Der erste Castor-Transport per Schiff ist nach 13 Stunden auf dem Wasser zuende gegangen. Gegner hatten für Verzögerungen gesorgt – und machen schon für den nächsten Transport mobil.

Neckarwestheim - Nach dem bundesweit ersten Atommüll-Transport auf dem Wasser laufen schon die Planungen für die nächste Verschiffung hochradioaktiven Mülls. Vier weitere Transporte auf dem Neckar vom stillgelegten Kernkraftwerk Obrigheim ins Zwischenlager Neckarwestheim sind vorgesehen. Die Vorbereitungen dafür laufen auf allen Seiten: Atomkraftgegner wollen die Transporte möglichst verhindern, die Polizei plant hingegen deren sichere Durchführung. Die Gemeinde Neckarwestheim will indessen weiter juristisch gegen die Transporte vorgehen.

 

Begleitet von Protesten waren am Mittwoch nach rund 13 Stunden die ersten drei Castoren mit ausgedienten Brennelementen in Neckarwestheim angelangt. Aktivisten der Umweltschutzorganisation Robin Wood hatten den Transport verzögert. Einigen Aktivisten gelang es trotz massiver Sicherheitsvorkehrungen, sich von zwei Neckar-Brücken abzuseilen. Die Polizei, die die Atomgegner herunterholte, prüft, ob sie die - noch nicht veranschlagten - Kosten für diesen Einsatz in Rechnung stellt. Zwei Aktivisten wurden für mehrere Stunden vorübergehend in Gewahrsam genommen.

Einlagerung im Laufe des Donnerstags

Die Castor-Behälter wurden nach Polizeiangaben gegen 22 Uhr vom Schiff auf das Gelände des Kraftwerks Neckarwestheim gebracht. Im Laufe des Donnerstags soll die hoch radioaktive Fracht in das Zwischenlager am Standort eingelagert werden, wie Kraftwerksbetreiber EnBW mitteilte.

Die Gemeinde Neckarwestheim war zuvor mit dem Versuch vor Gericht gescheitert, den Transport zu verhindern. Sie will bis zum 4. Juli Beschwerde einlegen beim Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg, sagte Bürgermeister Jochen Winkler (parteilos) der Deutschen Presse-Agentur.

Das Aktionsbündnis „Neckar castorfrei“ will die Erfahrungen des ersten Transports auswerten und für den zweiten nutzen. „Natürlich machen wir weiter“, sagte Organisator Herberth Würth.

Der Energieversorger EnBW hält die Beförderung für eine sichere Lösung. Der Transport mache den Bau eines Zwischenlagers in Obrigheim überflüssig. Insgesamt sollen 342 ausgediente Brennelemente in das etwa 50 Kilometer entfernte Zwischenlager Neckarwestheim gebracht werden. Wann die nächste Verschiffung stattfinden soll, wollte die EnBW nicht bekanntgeben.

Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) hatte den Transport verteidigt. Strahlenmessungen an der Strecke deuteten auf einen „einwandfreien“ Ablauf hin. „Gleiches gilt für das Schiff selbst“, so das Ministerium per Twitter.

Mit Blick auf künftige Atommüll-Transporte auf dem Neckar will die Polizei noch stärker auf mögliche Schwachstellen achten. Das bisherige Sicherheitskonzept habe sich aber bewährt und müsse nicht grundsätzlich verändert werden, sagte Jens Czechtizky vom Polizeipräsidium Einsatz in Göppingen.