Das Gebäude in der Patronatstraße im Gewerbegebiet des Orts ist fast fertig. In der Kreisunterkunft ist Platz für 60 Bewohner – die ersten sollen schon nächste Woche einziehen.

Hemmingen - So viel Auflauf ist hier wohl nicht alle Tage. Die vielen Menschen, die sich an diesem Dienstag direkt vor seiner Tür tummeln, beäugt der Asylbewerber eher zurückhaltend. Sie sind gekommen, um das neue Flüchtlingsheim anzuschauen, das der Landkreis gerade mit Hochdruck fertigstellt. Das grenzt unmittelbar an die bestehende kommunale Flüchtlingsunterkunft, aus der der Mann sich das Treiben anschaut. Nächste Woche sollen nach Angaben des Landratsamts die ersten von bis zu 60 Bewohnern in den neuen zweigeschossigen Holzbau in der Patronatstraße in Hemmingen einziehen.

 

Fünfeinhalb Quadratmeter pro Person

Rund 40 Flüchtlinge leben im Moment in der 7500-Einwohner-Gemeinde, nicht ganz 20 davon in der bestehenden Unterkunft in der Patronatstraße. Der Rest verteilt sich auf Wohnungen in der Pfarrgasse und im ersten Stock des Bahnhofsgebäudes. In den neuen Fertigbau im Gewerbegebiet sollen nach Informationen des Landratsamts bald Familien und Einzelpersonen im Rahmen der sogenannten vorläufigen Unterbringung leben. Fünfeinhalb Quadratmeter stehen jedem von ihnen zur Verfügung. „Allzu groß sind sie ja nicht“, sagt eine Besucherin, während sie sich in einem der Schlafzimmer umsieht. „Da schau an, schön“, findet hingegen eine andere Frau. 15 Schlafzimmer gibt es, zehn oben, fünf unten. Sie sind durchnummeriert und mit entsprechenden Ziffern versehen, in jedem stehen zwei schwarze, metallene Hochbetten. Vier Menschen werden hier wohnen. Während einige Zimmer am Dienstag noch bettenlos sind, liegen in anderen schon in Plastikfolie eingeschweißte Decken für die neuen Bewohner bereit. Neben der Betten gibt es ein Waschbecken, Tisch, Stühle und Spinde. An der Decke verläuft eine lange Leuchtröhre. Am Dienstag drängen sich die Hemminger in diesen Räumen, in denen vereinzelt noch Werkzeug herumliegt und unverbaute Rohre in Pappkartons lagern. Abgesehen von den dunklen Bettgestellen ist fast alles aus hellem Holz, die Fassade ebenso wie die Bohlen im Erdgeschoss, die eine Art Veranda markieren.

Die Gemeinde sucht weiter Standorte

Jedes Zimmer hat einen eigenen Zugang. Die oberen Räume sind am Dienstag anfangs noch verschlossen, die Leute drängen sich stattdessen um die weiß eingefassten kleinen Fenster, um einen Blick hinein zu erhaschen. Unten gibt es Sanitärräume – eine Dusche und ein WC für zehn Personen, die Männer teilen sich zu fünfzehnt eine Toilette. Neben einem Raum für Sozialarbeiter gibt es auch einen Kochraum. Dort stehen sechs weiße Herde aufgereiht, ihnen gegenüber eine Phalanx aus Spülbecken, die in eine Arbeitsplatte aus weiß gestrichenem Holz eingelassen sind. „Das hält nicht lange“, sagt eine Frau und äußert damit die Vermutung, dass das Wasser die hölzerne Platte aufweichen könnte.

Trotz der neuen Unterkunft muss die Gemeinde weiter Ausschau halten nach Unterkünften – für die eigene kommunale Unterbringung. Etwa 50 Plätze fehlen in diesem Jahr noch. Der Plan, Flüchtlinge in der Eisgasse und dem ehemaligen Gasthof Schiff unterzubringen, ist schon fix. Über mögliche weitere Standorte – einer davon ebenfalls in der Patronatstraße – wird unterdessen schon diskutiert.

In dem einstöckigen Haus gegenüber der schon bestehenden Unterkunft in der Patronatstraße steht mittlerweile ein anderer Bewohner in der Tür, fast so, als warte er darauf, dass ihn jemand anspricht. In vielen anderen Zimmern sind die Rollläden heruntergelassen.