Die letzte atomrechtliche Abbrissgenehmigung für den alten Atommeiler in Obrigheim ist erteilt. Landesumweltminister Untersteller spricht von einem „Meilenstein“.

Obrigheim - Im gelben Schutzanzügen und mit grünen Helmen haben sich am Mittwoch im Kernkraftwerk Obrigheim Landesumweltminister Franz Untersteller (Grüne) und Jörg Michels, Geschäftsführer der Kernkraftsparte bei der EnBW, an das alte Abklingbecken für die Brennelemente gestellt. Es sieht blinkend und wie neu aus, ist aber leer und für den atomaren Schrottplatz bestimmt. Untersteller hat an Michels die vierte und letzte atomrechtliche Abbaugenehmigung für das 1969 in Betrieb genommene und 2005 abgeschaltete Kernkraftwerk übergeben. Für den Minister ist es „ein weiterer Meilenstein, den Standort Obrigheim wieder kernkraftfrei zu machen“. Nach den Plänen des Energieversorgers EnBW könnte der Abbau des Atomkraftwerks spätestens bis zum Jahr 2025 abgeschlossen sein.

 

Bald vollständige Entlassung aus Atomrecht

Untersteller betonte, dass für eine vollständige Entlassung aus der atomrechtlichen Überwachung Obrigheims noch eine Bedingung erfüllt werden müsse: Das dortige Zwischenlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle müsse geräumt werden. Da von 2020 an die bundeseigene Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) das Lager betreiben werde, wolle er sich beim Bund dafür einsetzen, den Atommüll zeitnah nach dem Ende der Abbauarbeiten in Obrigheim in ein anderes BGZ-Zwischenlager zu verlegen. Eine der zentralen Maßnahmen beim Rückbau von Obrigheim war die Verschiffung von 342 Brennelementen ins Zwischenlager von Neckarwestheim, die Ende 2017 abgeschlossen worden ist. Ist es mit dem Atomrecht in Obrigheim vorbei, dann wird das Gelände übrigens als normale Industrieanlage behandelt: Über eine weitere Verwendung kann dann entschieden werden.

Fast 300 Arbeiter mit Rückbau beschäftigt

Für die EnBW arbeiten 140 Mitarbeiter am Rückbau von Obrigheim, sie werden unterstützt von 150 Spezialisten anderer Firmen. „Wir sind stolz auf unsere Fortschritte beim Rückbau von Obrigheim“, sagte Jörg Michels. Seit nunmehr zehn Jahren gäben die Mitarbeiter in Obrigheim ein Beispiel dafür, wie „sicher und verantwortungsbewusst“ der Abbau eines Kernkraftwerks vonstatten gehen könne. „Auf den Obrigheimer Erfahrungen haben wir unser Know-how beim Rückbau auch an den Standorten in Neckarwestheim und Philippsburg aufgebaut.“

Denn alle fünf Atomkraftwerke der EnBW befinden sich im „Rückbauprozess“. Neben dem weit fortgeschrittenen Abbau von Obrigheim läuft seit 2017 die Demontage der sogenannten Einser-Kraftwerksblöcke in Neckarwestheim und Philippsburg. Auch für die Zweier-Blöcke an diesen Standorten sind schon Anträge für den Rückbau gestellt worden, um damit gleich nach ihrem Abschalten – 2019 beziehungsweise 2022 – anfangen zu können.