Casablanca heißt die Ermittlungsgruppe der Polizei, die sich seit 2009 mit einem Teil der illegal Eingereisten beschäftigt. Zwei Beamte kümmern sich seither um 150 bis 160 der jungen und nicht mehr so jungen Männer, die vorwiegend aus den nordafrikanischen Maghrebstaaten stammen und wiederholt wegen Diebstahls aufgefallen sind. Derzeit stehen noch 50 Flüchtlinge im Fokus der Ermittler. „Die Männer versuchen sich auf diesem Weg einen höheren Lebensstandard zu sichern“, sagt der Polizeisprecher Jörg Korowski und fügt hinzu, dass die Zahl der Delikte rückläufig sei.

 

In manchen Fällen ist es nicht der Wunsch nach einem höheren Lebensstandard, der die Flüchtlinge zu den Diebstählen treibt, sondern es sind Schulden bei ihren Schleusern. „Viele haben ihre Flucht noch gar nicht abbezahlt, wenn sie ankommen“, erzählt Jens Peter von der Arbeitsgemeinschaft Dritte Welt, die Vormundschaften für die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge übernimmt. Peter schätzt, dass er und seine Kollegin in den vergangenen zehn Jahren mehr als 500 junge Menschen begleitet haben. Die Fluchtgeschichten will der Sozialarbeiter schon gar nicht mehr hören, weil er weiß, wie viel von den Schleusern eingeflüstert ist. Was ihn interessiert, ist das Engagement der Flüchtlinge in ihrer neuen Heimat. „Wir haben junge Leute, die heute einen festen Job bei Daimler haben und andere, die im Gefängnis sitzen“, sagt Peter. Sein Fazit aber lautet: die Mehrzahl schaffe es, sich gut zu integrieren.

Von einem Ausbildungsplatz ist Muhammad aus Afghanistan weit entfernt, er fiebert seinem Deutschkurs entgegen. Die Sozialarbeiterin Carmen Krosch drückt ihm die Daumen: „Unser Notaufnahmeheim profitiert von jungen Männern wie ihm, die dankbar sind für die Hilfe, die sie bekommen.“ Ganz anders die deutschen Jugendlichen, die vielfach an „Wohlstandsverwahrlosung“ litten. „Da ist keine Dankbarkeit mehr zu spüren.“