Wie sich der Amateurverein ASV Grassau mit den Gästen des VfB Stuttgart ein Zubrot verdient.

Sport: Gregor Preiß (gp)

Grassau - Die Arbeit des Platzwarts beginnt schon anderthalb Stunden vor Trainingsbeginn. Linien nachziehen, Löcher stopfen, Unebenheiten beseitigen. Die Bundesligaprofis des VfB Stuttgart wollen in ihrem Trainingslager am Chiemsee schließlich mehr als nur ein gemähtes Wiesle vorfinden. Top-Bedingungen für eine Top-Vorbereitung.

 

Die für den VfB am Wochenende zu Ende geht, während sich mit dem FSV Mainz 05 bereits der nächste Bundesligist im Anflug befindet. Vor den Jungs von Hannes Wolf bereiteten sich außerdem schon die U-21-Junioren des DFB auf die Euromeisterschaft in Grassau vor. In der Vergangenheit trimmten sich zudem der VfL Wolfsburg, RB Leipzig, Schalke 04 oder Fenerbahce Istanbul auf der Anlage des örtlichen ASV fit für die anstehende Saison.

„Hier passt einfach alles“, nennt VfB-Sportvorstand Jan Schindelmeiser den Grund, warum seine Entourage schon zum zweiten Mal in Folge Grassau als Ziel für die Sommervorbereitung wählte. Gute Plätze und nur fünf Minuten Fußweg zum angrenzenden, vor drei Jahren errichteten Vier-Sterne-Hotel mit Golfplatz. Mehr braucht es nicht. Wobei das für einen Verein aus der Kreisklasse schon ganz schön viel ist. Das mit den Top-Rasenplätzen.

Was die Spvgg Unterhaching damit zu tun hat

„Eine lange Geschichte“, erzählt Grassaus erster Vorsitzender Dagomar Jühlke. „Früher waren wir mal ein ganz normaler Verein mit einem holprigen Rasenplatz.“ Bis die Spvgg Unterhaching auf die Grassauer zukam – als Kooperationspartner für Talente und Trainerausbildung. Während der große FC Bayern und die Münchner Löwen sich traditionell im Umland bedienen können, musste die dritte Münchner Fußballkraft weiter ausschweifen. Und landete am Chiemsee.

„Damals haben wir begonnen, die Plätze auf Profiniveau anzuheben“, berichtet Ahmet Cetin, der zweite Vorsitzende des ASV Grassau. Denn bald kam auch der aktuelle Drittligist zur Sommerfrische in den Süden Bayerns. Fortan entwickelten die Amateurfußballer daraus ein Geschäftsmodell: Gutes Geld gegen gute Plätze. Wofür sie eigens ein professionelles Greenkeeper-Team aus dem Ort engagieren.

Auf die spannendste Frage wollen die Vorstände aber lieber keine Antwort geben: Wieviel sich ein Verein wie der VfB Stuttgart sein Trainingslager kosten lässt. Nur so viel lässt sich Ahmet Cetin entlocken: Dass sie jetzt fünfmal so viel wie früher in die Platzpflege investierten.

ASV-Präsident Dagomir Jühlke im Interview

Ein Risiko schwingt immer mit

Entscheidenden Einfluss auf die Etatplanung habe der hohe Besuch aus dem Profilager aber nicht, versichert Jühlke. Das Ganze sei für den Verein mehr ein Zubrot. Und außerdem immer schwer zu kalkulieren, da schon im Spätwinter mit der Intensivpflege begonnen werden müsse. Der erste Tausender gehe dabei schon fürs Düngen drauf. Zu Jahresbeginn lägen aber noch keine Zusagen von Profivereinen vor.. Ein gewisses Risiko schwingt für den Dorfclub also immer mit.

Selbstredend müssen die Kreisklasse-Kicker aus Grassau hintanstehen, solange sich Simon Terodde und Co auf ihrer Anlage tummeln. Sie freuen sich dafür umso mehr, wenn sie anschließend wieder auf einem fein gestutzten und topebenen Platz ihrem Hobby nachgehen können. Und die Gegner aus Berchtesgaden und Fridolfing genauso.

VfB Stuttgart - 1. Bundesliga

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