Bereits im November kann ein Teil der von dem verheerenden Feuer betroffenen Flüchtlingsunterkunft in Stuttgart-Heumaden wieder bezogen werden. Unterdessen dauern die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft an.

Stuttgart - Gut drei Wochen nach dem Brand in der Flüchtlingsunterkunft in Heumaden riegelt noch immer ein Zaun einen Teil des Gebäudekomplexes ab. Die von der Stadt gezogene Grenze wird von einem Wachdienst gesichert. „Wir wollen auch weiterhin sicherstellen, dass kein Flüchtling in das abgebrannte Haus einsteigt, um nach seinen Habseligkeiten zu suchen“, erklärt Stefan Spatz, der stellvertretende Sozialamtsleiter, die Maßnahme der Stadt, die alleine dem Schutz der Bewohner diene. Das Betreten des abgebrannten Hauses sei auch zum jetzigen Zeitpunkt noch lebensgefährlich.

 

Die 66 Flüchtlinge, die bei dem Brand ihre Bleibe verloren haben, sind inzwischen umgezogen. Einige konnten in dem unbeschadet gebliebenen Gebäude in der Kirchheimer Straße unterkommen, andere in kleinen Unterkünften in Bad Cannstatt, Untertürkheim und dem Stuttgarter Westen, wieder andere in Wohnungen der städtischen Tochter SWSG. „Die meisten sind glücklich über ihre neue Bleibe, weil diese mehr den Charakter von Wohnungen haben“, so Spatz. Ein Flüchtling allerdings ist noch immer im Marienhospital. Der Mann hat sich schwere Verbrennungen und mehrere Knochenbrüche zugezogen, kann inzwischen aber von seinem vertrauten Sozialarbeiter in der Klinik besucht werden.

Plätze für Flüchtlinge in Stuttgart sind rar

Während der abgebrannte Teil der Unterkunft weiter abgesperrt ist, sind in dem anderen betroffenen Gebäude längst die Handwerker zugange. Wände, an denen das Löschwasser entlanggeströmt ist, müssen getrocknet, die Sanitäranlagen wieder in Ordnung gebracht werden. Beim Sozialamt geht man davon aus, dass im November wieder Flüchtlinge einziehen können. „Wir hoffen, dort 30 bis 35 Menschen unterzubringen“, sagt Spatz. Der Platz für Flüchtlinge in Stuttgart ist rar: Seitdem die Asylbewerberzahlen deutschlandweit wieder steigen, ist die Stadt fieberhaft auf der Suche nach Unterkünften. „Wir haben jahrelang nur Plätze abgebaut. Jetzt zwingt uns die weltpolitische Lage, wieder aufzustocken, was schwierig ist“, erklärt Spatz.

Ende September noch soll der Bauzaun fallen, nach dem Abriss des abgebrannten Teils der Unterkunft. Wann der Wiederaufbau beginnt, ist noch unklar. Die Stadt beziffert den Schaden auf mehrere hunderttausend Euro, detailliertere Angaben seien im Moment nicht möglich. Klar ist aber: „Vor dem Abriss bekommen die Flüchtlinge die Gelegenheit, in Begleitung nach ihren Habseligkeiten zu suchen“, so Spatz.

Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dauern an

Vielen der Flüchtlinge steckt der Brand noch in den Knochen. Am 25. August war um 5.30 Uhr ein Feuer in der Unterkunft ausgebrochen, die Feuerwehr wurde erst 20 Minuten später von einem Polizisten verständigt. Entsprechend dramatisch waren die Szenen, die sich abspielten: Flüchtlinge banden Vorhänge und Betttücher aneinander und seilten sich ab, andere sprangen aus dem Fenster. Bereits Ende August hat die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Brandstiftung eingeleitet, betroffen ist der Bewohner, in dessen Zimmer das Feuer ausgebrochen ist. Näheres will die Staatsanwaltschaft erst nach Abschluss der Ermittlungen bekanntgeben. Beim Sozialamt legt man unterdessen Wert auf die Feststellung, dass alle Brandschutzauflagen erfüllt waren, was zuletzt bei einer Begehung im Juli überprüft worden war.

Den Flüchtlingen stellt sich noch eine ganz andere Frage. Sie hatten im August von der Stadt Nachzahlungen bekommen, nachdem das Bundesverfassungsgericht entschieden hatte, dass die Leistungen, die den Asylbewerbern gewährt werden, an die der Hartz-IV-Empfänger angepasst werden müssen. Bei dem Brand haben einige das in den Zimmern deponierte Geld wieder verloren. „Wir prüfen gerade, ob wir den Leuten einen Teil ersetzen können“, sagt Spatz. Bisher haben die Flüchtlinge 50 Euro aus Stiftungsmitteln in die Hand bekommen. Zusätzlich wurden hundert Euro pro Person für die Anschaffung neuer Kleider ausbezahlt. Und: die Hilfsbereitschaft der Menschen ist groß. Beim Arbeitskreis Flüchtlinge Heumaden-Sillenbuch seien in den vergangenen Tagen viele Kleider- und Sachspenden eingegangen, berichtet Spatz.