In der 8000-Seelen-Gemeinde mit ihren vielen Teilorten werden jetzt die letzten Gebäude über das bestehende Kanalnetz an das Sammelklärwerk der Kommune angeschlossen. Der Bürgermeister spricht von der Vollendung einer Jahrhundertaufgabe.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Aspach - Wenn hochrangige Gäste – auch aus der Landeshauptstadt – ins beschauliche Aspach kommen, „dann muss entweder etwas Schlimmes passiert sein“, sagt der Bürgermeister Hans-Jörg Weinbrenner am Mittwochnachmittag bei einem Vor-Ort-Termin draußen auf dem Karlshof, „oder es geht um viel Geld“. Glücklicherweise spielt bei dieser Stippvisite des Landesumweltministers Franz Untersteller rund eine halbe Million Euro die Hauptrolle. Der Grünenpolitiker hat einen Förderbescheid über exakt 537 000 Euro im Gepäck. Die Kommune lässt ebenfalls gut eine halbe Millionen springen. Deshalb ist es jetzt möglich, die letzten beiden Teilorte der 8000-Seelen-Gemeinde Aspach über das bereits bestehende Abwasserkanalnetz mit dem Sammelklärwerk zu verbinden.

 

Der Schultes spricht von einer „Jahrhundertaufgabe“, die nun vollendet werde. Wenn alles nach Plan laufe, dann würden die beiden Weiler Karlshof und Wüstenbachhof im Jahr 2016 angeschlossen. Dann haben die Gruben, in denen die Abwässer bis dato noch gesammelt werden, endlich ausgedient. Weinbrenner erklärt am Rande der kleinen Feier, dass künftig nur noch der Warthof und der Hornungshof nicht an das Kanalnetz angeschlossen seien. Die beiden Höfe lägen schlicht zu weit entfernt, es wäre zu teuer diese winzigen Siedlungen auch noch zu erreichen.

Minister: Land beteiligt sich massiv an den Kosten

Der Minister betont, dass mittlerweile „mehr als 99 Prozent“ aller Wohnhäuser in Baden-Württemberg Anschlüsse an Kläranlagen hätten. Vor rund fünf Jahrzehnten seien es erst etwa 60 Prozent gewesen, in den 80er-Jahren bereits circa 95 Prozent. Untersteller erinnert an die Schaumberge auf den Flüssen, an das Fischsterben und an die Smog-Themen, die zu jenen Zeiten, da die Abwässer vieler Gebäude nicht Kläranlagen zuflossen, Schlagzeilen gemacht haben. „Abwasser zu entsorgen und zu klären sorgt für saubere Flüsse, sauberes Grundwasser und eine intakte Umwelt.“

Deshalb beteilige sich das Land „massiv“ an den Projekten, speziell im ländlichen Raum. Es sei das erklärte Ziel des Landes, „Nachteile auszugleichen“. Nur, weil jemand jwd lebe, dürften für ihn die Entsorgungskosten nicht explodieren. Schlussendlich müssen nämlich die Bürger über die Abwassergebühren die Erschließungskosten tragen. Wenn indes Landesgelder fließen, dann drückt das die Gebühren für die Menschen vor Ort. An den Kosten für den Anschluss ihrer Gebäude müssen die Betroffenen sich aber beteiligen.

Schultes: Weitere Hausaufgaben für das Land

In Aspach-Karlshof und Wüstenbachhof betragen diese pro Haus ganz grob geschätzt 5000 bis 10 000 Euro, erklärt Hans-Jörg Weinbrenner. Landwirten indes würden diese Kosten gestundet, und zwar so lange, bis sie ihren Beruf aufgeben.

Nachdem sich alle Beteiligten gegenseitig in den höchsten Tönen gelobt haben, ermahnt der Schultes den Minister noch, eine andere Baustelle im Flecken bitte nicht zu vergessen: den seit vielen Jahren diskutierten Ausbau des Autobahnzubringers. Die Landesstraße 1115 führt direkt vorbei am Karlshof bis zur Autobahnauffahrt Mundelsheim. „Auch hier muss das Land seine Hausaufgaben machen.“ Untersteller weiß sofort, um welches Projekt es sich handelt. „Die Straße ist mir sehr wohl bekannt.“ Dann erzählt der Minister, dass er nach seiner erstmaligen Wahl zum Landtagsabgeordneten 2006 symbolisch von Stuttgart bis zur L 1115 gewandert sei. Das habe zwei Tage lang gedauert. Er erinnert aber auch daran, dass des Ausbau mittlerweile auf rund 50 Millionen Euro taxiert werde – immerhin einhundertmal so viel Geld wie er diesmal mitgebracht hat.

Grundsatzbeschluss fällt im Jahr 1995

Aspach
Die Gemeinde Aspach hat im Jahr 1995 laut der Aussage des Bürgermeisters Hans-Jörg Weinbrenner den „wegweisenden Grundsatzbeschluss“ gefällt, alle Weiler an die Kläranlage anzuschließen. Damals war der Schultes gerade seit einem Jahr im Amt. Seither habe die Kommune allein „im Abwasserbereich circa 6,7 Millionen Euro“ ausgegeben.

Land
In Baden-Württemberg werden nach der Auskunft des Umweltministers Franz Untersteller die Abwässer von nur noch rund 75 000 Einwohnern nicht in Kläranlagen geleitet und aufbereitet. Die Landesregierung habe das Ziel, noch 25 000 dieser Menschen zu erreichen. Es sei aber nicht möglich, „jeden Einzelhof und jede Ferienwohnung“ anzuschließen.