Nach ihrem Halbfinaleinzug in Paris bricht die Belarussin Aryna Sabalenka ihr Schweigen – und positioniert sich klarer als je zuvor gegen den Krieg in der Ukraine.

Aryna Sabalenka hat nach ihrem Halbfinaleinzug bei den French Open ihr Schweigen gegenüber der Presse gebrochen und sich klarer als je zuvor gegen den Krieg in der Ukraine positioniert. „Ich unterstütze den Krieg nicht. Ich möchte nicht, dass mein Land sich überhaupt in irgendeinem Konflikt befindet“, sagte die belarussische Topspielerin im Anschluss an die politisch brisante Viertelfinalpartie gegen die Ukrainerin Elina Switolina (6:4, 6:4).

 

Auf Nachfrage distanzierte sich die 25-Jährige auch vom belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko. „Ich unterstütze den Krieg nicht, also unterstütze ich auch Lukaschenko derzeit nicht“, sagte Sabalenka nach einem kurzen Zögern.

„Ich habe mich nicht respektiert gefühlt“

Zu den Fotografien aus der Vergangenheit, die die beiden zeigen und in den vergangenen Tagen für Kontroversen gesorgt hatten, erklärte sie: „Wir haben viele Fed Cups in Belarus gespielt. Er war bei unseren Spielen, um danach Fotos zu machen. Zu dieser Zeit passierte nichts Schlimmes in Belarus oder in der Ukraine oder Russland.“

Sabalenka hatte seit ihrer Zweitrundenpartie in Paris die obligatorischen Pressekonferenzen mit Verweis auf ihre „mentale Gesundheit“ verweigert, nachdem sie mit kritischen Fragen konfrontiert worden war. Nun sprach sie erstmals wieder im vollbesetzten Presseraum: „Ich konnte nicht schlafen und habe mich sehr schlecht gefühlt, weil ich nicht hierher gekommen bin“, sagte Sabalenka, gab aber auch an, ihre Entscheidung nicht zu bereuen.

„Ich habe mich nicht respektiert gefühlt. Bei einem Grand Slam hat man schon genug Druck, mit dem man umgehen muss. Ich habe einfach versucht, mich auf mein Spiel zu konzentrieren“, sagte Sabalenka. Es sei ihr wichtig, nicht in politische Diskussionen involviert zu werden.

Am Netz auf ihre Kontrahentin gewartet

Auf dem Court hatte Switolina, die sich intensiv für Frieden in ihrer ukrainischen Heimat einsetzt, Sabalenka den Handschlag nach der Partie erwartungsgemäß verweigert. Sabalenka hatte am Netz auf ihre Kontrahentin gewartet, was Switolina wiederum verwunderte. „Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was sie erwartet hat - worauf sie gewartet hat, weil meine Aussagen über den Handschlag ziemlich klar waren.“ Sabalenka habe die Situation damit in ihren Augen etwas verschärft, bestätigte Switolina, die für ihre Aktion erneut von Teilen des Pariser Publikums ausgebuht worden war.

Sabalenka war in der Pariser Mittagshitze die klar bessere Spielerin. Die Australian-Open-Siegerin darf damit weiter vom zweiten Grand-Slam-Titel ihrer Karriere träumen - für Switolina endete derweil die bemerkenswerte Comeback-Geschichte nach der Geburt ihrer ersten Tochter im Oktober.

Zuvor war die Tschechin Karolina Muchova als erste Teilnehmerin ins Halbfinale in Roland Garros eingezogen. Die 26-Jährige besiegte die Russin Anastassija Pawljutschenkowa mit 7:5, 6:2 und trifft nun auf Sabalenka, die erstmals die Vorschlussrunde in Paris erreichte.