Arztpraxen im Land setzen verstärkt auf Telemedizin, um in der Corona-Krise arbeitsfähig zu bleiben. Auch Patienten können sich durch die Videosprechstunde schützen, sollten aber wie die Mediziner einige Dinge unbedingt beachten.

Stuttgart - Lange standen große Teile der Ärzteschaft dem Thema Telemedizin skeptisch gegenüber. Das ändert sich unter dem wachsenden Druck der Corona-Epidemie. Wie Swantje Middeldorff von der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KV) am Mittwoch gegenüber unserer Zeitung erklärte, können die KV-Praxisberater derzeit kaum die vielen Anfragen von Ärzten bewältigen. Alle wollen jetzt so schnell wie möglich Videosprechstunden anbieten.

 

Für die Praxen gilt es, arbeitsfähig zu bleiben. Sie müssen Corona-Verdachtsfälle möglichst früh erkennen, am besten, bevor die Patienten die Praxis betreten. Dann können sie an die zentralen Abstrichstellen verwiesen werden, die vielerorts bereits eingerichtet sind. Eine Früherkennung ist sehr gut möglich, wenn Patienten in der Videosprechstunde von ihren Symptomen berichten. Das Verfahren schützt auch Patienten, die wegen anderweitiger Beschwerden auf ärztliche Hilfe angewiesen sind und sich in der Praxis infizieren könnten.

Software-Anbieter machen gute Preise

Um Videosprechstunden anbieten zu können, braucht es nicht viel. Ein Rechner, Bildschirm, Kamera und Mikro reichen aus. Die Software zum Herunterladen gibt es von einer ganzen Reihe von zertifizierten Anbietern. Eine Liste findet sich auf der Webseite der KV Baden-Württemberg. „Das alles ist kein Hexenwerk, der Zeitaufwand überschaubar“, so Middeldorff. Viele Software-Anbieter würden derzeit sehr günstige Preise machen, um von der Corona-Krise profitieren zu können.

Ein zusätzlicher Anreiz für Mediziner ist, dass die Kassenärztlichen Vereinigungen die Deckelung der Videosprechstunde aufgehoben haben. Bisher durfte pro Quartal nur eine bestimmte Anzahl abgerechnet werden. Diese Regelung wurde nun für die ersten beiden Quartale ausgesetzt.

Um die Videosprechstunde mit allen Möglichkeiten nutzen zu können, benötigen auch Patienten einen PC, ein Tablet oder ein Smartphone. Sowohl Arzt als auch Patient sollten sich für die Videosprechstunde an einen ruhigen Ort zurückziehen, damit die Vertraulichkeit gewahrt ist.