Die Deutsche Flugsicherung hat wegen der Aschewolke aus Island ein Flugverbot für Bremen, Hamburg und Berlin ausgesprochen.

Berlin - Wegen der Aschewolke des isländischen Vulkans Grímsvötn gilt seit dem frühen Mittwochmorgen über Teilen Norddeutschlands ein Flugverbot. Wie ein Sprecher der Deutschen Flugsicherung (DFS) mitteilte, dürfen in Bremen seit 5 Uhr und in Hamburg seit 6 Uhr keine Flugzeuge mehr starten oder landen. Der Flughafen Hannover, dem ebenfalls ein Flugverbot drohte, werde aber wohl ohne Beeinträchtigungen davonkommen. „Die Aschewolke zieht an Hannover vorbei, so wie es im Moment aussieht“, sagte Raab. Der Berliner Luftraum wird voraussichtlich um 11 Uhr wegen der Aschewolke aus Island gesperrt. Das sagte ein Flughafensprecher am Morgen der dpa.

 

Im isländischen Kirkjubaejarklaustur war am Dienstag kurzfristig ein Streifen blauen Himmels zu sehen. Das war eine Augenweide für die Bewohner des Dorfs am Fuß des Gletschers Vatnajökull, das am dichtesten am speienden Grâmsvötn-Vulkan liegt. Zwei Tage lang war es dort so dunkel gewesen, "als habe jemand die Fenster mit schwarzen Plastiksäcken vernagelt", wie ein Bauer sagte. Die Aufklarung war eine kurze Freude, dann kam starker Wind auf und wirbelte den Ascheteppich auf, der zentimeterdick auf den Feldern liegt.

Die Intensität des Ausbruchs hat zwar abgenommen, doch die Wolke, die vom Grâmsvötn wegtreibt, hat die britischen Inseln und das europäische Festland erreicht und Störungen im Flugverkehr ausgelöst. Allein 252 Flüge mussten am Dienstagmorgen abgesagt werden, am stärksten betroffen waren die Flughäfen in Schottland und Nordengland, doch auch Norwegens Westküste wurde von der Wolke eingehüllt. Aus Deutschland wurden am Dienstag einzelne Flüge nach Edinburgh gestrichen, die britische Fluggesellschaft BA stellte den Verkehr zwischen London und Schottland ein.

Umstrittener Flug in der Grauzone

Die Wolke, die die deutsche Nordseeküste erreicht, soll zwischen 0,2 und 2 Milligramm Asche pro Kubikmeter Luft enthalten. Dies gilt als "niedrige Intensität", bei der Fliegen unter besonderer Aufsicht erlaubt ist. Bei einer Dichte von mehr als vier Milligramm herrscht Flugverbot, der Bereich zwischen zwei und vier Milligramm sei eine "Grauzone", sagt Ole Narvesen von der dänischen Flugsicherung. Fliegen ist nur dann erlaubt, wenn Triebwerks- und Flugzeughersteller die Sicherheit garantieren. Das wird unterschiedlich interpretiert. In Deutschland gelten die zwei Milligramm als Grenzwert, in Skandinavien holten die Fluggesellschaften SAS und Norwegian schon vorsorglich die Erlaubnis ein, auch in der Grauzone fliegen zu können.

Einheitliche, europaweite Richtlinien, wie sie der deutsche Verkehrsminister Peter Ramsauer fordert, stoßen beim zuständigen EU-Kommissar, dem Esten Siim Kallas, auf Skepsis: Asche sei nicht gleich Asche, und jeder Vulkanausbruch verlaufe anders. Dies bestätigen unterdessen isländische Experten: während die Eruption des Eyjafjallajökull im Vorjahr aus winzigen, scharfen Glaskristallen bestand, ist das vulkanische Material diesmal Basaltpulver, das weniger Schäden verursachen soll. Heftiger Nordwind bläst die Asche aufs Meer, wo ein Großteil abregnet.

Nur ein Bruchteil der Vulkanasche wird nach Europa getragen. Der Ausbruch war anfänglich zehnmal heftiger als der des Eyjafjallajökull, inzwischen ist er stark abgeflaut. Die Rauchsäule, die zunächst bis zu 20 Kilometer maß, ist auf rund 4000 Meter Höhe gefallen. Die Erfahrung zeigt, dass der Grâmsvötn heftig zu explodieren pflegt, sich aber auch rasch beruhigt. Experten glauben nicht an wochenlange Eruptionen.