Anfang der 90er Jahre hat Annette Würker-Chong das Asienhaus in Echterdingen eröffnet. Über die Jahre gewann sie Kundinnen und Kunden aus ganz Deutschland. In wenigen Wochen möchte sie in den Ruhestand gehen. Wie sieht dieser aus und was wird aus dem Laden?

Filderzeitung: Sandra Belschner (sbr)

Japanische Teeservices in blauen Schattierungen, handgefertigte Skulpturen aus Rosenholz und Fischknochen, alte Opiumpfeifen, bunte Lampen und exotische Lebensmittel stapeln sich in fast bis zur Decke reichenden Regalen. Um all das wabert der süßliche Geruch von Jasmin, alles auf engstem Raum. Inmitten des farbenfrohen Sammelsuriums steht Annette Würker-Chong hinter der Kassentheke und bringt mit ihrem ansteckenden Lachen den kleinen Laden zusätzlich zum Strahlen. Vor 33 Jahren hat die Schwäbin das Geschäft an der Hauptstraße in Echterdingen eröffnet. Der Anfang war eher holprig.

 

„Ich wollte den Schwaben Asien ein bisschen näher bringen, aber viele wussten nicht so recht, was sie damit anfangen sollen“, erinnert sich die gelernte Zahnmedizinerin an die frühen 90er Jahre zurück. Doch bald schon konnte sie nach und nach immer mehr Kundinnen und Kunden mit ihrer Liebe zu Fernost anstecken.

Ihre eigene Begeisterung wuchs mit jeder Reise nach Asien. Tibet, Korea, Südostasien, China. Alle Länder aufzuzählen, die sie zusammen mit ihrem Mann Kam Wah Chong bereist hat, würde lange dauern. Nun möchte die 69-Jährige in den Ruhestand gehen. Für sie und ihren Mann, der nach ein paar Jahren in den Laden mit einstieg, sei es Zeit „den Schalter umzulegen“.

Im Ruhestand widmet sie sich mehr ihren Kochkursen

Leicht sei ihr diese Entscheidung nicht gefallen, denn viele Kunden seien mittlerweile zu guten Freunden geworden. Mehrere hundert Kilometer fahren manche, um bei der Schwäbin einzukaufen. Das liege an dem vielfältigen Sortiment, aber vor allem an ihren Beratungen, sagt sie. „Ich schüttle so g’schwind die Rezepte aus dem Ärmel und kann sagen: Nehmen Sie lieber das oder das“, sprudelt es aus der Frau heraus. Denn Würker-Chong ist nicht nur leidenschaftliche Verkäuferin, sondern sie gibt auch regelmäßig Kochkurse.

Auch hier war alles „learning by doing“. Während ihrer Reisen habe sie immer wieder in die Küchen vor Ort gespickt und sich neugierig die verschiedenen Zubereitungen und Lebensmittel erklären lassen, erzählt sie. Das gewonnene Wissen gebe sie schon seit einigen Jahren an Menschen aus der Region weiter. Und wie wird die quirlige Schwäbin ihren Ruhestand verbringen? „Ganz genau damit. Ich möchte mich mehr auf meine Kochkurse konzentrieren.“

Die Kurse finden regelmäßig bei der Volkshochschule Leinfelden-Echterdingen und Filderstadt statt. Kochevents für Gruppen können individuell in verschiedenen Locations gebucht werden. Die Bandbreite ist groß, von Sushi bis Tom Yum Gung, von Rendang bis sauerscharfer Pekingsuppe, von indischem Dal Masala bis zu selbst gemachten Dimsum.

Lange hat das Ehepaar nach einer Nachfolge gesucht. Ein Paar aus Indien wurde dann auf das kleine Poster am Fenster aufmerksam und zeigte Interesse. Anitha und Nagarayu Gobburi werden das Asienhaus vom 1. April an übernehmen. Der Großteil des bisherigen Angebotes soll bestehen bleiben. Allerdings möchten die neuen Besitzer einen indischen Fokus setzen, dafür muss ein bisschen Platz geschaffen werden. Deswegen wird es ab Mitte Februar einen kleinen Räumungsverkauf geben: 30 Prozent auf Geschenkartikel und Geschirr.

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