Ditzingen - – Das Atelier No2 gibt es zehn Jahre. Die Gemeinschaft der Künstler hat aber nicht nur Grund zum Feiern.

Ditzingen - Ein Holzbildhauer und sechs Malerinnen: seit zehn Jahren arbeitet die Gemeinschaft der so eigenständigen wie vielfältigen Künstlergruppe Atelier No2 in Ditzingen zusammen. In der Korntaler Straße haben sie sich in einer Immobilie eingemietet, die noch als „Burgcafé Stähle“ manchem Ditzinger ein Begriff ist. Zehn Jahre lang ist es für die aus sechs Frauen und einem Mann bestehenden Gruppe ein Rückzugsort gewesen. Jeder hatte seinen Bereich, der Holzbildhauer Günter Wallner im Untergeschoss gar seinen eigenen Raum. Doch obwohl die Ateliergemeinschaft, die bis auf wenige Ausnahmen seit Beginn in dieser Formation besteht, nun allen Grund hätte, ihr zehnjähriges Bestehen zu feiern, steht sie vor einer Veränderung. Denn Günter Wallner gibt sein Atelier auf. Gesundheitliche Gründe mögen dafür auch eine Rolle gespielt haben, Wallner formuliert es so: „Alles hat seine Zeit.“ Den Zeichenstift wird er weiterhin zuhause in die Hand nehmen, aber Holz bearbeitet er eben nicht mehr.

 

Der in Rumänien geborene Künstler hatte 2011, anlässlich seines 75. Geburtstags, eine eigene Ausstellung in der Galerie am Laien. Dort hatte er, der nach dem Studium der Kunstgeschichte und Bildhauerei als Puppenbildner begonnen hatte, auch seine Ölbilder ausgestellt – obwohl oder gerade weil er doch vor allem für die Skulpturen von Eiern und Knoten in Erscheinung tritt. Das Ei ist bei ihm ein wiederkehrendes Motiv zum Ausdruck von Emotionen.

Wallner war in die Ateliergemeinschaft gezogen, um dort niemanden zu stören. „Nicht jedem macht es Spaß, dem Meißel zu horchen, wie er durch das Holz rauscht“, begründet Wallner seine Entscheidung, seinen Arbeitsraum von zuhause in die Korntaler Straße zu verlegen. Die sechs Künstlerinnen nutzen das Gebäude aber nach eigenen Angaben auch als Rückzugsort, um zur Ruhe zu kommen, auf andere Gedanken zu kommen, zu sich zu finden.

Zusammengefunden hatten sie einst über den Kultur- und Kunstkreis. Unabhängig voneinander hatten mehrere die Idee zu einer Ateliergemeinschaft. Letztlich brachte Barbara Fauser sie zusammen. Fauser fungiert nun auch als Mieterin der Räume, in der nach dem Café Stähle der Altentreff beheimatet war. Als die nicht behindertengerechten Räume zudem zu klein wurden, zog der Altentreff aus. Er wurde zum zentral gelegenen Bürger- und Seniorentreff, dem „Treffpunkt Adler am Laien“.

Neben dem ungestörten Arbeiten lockte in dem Gebäude auch der Austausch der Künstler untereinander. Jeder hat zwar einen Schlüssel, um seine Zeit frei einteilen zu können. Und doch treffen sich die Künstler einmal im Monat, um zu reden, zu besprechen, was geregelt werden muss, um sich auszutauschen. „Jeder hat dabei seine Entwicklung vorangetrieben“, sagt Käthe Karcher-Rollwage. „Natürlich nimmt man auch Eindrücke auf, aber ohne dass man dadurch den anderen kopiert.“ Gemeinsam sind sie auch bei Ausstellungen präsent gewesen. Doch die Regel ist das nicht.

Jetzt sind sie erst einmal damit befasst, wieder vollständig zu werden. „Sechs Hühner und ein Hahn“ seien sie gewesen, meint Wallner humorvoll. So muss es nicht bleiben. Aber ein Bildhauer wäre gut, damit die Welt in der Korntaler Straße 2 künftig nicht nur zweidimensional abgebildet wird.