An der Eierstraße lagern Säcke mit asbesthaltigem Bauschutt. Die Anwohner sind beunruhigt. Die Gewerbeaufsicht kümmert sich darum.

S-Süd - Asbest gilt nach der deutschen Abfallverzeichnisverordnung als gefährlich. Die feinfaserigen Mineralien können über die Atemwege in die Lunge gelangen und dort Asbestose oder Krebs auslösen. Umso mehr verstört die Anwohner der Böheimsiedlung, dass seit Anfang Februar zwei große Plastiksäcke mit der Aufschrift „Achtung enthält Asbest“ auf dem Gehweg der Eierstraße hinter einem Bauzaun lagern. Weil auf den Säcken zwischenzeitlich Bauschutt abgeladen wurde, haben diese bereits zentimeterlange Risse.

 

Die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) saniert derzeit die Siedlung unweit des Marienhospitals. Das hatte bereits Kritik ausgelöst, weil einige der Mieter fürchten, sich die höheren Mieten nach der Modernisierung nicht mehr leisten zu können. Nun machen sich die Mieter aber nicht nur Sorgen wegen der Mieterhöhungen, sie fürchten um ihre Gesundheit. Anfang des Jahres, berichtet ein Anwohner, seien in der Böheimsiedlung Asbestarbeiten vorgenommen worden – ohne dass die Anwohner zuvor darüber informiert worden waren.

Erst im Nachhinein hätten die Anwohner erfahren, dass der in Kaminschächten verbaute Asbest entfernt worden war, sagen sie. Die Mieter der Böheimsiedlung nehmen nun an, dass die Säcke auf dem Gehweg der Eierstraße zum Teil noch Abfall aus dieser Maßnahme enthalten. Von der SWSG hätten sie jedoch keine Information zu dem Abfall und dem Zeitpunkt der Entsorgung enthalten. Die SWSG ihrerseits betont, dass sie über die Arbeiten in einem Rundschreiben informiert habe.

Fasern sollen chemisch gebunden worden sein

Bis gestern lagerten die Säcke mit den Rissen noch auf dem Gehweg der Eierstraße. Die Anwohner haben fotografisch dokumentiert, dass zeitweise sogar Metallgeländer auf den Gefahrgutsäcken lagerten. Diese sind vermutlich für die Löcher mitverantwortlich. Auf Anfrage betonte die SWSG in einer Stellungnahme: „Auf keinen Fall besteht für die Bewohner eines benachbarten Gebäudes eine Gefahr. Die Bauleitung kann ausschließen, dass von den Säcken eine Gesundheitsgefährdung ausgeht, zumal die Faserstoffe zusätzlich chemisch gebunden worden sind.“ Mehrere Säcke mit asbesthaltigen Materialien seien bereits abgeholt worden. Wie lange genau die Säcke bereits dort in der Eierstraße lägen, könne jedoch nicht eindeutig festgestellt werden. Für die Anwohner bedeutsam: Am Montag kündigte die SWSG an, die Säcke am gestrigen Dienstag abholen lassen zu wollen.

Die Gewerbeaufsicht überprüft den Fall

Im Zuge der Modernisierung habe die SWSG asbesthaltige Materialien aus den Kaminen entfernen lassen. Das sei aber erst geschehen, als die entsprechenden Wohnungen leer standen. Die von der SWSG mit den Abbrucharbeiten beauftragte Firma verfüge zudem über die notwendige Sachkunde für die fachgerechte Entsorgung von Asbest, betont SWSG-Sprecherin Stephanie Wachtarz. Von baulicher Seite seien alle Vorkehrungen zum fachgerechten Umgang mit asbesthaltigen Materialien getroffen worden, zudem lagerten die Säcke innerhalb des Bauzauns.

Ob die Lagerung der Säcke fachgemäß war, dem wird die Abteilung Gewerbeaufsicht des Amts für Umweltschutz nachgehen. Ihr müssen laut der Technischen Regel für Gefahrstoffe 519 alle Arbeiten mit Asbest von der zuständigen Bauleitung im Vorfeld angezeigt werden. In diesem Bericht muss definiert werden, wie der Asbestabfall entsorgt wird. Für eine Zwischenlagerung sieht die Technische Regel vor, dass asbesthaltiger Bauschutt entweder feucht zu halten oder in geschlossenen Behältern aufzubewahren ist. Asbest ist in erster Linie gesundheitsgefährdend, wenn die Fasern eingeatmet werden. Asbest in festem und in feuchtem Zustand gilt als weitestgehend ungefährlich.