Trotz seines Quiz-Aussetzers bei „Wer wird Millionär“ hat sich Waldemar Hartmann nicht gescheut, beim Fischsuppenessen als Redner aufzutreten.

Böblingen - Wenn er das Wort Sindelfingen hört, bekommt er immer noch nervöse Zuckungen. „Ich stand auf dem Schlauch“, begründet der langjährige ARD-Sportreporter Waldemar Hartmann seinen Blackout, den er im vergangenen November in der Promiausgabe der RTL-Fernsehsendung „Wer wird Millionär“ gehabt hat. In der Rolle des Telefonjokers gab er statt „Brasilien“ damals „Deutschland“ als Antwort auf die Frage, wer noch nie im eigenen Land Fußballweltmeister geworden ist. „Ich bin vor diesem Ereignis eingeladen worden“, witzelte Hartmann gestern Abend vor den rund tausend Zuhörern beim 34. Fischsuppenessen in der Böblinger Kongresshalle, für das erstmals der neue Eventmanager verantwortlich zeichnete: Andreas Wolfer.

 

„Die Sache tut mir heute nicht mehr weh“

Es war nach einer Lesung in einer Sindelfinger Buchhandlung im November vergangenen Jahres gewesen. Zu vorgerückter Abendstunde hatte Hartmann auf dem Weg zu einem italienischen Restaurant den Anruf aus der Sendung erhalten und sich den Lapsus geleistet. Trotz der unerquicklichen Erinnerungen zögerte „Waldi“ nicht, beim Aschermittwochsmahl gestern Abend als Festredner aufzutreten. „Böblingen ist nicht Sindelfingen“, sagte er. Überhaupt tue ihm die Sache heute nicht mehr weh, eine Stunde nach der Sendung sei das aber schon der Fall gewesen.

„Wir wollten keinen Politiker einladen angesichts der bevorstehenden Wahlen“, begründet Wolfer die Einladung des Sportreporters. Hartmann habe sofort zugesagt. Der Journalist habe wohl die illustren Namen seiner Vorgänger gelesen: Der grüne, ehemalige Staatssekretär Rezzo Schlauch befindet sich darunter, der Journalist Ulrich Kienzle, Ex-VfB-Präsident Erwin Staudt oder auch der einstige Ministerpräsident Günther Oettinger. In diese Reihe füge er sich gerne ein, schrieb Hartmann auf die Einladung zurück, zumal er Rentner sei und Lust auf diesen Auftritt habe. Er stellte nur eine Bedingung. Statt eines Rednerpults wünsche er sich einen Bistrotisch und einen Barhocker.

Der tiefere Sinn liegt in der Fischsuppe

Doch Hartmann war nicht der einzige Höhepunkt des Abends, den Wolfer organisiert hatte: Showtanzgruppen wirbelten über die Bühne, der prominente Kabarettist Bernd Kohlhepp zog die Lacher auf seine Seite. Der tiefere Sinn freilich lag im Benefizgedanken der Veranstaltung: Der Erlös fließt gemeinnützigen Zwecken zu. Mehr als 150 freiwillige Helfer waren im Einsatz, das regionale Fernsehen anwesend und natürlich ziemlich viel Presse.

„Ich bin schon ein bisschen nervös“, hatte der 43 Jahre alte Wolfer noch am Vormittag erklärt. Wer ist der neue Veranstaltungschef im Kulturamt, der mit Waldi einen Volltreffer gelandet hat? Wolfer hatte zunächst Deutsch und Geschichte an der Universität Tübingen studiert und dabei sein Faible für die Liedermacher-Szene entdeckt, die im Tübinger Club Voltaire ein- und ausging. Und auch seine Leidenschaft für das Theater. Er organisierte Bühnenauftritte für Künstler im Brecht-Bau und auch in der Tübinger Mensa und schleppte Kabel und Lautsprecherboxen. Sein Handwerk hat der gebürtige Ludwigsburger also von der Pike auf gelernt.

Afro-Brasil-Festival organisiert

Er ließ sich zudem zum Veranstaltungskaufmann ausbilden und erwarb ein Zertifikat der Industrie- und Handelskammer. Dort prüft er Nachwuchskräfte seiner Zunft. In einer Privatschule unterrichtete er Eventmanagement. Doch ist und bleibt der 43-Jährige ein Mann der Praxis. Zehn Jahre lang war er im ehemaligen Tübinger Kulturbetrieb Zentrum Zoo angestellt und organisierte das Afro-Brasil-Festival, ehe er sich vor einigen Jahren mit einer eigenen Eventagentur selbstständig machte.

Seine Erfahrung soll nun der Stadt zugute kommen, indem er der Verwaltung bei sämtlichen Veranstaltungen beratend zur Seite steht. Ob es um Neujahrsempfänge geht, um andere Festlichkeiten oder die Gestaltung der Langen Nacht der Museen. Damit Wolfer in Vollzeit agieren kann, wurde eine halbe Stelle geschaffen, eine andere halbe Stelle durch interne Neustrukturierung gebildet. „Mein Profil hat genau auf die Stellenausschreibung gepasst“, sagt Wolfer.

Treffen der Liedermacher

Zurzeit liegt er bei der Programmplanung für den Sommer am See in den letzten Zügen – und will neue Akzente setzen. Etwa mit einem dreitägigen Singer-Songwriter-Festival. Böblingen kennt der Heavy-Metal-Fan aus den Zeiten der Sporthalle, die abgerissen wurde und in der früher zahlreiche Rock- und Popkonzerte stattfanden. „Daran könnte man durchaus anknüpfen, meint Wolfer, „auf dem neuen Festplatz des Flugfeldes.“