In der ehemaligen Gaststätte Ochsen im Sachsenheimer Teilort Spielberg sollen laut dem Landkreis bis zu 30 Asylbewerber unterkommen. Eine Initiative will den Ochsen wieder aufleben lassen – doch ihr läuft die Zeit davon.

Sachsenheim - Die Hoffnung stirbt zuletzt – und für Ulrich Salewski ist sie noch nicht ganz tot. Der ehemalige Ortsvorsteher des Sachsenheimer Teilorts Spielberg (388 Einwohner) kämpft noch immer dafür, dass die Gaststätte Ochsen im Ortszentrum nebst dem benachbarten Laden wiederbelebt wird. Dass der Kreis die Immobilie jüngst gekauft hat, ficht ihn nicht an. „Ich sehe noch eine Chance“, sagt er. Sie gründet sich auf die Hoffnung, dass der Kreistag am 23. Oktober dem Kauf nicht zustimmt – oder dass seine Initiative vorher zuschlägt.

 

Salewskis Wiederbelebungsversuch ist die jüngste Wendung in einer kontrovers geführten Debatte über die Zukunft der Gaststätte. Als der Kreis im Frühjahr seine Kaufabsicht bekanntgab und ankündigte, dort 50 oder mehr Flüchtlinge unterzubringen, liefen die Bürger des kleinen Orts Sturm. Der Ortschaftsrat sperrte sich nicht dagegen, Flüchtlinge im Dorf aufzunehmen. Es ging vielmehr um die Tatsache, dass eine so große Zahl von Menschen in dem kleinen Ort unmöglich adäquat aufgenommen und betreut werden könne. Der Kreistag stoppte das Vorhaben – und Ulrich Salewski formierte seine Initiative.

Gaststätten-Team steht schon bereit

Seine Idee: wenn sich 100 Menschen finden, von denen jeder 1600 Euro einbringt, dann ließe sich laut seiner Rechnung das alte Ortszentrum wieder aktivieren. „Wir wollen den Gasthof für die Infrastruktur im Ort wiederbeleben“, sagt Salewski. Entgegen anderslautenden Berichten habe er bisher nicht nur acht, sondern stolze 40 Mitstreiter gefunden. Ein achtköpfiges Team für die Gastronomie habe sich bereits gefunden, auch die Gaststättenerlaubnis „wäre zu stemmen“, sagt Ulrich Salewski.

Einen Vorwurf weist der ehemalige Ortsvorsteher weit von sich: Er habe die Initiative keineswegs gegründet, um gegen die geplante Unterbringung von Flüchtlingen vorzugehen. „Wir sind grundsätzlich nicht gegen Asylanten“, betont Salewski. Dass unlängst bei einer öffentlichen Versammlung aber just jener Vorwurf gegen ihn und seine Initiative laut wurde, habe ihn tief getroffen. „Ich bin ein absoluter Demokrat“, sagt Salewski und betont: „Ich habe immer gesagt, wenn maximal 20 Asylanten herkommen, könnte ich mir sogar vorstellen, mich ehrenamtlich einzubringen.“

Kompromisspaket mit dem Ortschaftsrat ausgehandelt

Doch daraus wird wohl nichts. Wie Andreas Fritz, Sprecher des Landratsamts Ludwigsburg, mitteilt, habe die Kreisverwaltung vor, 25 bis 30 Menschen im ehemaligen „Ochsen“ unterzubringen. Das sei zusammen mit dem Ortschaftsrat ebenso ausgehandelt worden wie die Erhaltung des historischen Gaststättengebäudes. Lediglich dort, wo früher ein Schlachthof war, soll ein Teil abgerissen und neu gebaut werden. Außerdem soll der Veranstaltungssaal für rund 70 Menschen auch künftig von Bürgern genutzt werden können. Für die Menschen im Ort sei das wichtig, sagt der Ortschaftsrat Daniel Ott. „Das ist der letzte Veranstaltungsraum in Spielberg.“

Zufrieden mit dem Kompromiss zeigt sich auch der Sachsenheimer Bürgermeister Horst Fiedler: „Das ist im Sinne der Stadt.“ Es sei bedauerlich, dass es nun schon seit gut anderthalb Jahren keine Gaststätte in Spielberg mehr gibt. Im Kirbachtal sei das leider kein Einzelfall. Erst im vergangenen Herbst habe die renommierte „Linde“ in Häfnerhaslach dichtgemacht. „Das regelt der Markt. Wir können da keine Rettungsringe werfen“, sagt Fiedler. Wenn der „Ochsen“ zur angemessenen Unterbringung von Flüchtlingen diene, sei das auch positiv. „Wir sehen durchaus den großen Druck für den Landkreis.“