Für die Beisetzung eines getöteten 18-Jährigen wappnet sich Asperg – zum Schutz der Familie. Die Stadt befürchtet, dass bei der Trauerfeier Besucher die Pietät nicht respektieren.

Ludwigsburg: Susanne Mathes (mat)

Wenn an diesem Freitag Familie und Freunde den 18-Jährigen auf seinem letzten Weg begleiten, der am 8. April bei einer Schießerei in Asperg ums Leben kam, wird das unter strengen Vorkehrungen zum Schutz der Angehörigen geschehen. Weil die Stadt befürchtet, dass bei der Trauerfeier – die nicht ausdrücklich nur für den engsten Angehörigenkreis stattfindet –, Besucher die Pietätsgrenzen nicht respektieren, hat sie eine Allgemeinverfügung erlassen. Auch im Falle der ermordeten Tabitha habe man so agiert, sagt der Asperger Bürgermeister Christian Eiberger.

 

Aus Sorge, dass sich Sensationslüsterne unter die Trauergemeinde mischen, verbietet die Stadt mittels der Verfügung sowohl Privatpersonen als auch Pressevertretern, während der Beisetzung Aufnahmen in Bild, Film oder Ton zu machen. Auch darf der Friedhof im Zeitraum der Beerdigung nicht mit Drohnen überflogen werden. Das müsse zum Schutz der Persönlichkeitsrechte der Angehörigen sein – und um zu gewährleisten, dass die Bestattung in einer dem Ort und der Situation angemessenen, würdigen Weise stattfinden könne.

Stadt pocht auf Wahrung der Pietät

Schon am Tag der Tat habe sich angesichts der landesweiten Berichterstattung gezeigt, dass eine solche Allgemeinverfügung notwendig sei. Auch was sich im Internet abspiele, nehme zum Teil schwer zu ertragende Ausmaße an, sagt Bürgermeister Christian Eiberger. Man komme deshalb nicht umhin, solchen Auswüchsen mit einem derartigen rechtlichen Instrument entgegenzuwirken, auch wenn das traurig sei. Die Ortsvollzugsbehörde und die Polizei werden die Trauerzeremonie absichern und darauf achten, dass die Besucher sich an die Vorgaben halten.

„Das Opfer war ein junger Mann, der viele Freunde und Bekannte hatte. Es ist mit großem Andrang zu rechnen“, sagt eine Sprecherin des Ludwigsburger Polizeipräsidiums. Wie groß, sei nicht einzuschätzen, „es gibt kein Raster dafür“. Die Polizei stehe mit der Stadt Asperg im engen Kontakt, um das Geschehen adäquat zu begleiten.

Der 18-jährige war in der Nacht zum Karsamstag auf einem Parkplatz nahe eines Kindergartens und einer Schule erschossen worden; ein Gleichaltriger wurde schwer verletzt. Tags darauf nahm die Polizei einen 20-jährigen Tatverdächtigen fest, zwei Tage später drei weitere junge Männer, zwei davon erst 17 Jahre alt. Drei der vier Festgenommenen sind nach Angaben der Stuttgarter Staatsanwaltschaft polizeibekannt.