Vor wenigen Jahren wussten die Kommunen nicht, wohin mit all den Flüchtlingen. Und heute? Ist fast nicht mehr davon zu hören. Ein Blick nach Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen.

Filder - Es ist noch gar nicht so lange her, dass die Unterbringung von Flüchtlingen für die Kommunalpolitik das vorrangige Thema war. Die Kommunen informierten die Bürger auf Versammlungen, wo Unterkünfte gebaut und wie die Menschen betreut werden sollten. Es wurden wegen des Andrangs Sporthallen genutzt, Container aufgebaut, händeringend nach weiteren Möglichkeiten gesucht. „Wir müssen jetzt in alle Richtungen denken“, sagte Filderstadts Oberbürgermeister Christoph Traub im Dezember 2015 und sagte, die Kommune müsse vorläufig 1200 Menschen irgendwo unterbringen. Ähnlich stellte sich die Situation in Leinfelden-Echterdingen dar. Und heute?

 

„2014 bis 2018 wurden über 750 Geflüchtete in die Anschlussunterbringung nach Filderstadt zugewiesen“, sagt Andreas Koch. Ende vergangenen Jahres, so Filderstadts Erster Bürgermeister, lebten 473 Menschen mit Fluchterfahrung in 19 städtischen Gebäuden in der Anschlussunterbringung. Die größten dieser Unterkünfte stehen in Bernhausen, Bonlanden und Sielmingen. Platz gibt es für 628 Personen, man verfügt also über einen stattlichen Puffer. Der Landkreis selbst betreibt in der Kommune zurzeit in Harthausen und Bonlanden zwei Unterkünfte mit Platz für 100 Menschen, die aktuell mit 76 Personen belegt sind – allein 70 in Harthausen.

Die Zahl wurde noch einmal nach unten korrigiert

135 Menschen soll Filderstadt in diesem Jahr aufnehmen. Davon musste man bisher nach vom Landkreis genannten Zahlen in der Kommune ausgehen. Mittlerweile wurde die Prognose um rund die Hälfte nach unten korrigiert. „In diesem Jahr müssen wir 72 Personen unterbringen“, sagt Koch. Tatsächlich sind es sogar 19 weniger, da die Quote 2018 übererfüllt wurde. Für das kommende Jahr rechnet der Erste Bürgermeister mit 45 Geflüchteten, die die Kommune aufnehmen muss – statt prognostizierter 89.

„Wir waren auf dem Mietwohnungsmarkt sehr erfolgreich und haben viele Menschen dezentral oder in Privatwohnraum unterbringen können“, erläutert Koch. 221 Plätze hätten so geschaffen werden können, wozu er auch die Unterkunft an der Seestraße mit rund 120 Plätzen zählt. „Die vor Jahren geäußerten Befürchtungen sind zu 90 Prozent nicht eingetroffen“, sagt er. Auch der Familiennachzug – bei dem man mit hohen Zahlen gerechnet hatte, falle deutlich geringer aus. „2018 sind 27 Kinder oder Ehepartner auf diese Weise zu uns gekommen“, sagt Koch.

Obdachlose in den Unterkünften untergebracht

Entspannung herrscht auch in Leinfelden-Echterdingen: Dort leben laut Carl-Gustav Kalbfell zurzeit 507 Geflüchtete in städtischen und privaten Wohnungen sowie in Asylunterkünften. „Davon ist bei etwa 100 Personen entweder das Verfahren noch im Gange, die Abschiebung ausgesetzt, oder sie sind geduldet“, sagt der Bürgermeister. Der Landkreis nutzt zusätzlich den umgebauten Nödinger Hof als Erstunterbringung, 80 Menschen wohnen dort.

„Wir erfüllen die Zuteilungsquote und müssen in diesem Jahr 47 Personen in der Anschlussunterbringung ein Dach über dem Kopf geben“, sagt Kalbfell. Er gehe davon aus, dass das klappt, da durch Fluktuation immer mit freien Wohnungen zu rechnen sei. An Sammelunterkünften würden nur noch die in Musberg und Oberaichen genutzt. Von den Containern, die einst das ehemalige Renault-Gelände am westlichen Ortsrand von Echterdingen bestimmten, sind die meisten mittlerweile abgebaut. Hier sind nach Worten des Sozialbürgermeisters heute vor allem Obdachlose untergebracht.