Jeder Hausbesitzer in Baden-Württemberg kann nun im Internet sehen, ob sein Dach für Solarstrom taugt. Gemeinden werden für Windkraftanlagen geeignete Flächen aufgezeigt. Der Potenzialatlas für Erneuerbare Energien soll eine Planungshilfe sein.

Stuttgart - Ob das eigene Hausdach gut oder gar nicht geeignet ist für die Nutzung von Sonnenenergie, kann seit Mittwoch jeder Hausbesitzer im Internet nachschauen. Dies sei in dieser Form bundesweit einmalig, sagte der Umweltminister Franz Untersteller (Grüne), als er am Mittwoch den neuen Potenzialatlas für Erneuerbare Energien vorstellte. Aufgezeigt werden die Potenziale für Sonnenstrom, Windkraft sowie Wasserkraft im Bereich des Neckars. Rhein, Donau und andere Flüsse sollen bis Ende 2014 folgen.

 

Das Werk sei eine nützliche Informationsgrundlage für Behörden, Investoren und Bürger. „Der Atlas ersetzt aber nicht die konkrete Planung vor Ort“, stellte Untersteller klar, „er zeigt auf, wo sich eine vertiefte Planung lohnt.“ Dies betreffe insbesondere die Flächen für Windkraftanlagen. Kommunen erhielten hier Hinweise auf Flächen, die für Windräder n besonders interessant sein könnten.Demnach gebe es ein Potenzial von 4100 Windrädern, für rund 2800 Anlagen lägen keine Einschränkungen vor. Nicht berücksichtigt seien dabei allerdings militärische Belange, etwa Tiefflugzonen für Hubschrauber, oder einzelne Vogelarten. Hier habe die Vorgängerregierung „eine große Datenlücke“ hinterlassen. Andererseits könnten für die rund 1300 Anlagen auf bedingt geeigneten Flächen, also in Landschaftsschutzgebieten, Ausnahmen zugelassen werden. Darauf habe der Naturschutzminister Alexander Bonde (Grüne) die Landratsämter jüngst hingewiesen. Die „Planungs- und Genehmigungsphase können und wollen wir nicht überspringen“, betonte Franz Untersteller. Der Atlas zeige deutlich auf, „dass wir unsere ambitionierte Ziele von 1000 Windrädern bis 2020 erreichen können.“ Er rechnet mit einem Bauboom in 2014. Mit dem landesweiten Energieatlas habe der Minister eine wichtige Forderung aufgegriffen, heißt es zustimmend vom Gemeindetag. Dessen Präsident Roger Kehle zeigte sich allerdings enttäuscht darüber, dass der Atlas nur Hilfe, nicht aber Planungsgrundlage sei. „Wir haben einen Energieatlas gefordert, damit die Städte und Gemeinden selbst keine Daten erheben müssen“, sagte Kehle. Er verwies auf Gutachterkosten für die Windkraftplanung, die mehrere Hunderttausend Euro pro Kommune betragen können. Die Arbeitsgemeinschaft der Regionalverbände kritisierte die Zahl von 4100 Windrädern als Theorie, die aufgrund vieler Restriktionen nicht realisierbar sei.

Potenzial für 4100 Windräder im Land

Opposition reagiert mit Häme: „Web statt Wind“

Häme kommt von der Opposition angesichts der dürftigen Zahl von neun neuen Windrädern in 2012. Der Minister ziehe es vor, Luftschlösser zu bauen statt konkrete Lösungsansätze zu liefern, ätzte der FDP-Energieexperte Andreas Glück. Untersteller liefere „Web statt Wind“, sekundiert sein CDU-Kollege Paul Nemeth. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Bund hingegen begrüßt den Atlas. Nun liege es an den Städten und Gemeinden, diese Grundlage auch zu nutzen, sagte die Landeschefin Brigitte Dahlbender. // Das webbasierte Nachschlagewerk findet sich unter
www.Potenzialatlas-bw.de