Laut einer Erhebung warten Kassenpatienten in Baden-Württemberg 24 Tage länger auf einen Facharzttermin als Privatpatienten.

Stuttgart - Gesetzlich Versicherte in Baden-Württemberg warten immer länger auf einen Facharzttermin. Kassenpatienten müssen durchschnittlich 24 Tage länger auf einen Termin bei einem Spezialisten warten als Privatversicherte. Das hat eine Erhebung der Bundestagsabgeordneten Beate Müller-Gemmeke (Grüne) ergeben, bei der im Juni 350 Facharztpraxen jeweils von einem Kassen- und einem Privatpatienten angerufen wurden.

 

Während Privatversicherte laut Studie durchschnittlich zwölf Tage auf einen Termin warten müssen, sind es bei den Gesetzlichversicherten 36 Tage. Besonders schlecht ist es offenbar um Patienten in Freiburg bestellt. Sowohl Kassen- als auch Privatpatienten warten dort am längsten auf einen Termin. 49 Tage müssen sich Kassenpatienten gedulden, bis sie einen Facharzt sehen können. Bei Privatpatienten sind es 14 Tage. In Stuttgart ist die Wartezeit am kürzesten. Mit 27 Tagen bei Kassenpatienten und elf Tagen bei Privatpatienten liegt sie deutlich unter dem Durchschnitt.

Grüne: Wartezeiten sind nicht akzeptabel

Im Vergleich zu 2015 zeigt die Erhebung eine Verschlechterung. Damals wurde eine vergleichbare Untersuchung durchgeführt. Das Ergebnis: Kassenpatienten warteten im Durchschnitt 19 Tage länger auf einen Termin als Privatversicherte. In der aktuellen Erhebung ist die durchschnittliche Wartezeit mit 24 Tagen angegeben – eine Steigerung von fünf Tagen.

Für die Grünen-Politikerin Müller-Gemmeke sind die Wartezeiten in keiner Weise akzeptabel, gerade weil nicht mit harmlosen Symptomen in den Praxen angerufen worden sei: „Gelenkschmerzen, Hautausschläge oder Rückenprobleme müssen definitiv schneller untersucht werden.“ Die Unterschiede zwischen Privat- und Kassenpatienten seien ungerecht und müssten behoben werden. „Deshalb müssen die unterschiedlichen Honorare für Kassen- oder Privat-Patienten, die die Ärzte bekommen, angeglichen werden“, fordert sie.

Unterscheidung je nach Dringlichkeit der Behandlung

Für die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg ist das wenig überraschend. „Es ist nicht neu, dass Kassenpatienten länger warten müssen als Privatpatienten“, sagt ihr Sprecher Kai Sonntag. Dass es Wartezeiten gebe sei zwar nicht optimal, aber von Fall zu Fall zu beurteilen. So sei es wichtig, dass bei akuten Beschwerden schnell ein Termin gefunden werde, was in vielen Fällen auch geschehe. Bei weniger dringenden Anliegen wie einer Vorsorgeuntersuchung sei eine Wartezeit eher zu verschmerzen. Das ist eine Differenzierung, die aus der Studie nicht hervorgeht. Sonntag verweist auf eine Studie, die die Kassenärztliche Bundesvereinigung herausgegeben hat. Dort hätten nur zehn Prozent der Befragten die Wartezeiten für einen Facharzttermin als zu lang empfunden.