In Asteroiden werden wertvolle Metalle vermutet. Der Himmelskörper 2012 DA14, der am Freitag an der Erde vorbeischrammt, soll 145 Milliarden Euro wert sein. Man müsse nur eines der kosmischen Geschosse einfangen. Die Nasa sagt: im Prinzip geht das.

Stuttgart - „Asteroiden sind die tief hängenden Früchte des Sonnensystems“, schreibt die Firma Planetary Resources auf ihrer Website, also vergleichsweise einfach zu pflücken. Den ökonomischen Wert des Asteroiden 2012 DA14, der sich am Freitagabend der Erde nähert, schätzt Deep Space Industries, ein weiteres Astrounternehmen, auf 145 Milliarden Euro. Denn er enthält Metalle wie Eisen und Nickel, zudem Wasser – als potenzieller Sauerstofflieferant kostbar für eventuelle Raumfahrtmissionen. Auch ein beträchtliches Vorkommen an Edelmetallen vermuten einige Goldgräber in Asteroiden. Einziger Haken an der Sache: um diese Schätze zu heben, müssten die Himmelskörper zuvor eingefangen werden; das heißt, von ihrer Bahn um die Sonne auf einen Erdorbit bugsiert werden.

 

Das klingt nach Science-Fiction; tatsächlich zählt der Hollywoodregisseur James Cameron zu den Beratern von Planetary Resources. Doch Fiktion und Wirklichkeit sind hier nicht klar voneinander abgrenzbar: Eine kürzlich abgeschlossene Machbarkeitsstudie, an der Wissenschaftler der Nasa und der Universität Harvard beteiligten waren, kam zu dem Ergebnis, dass die Umleitung eines erdnahen Asteroiden prinzipiell möglich ist. Demnach könnte es bis 2025 gelingen, einen 500 Tonnen schweren Asteroiden in einen Orbit in Mondentfernung zu manövrieren. Dort könnte er dann näher erforscht werden; auch von Astronauten.

Um einen Asteroid umzulenken, müssten Roboter ihn allerdings mit einem kraftvollen Solarantrieb ausstatten. Denkbar sei „ein großes Sonnensegel, also eine ausfahrbare, reflektierende Fläche, die den Solardruck einfängt“, erklärt Michael Khan von der Europäischen Weltraumorganisation Esa. Eine andere Möglichkeit bestünde darin, mit einem Raumschiff dicht an einen Asteroiden heranzufliegen und den Himmelskörper dann über die Schwerkraft langsam aus der Bahn zu lenken.

Der frühere Google-Chef Eric Schmidt zählt zu den Investoren

Der Asteroid 2012 DA14 käme für eine solche Operation nicht infrage. „Je ähnlicher die Asteroidenbahn der Erdbahn ist, desto einfacher ist es hinzufliegen“, erklärt Khan. Die Bahnform von 2012 DA14 weiche aber schon recht deutlich von derjenigen der Erde ab.

Die Frage, warum man Asteroiden einfangen sollte, beantworten auch die an der Machbarkeitsstudie beteiligten Wissenschaftler unter anderem mit dem Stichwort „Rohstoffreichtum“. Dieser beflügelt die Forschung schon seit mehr als 100 Jahren. Der Raketenpionier Konstantin Ziolkowski führte 1903 die Astrobodenschätze als einen zentralen Grund an, den Weltraum zu erobern.

Um die Idee des Weltallbergbaus zu verwirklichen, arbeitet Planetary Resources zurzeit an einem Satelliten, der hochauflösende Bilder von erdnahen Asteroiden liefern soll. In einem nächsten Schritt soll er mit einem Antrieb versehen werden, um aus unmittelbarer Nähe Daten über Asteroiden sammeln zu können. Bis zur roboterbetriebenen Weltraumindustrie scheint es noch ein längerer Weg. Der ehemalige Google-Vorsitzende Eric Schmidt glaubt aber, dass er gangbar ist; er gehört zu den Investoren.

Überzeugt davon, dass sich der Aufwand lohnt, ist auch der Ingenieur Shane Ross, der sich seit mehr als zehn Jahren mit der Materie beschäftigt. Im Vergleich zu der Förderung von schwer zugänglichen Rohstoffen auf der Erde, handle es sich beim Asteroidenbergbau um eine „umweltfreundliche Alternative“. Doch es gibt auch kritische Stimmen. So sei unklar, wem die Schätze im All gehören, politische Konflikte seien vorprogrammiert.