss eine Balance finden zwischen Arten- und Naturschutz und einer nachhaltigen Landwirtschaft, betont Bernhard Walker.
Ja, der Wolf ist vielerorts ein Problem, das sich auch mit Zäunen und Herdenschutzhunden nicht lösen lässt. Das räumt nun auch Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) ein. Allerdings lässt die für Naturschutz zuständige Ministerin offen, welche Änderungen sie vorschlägt. Bislang sagt sie ja nur, dass die Tötung eines Wolfs der ein Nutztier gerissen hat, „schneller und unbürokratischer“ möglich sein soll. Offenbar will Lemke, dass künftig auch der Wolf geschossen werden darf, der einmal ein Nutztier gerissen hat. Denn bei wiederholten Rissen ist das heute schon erlaubt.
Lemke bleibt auch deshalb vage, weil sie natürlich weiß, wie heikel das Thema für die Grünen ist. Die waren immer der Meinung, dass Nutztiere und Wölfe auch in einem dicht besiedelten Land gemeinsam leben können. Dafür brauche es nur Zäune und Schutzhunde.
Nun spricht nichts gegen Gatter und Hunde. Sie helfen allerdings dort nicht, wo es – wie im Schwarzwald oder an den Küstendeichen – schlicht unmöglich ist, überall dichte Elektrozäune zu bauen. Wo aber wirksamer Schutz nicht möglich ist, steht die Weidehaltung auf dem Spiel – also genau die Form der Landwirtschaft mit regional von Familienbetrieben erzeugten Lebensmitteln, die sich die Grünen auf die Fahnen geschrieben haben. Die Partei steckt somit in einem Dilemma: Sie muss eine Balance finden zwischen dem Naturschutz, der die Rückkehr des Wolfs gutheißt, und einer nachhaltigen Landwirtschaft und dem Erhalt von Grün- und Offenland.
Immerhin spricht Lemke dieses Dilemma jetzt an, auch wenn sie keine konkreten Antworten gibt. Klar ist nur, dass es nicht damit getan ist, „Problemwölfe“ zu töten. Denn umherstreifende Wölfe beunruhigen Nutztiere und deren Halter. Wenn aber eine uralte und gute Weidewirtschaft auf dem Spiel steht, ist klar, was die einzige Lösung ist: In diesen Gegenden hat der Wolf keine Zukunft.