Vertreter von Helferkreisen ziehen im Gemeinderat von L.-E. eine Art Zwischenbilanz. Flüchtlinge erhalten viel Hilfe. Die Zuwanderer wollen aber auch etwas zurückgeben.

Leinfelden-Echterdingen - Sprachkurse, Integrationskurse, Workshops, ein Begegnungscafé mit WLAN-Anschluss, Freizeitangebote, eine große Gruppe an Dolmetschern, Patenschaften: Flüchtlinge erhalten in der Großen Kreisstadt viel Hilfe. Die Zuwanderer wollen aber auch etwas zurückgeben. So haben Asylsuchende in Oberaichen sich Farbe besorgt und ihre Unterkunft gestrichen. Flüchtlinge, die bereits länger in der Großen Kreisstadt leben, helfen frisch Eingereisten, fungieren als Dolmetscher. Anfang Mai wird es einen Dankeslauf durch die Stadt geben.

 

In Stetten haben Flüchtlinge zu einem Nachbarschaftsfest eingeladen und die meisten Anwohner wollen am Sonntag in den Nödinger Hof kommen. Man spricht miteinander. Im Stettener Kummerkasten, einst eingerichtet weil es in dem Stadtteil viele Vorurteile gegen die neuen Bewohner des Nödinger Hofes gab, landen kaum noch Beschwerden.

Es hat sich also einiges getan in der Großen Kreisstadt, seitdem die ersten Flüchtlinge 2014 zunächst an der Lilienstraße in Unteraichen und später an der Steinbeisstraße in Oberaichen eine Heimat auf Zeit erhalten haben. Und das liegt vor allem an den rund 400 Ehrenamtlichen, die sich um die derzeit 550 Asylsuchenden und um die 100 Flüchtlingen mit Bleiberecht kümmern.

Fünf Helferkreise gibt es mittlerweile in L.-E: Den Arbeitskreis Asyl Leinfelden, den Arbeitskreis Asyl Echterdingen, den Verein Freundeskreis für Kriegsflüchtlinge LE, die FIS Flüchtlingsarbeit in Stetten und die Gruppe Arbeit und Integration, die zum Verein Lebenswertes LE gehört.

Vertreter von vier dieser Gruppen haben ihre Projekte am Dienstag im Gemeinderat präsentiert. Irmgard Quelle (FIS Stetten), Öner Durmaz und Alexander Braun vom AK Asyl und Daniela Rothkegel vom Freundeskreis für Kriegsflüchtlinge berichteten über ihre Arbeit und ernteten dafür fraktionsübergreifend viel Lob.

Eberhard Wächter (Freie Wähler) sprach von einem „herausragenden Engagement“, das Schule machen sollte. Wolfgang Haug (FDP) sagte: „Sie sind eine Verpflichtung eingegangen, die wir sehr wertschätzen.“ Barbara Sinner-Bartels (SPD) erklärte: „Sie können stolz sein auf diese beeindruckende Bilanz.“ Claudia Moosmann (Filderpiraten) betonte: „Sie machen ihre Arbeit gut.“ Claudia Zöllmer (CDU) zeigte sich begeistert von den Frauen im Nödinger Hof, die spezielle Sprachkurse für Frauen durchgesetzt haben und jeden Sonntag den großen Saal des Ex-Hotels für sich gebucht haben.

Auch die Stadtverwaltung, allen voran Peter Löwy, der Leiter des Amtes für soziale Dienste, lobte das Ehrenamt und auch die Mitarbeiter seines Amtes. Oberbürgermeister Roland Klenk sagte: „Wir brauchen Sie weiterhin dringend.“

Auch die Abstimmung zwischen den Helferkreisen funktioniere mittlerweile gut, hieß es auf Nachfrage von Grünen-Stadtrat Frank Mailänder. Sand im Getriebe gebe es nicht mehr. Man arbeite miteinander, spreche sich selbst bei Spenden ab. Dazu habe auch der „Runde Tisch“ beigetragen, der im November vergangenen Jahres eingerichtet wurde. Die regelmäßigen Treffen dienen den Ehrenamtlichen dazu, „sich miteinander abzustimmen, sich über wichtige Themen zu informieren und auf einen einheitlichen Nenner zu kommen“, sagt Löwy unserer Zeitung.

Nicht ganz dazu passen will, das ein Helferkreis zu der Gemeinderatssitzung nicht eingeladen wurde. Monika Heilmann, die bereits im AK Asyl aktiv war, später dann den Freundeskreis für Kriegsflüchtlinge LE ins Leben gerufen hatte und nun der Gruppe Arbeit und Integration vorsteht, bekam kein Podium. Sie hatte sich, wie berichtet, darüber sehr geärgert. Nun sagt sie unserer Zeitung: „Wir arbeiten für die Flüchtlinge und nicht für die Stadt oder das Landratsamt.“

Darauf angesprochen sagt Löwy, dass im Gemeinderat jene Gruppen sprechen sollten, die auch beim Runden Tisch vertreten sind. Diese Treffen seien freilich auch offen für andere Ehrenamtliche und Gruppen, die konstruktiv mitarbeiten wollen. Er sagt unserer Zeitung aber auch: „Es läuft nicht immer alles glatt.“ Es gebe in L.-E. aber eine positive Grundstimmung, die alles andere als selbstverständlich sei.