Bei einem Informationsabend sind die Kritiker des Kinderhauses so aufgebracht, dass sie den Bürgermeister kaum zu Wort kommen lassen.

Asperg - Die, um die es geht, sind nicht gekommen. Die Asperger Jugendlichen und jungen Erwachsenen, deren Bolzplatz an der Möglinger Straße auf der Kippe steht, waren bei der Bürgerinformation am Montagabend in der Stadthalle nicht dabei. Doch ihre Interessen wurden von älteren Bürgern lautstark vertreten.

 

Ulrich Storer, der Asperger Bürgermeister, erklärte, „dass es keine Alternative gibt zum Bau eines Kinderhauses auf dem Bolzplatzgelände“. Warum alle anderen bisher diskutierten Standorte nicht infrage kämen, zählte er nacheinander auf: zu wenig Platz drinnen, nicht genug Platz draußen, hohe Sanierungskosten oder zu langwierige Prozesse. Selbst der Festplatz in der Seestraße, „eigentlich unser Traumgrundstück“, falle aus. Wegen eines benachbarten Chemikalienhandels sei eine Baugenehmigung nicht möglich, sagte Ulrich Storer.

Storers Argumente kommen nicht an

Mit Blick auf den nahenden Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz für unter Dreijährige prophezeite er: „Wir haben keine andere Chance. Ich sehe Schadenersatzforderungen auf uns zukommen und Fördergelder verschwinden.“ Denn wenn der Bau nicht bis Ende des Jahres 2013 fertig ist, gibt es keine Zuschüsse vom Bund.

Aber seine Argumente trafen nicht auf viel Verständnis – im doppelten Sinn. Immer wieder wurde er durch Zwischenrufe unterbrochen. „Ein ,geht nicht‘ akzeptieren wir nicht“, sagte eine Bürgerin. Auch Storers Verweis auf Fakten ließ man nicht gelten: „Wir müssen Ihnen ja einfach glauben, was Sie hier erzählen.“

Kinderbetreuung, fanden die Leute im Publikum, sei schön und gut, aber „kleine Kinder werden auch mal groß und wollen bolzen“. Storer entgegnete: „Es ist wirklich nicht die Sache der Gemeinde, wo ein junger Mann um die 20 Fußball spielt.“

Der Bolzplatz ist nicht das einzige Problem für die Bürger

Aber längst nicht in allen Wortmeldungen ging es um den Bolzplatz. Die Bürger sehen auch Probleme bei dem geplanten Neubau, etwa beim erwarteten Anfahrtsverkehr. Der bedeute Stress für die Kinder und bringe noch mehr Autos auf die Möglinger Straße als bisher. Auch die Lage des alternativ geplanten Bolzplatzes neben dem Kinderhaus wurde moniert: Er soll vor den Fenstern der Schlafräume für die Kleinen liegen. Aus Storers Sicht ist das kein Problem: „Dann wird der über Mittag eben abgeschlossen. Oder es gibt ein Schild, dass man dann leiser spielen soll.“ Gelächter aus den Zuhörerreihen erntete er damit, eine Frau rief dazwischen: „An Ihrer Argumentation merkt man, dass Sie keine Ahnung haben, wovon Sie sprechen. Da fühle ich mich als Bürger verarscht.“

Auf einige Fragen gab es tatsächlich nur vage Antworten. Woher soll trotz Erziehermangel das Personal für das Kinderhaus kommen? „Das wird spannend werden“, sagte Stephanie Knorpp, Fachkoordinatorin für Kindertagesstätten. Und wie will Asperg den Bau finanzieren? „Wie viele Schulden wir aufnehmen müssen, wissen wir noch nicht“, sagte Storer. Klar war aber: das Kinderhaus muss kommen. Asperg habe in Sachen Kinderbetreuung einen Ruf zu verlieren, betonte der Bürgermeister. „Der Preis ist, dass es den Bolzplatz nicht mehr gibt. Das sollte es uns wert sein.“

Die Alternativen, die keine sind

Umbau:
Die Schillerschule und die Alte Bücherei in der Badstraße wären Kandidaten für einen Umbau zum Kinderhaus gewesen. Doch in beiden ist zu wenig Platz: Nur 20 bzw. 15 Plätze könnten dort entstehen. Auch wären die Umbaukosten zu hoch. Schulräume zu nutzen geht ebenfalls nicht: die Räume werden gebraucht.

Anbau:
Die Gelände der Kindergärten Grafenbühl und Schillerstraße sind laut der Stadt ebenfalls nicht geeignet. Ein Anbau in der Schillerstraße sei unwirtschaftlich, zudem sei zu wenig Platz für Stellplätze. Das ist auch beim Kindergarten Grafenbühl der Fall. Dort gibt es außerdem nur Raum für fünf Gruppen.

Neubau:
Ein Kinderhaus südlich des Schulzentrums, auf dem Spielplatz Hirschbergsiedlung oder an der Möglinger Straße/Berliner Straße zu bauen würde aus diversen Gründen zu lange dauern. Das Festplatzgelände wäre laut Storer ideal, wegen eines Chemiebetriebs nebenan werde es aber nicht genehmigt.