Vor 50 Jahren begann der Bau des Atomkraftwerks Grafenrheinfeld. 2015 war mit der Stromerzeugung dann Schluss. Und nun sind auch die markantesten Zeichen der Anlage verschwunden.

Mit donnernden Knallgeräuschen sind die Kühltürme des stillgelegten Atomkraftwerkes in Grafenrheinfeld bei Schweinfurt in Bayern gesprengt worden. 50 Jahre nach dem Baubeginn der Anlage sind von den markanten Zeichen der einstigen Hochrisikotechnologie nur noch zwei relativ kleine Schutthaufen zu sehen.

 

Zuvor hatte es nach Polizei-Angaben eine Störaktion gegeben. Ein Mann kletterte einen Strommast hinauf. Er kam wenig später in Gewahrsam. Die Sprengung verzögerte sich deshalb. Die Hintergründe der Aktion sind noch unklar.

Journalisten stehen während eines Pressetermins am Rand eines Kühlturms des stillgelegten Kernkraftwerks (Archivfoto). Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Wie viel Sprengstoff für die insgesamt rund 34.000 Tonnen Stahlbeton, Metalle und Kunststoffe nötig waren, verriet die zuständige Thüringer Sprenggesellschaft nicht. Auch Details wie die Anzahl der zu bohrenden Löcher, die mit Sprengladungen befüllt sein werden, waren geheim. 

Als die beiden Kolosse gegen Abend innerhalb weniger Sekunden in sich zusammensackten, schauten tausende Menschen auf den Wiesen und Feldern rund um das Gelände nahe dem Main zu. Das Areal war aus Sicherheitsgründen weiträumig abgesperrt worden. Wer besonders nah ran wollte, musste zu Fuß oder per Rad kommen, weil die Polizei Zufahrtsstraßen gesperrt hatte. 

Zum zweiten Mal Kühltürme eines stillgelegten Kernkraftwerks gesprengt

Das AKW südlich von Schweinfurt war bis zu seiner Abschaltung das älteste noch aktive Atomkraftwerk in Deutschland. 1974 begann der Bau des Kraftwerks. Die erste Kettenreaktion wurde Ende 1981 angestoßen, von Juni 1982 floss Strom ins Netz. Bis 2015 war es 33 Jahre im Dienst. Seit 2018 läuft dort der Rückbau - und dauert laut Projektleiter Matthias Aron wahrscheinlich auch noch zehn Jahre. 

Die Kühltürme waren je 143 Meter hoch. Am Boden betrug der Durchmesser je rund 105 Meter, etwa 64 Meter waren es am oberen Ende. 

Es war nach Angaben des Kraftwerksbetreibers Preussenelektra das zweite Mal in Deutschland, dass Kühltürme eines stillgelegten Kernkraftwerks gesprengt wurden. Im Mai 2020 waren bereits zwei Kühltürme des AKW im baden-württembergischen Philippsburg auf diese Weise beseitigt worden. Das fand damals aber coronabedingt ohne Öffentlichkeit statt.

Für die Sprengung in Grafenrheinfeld mussten vier von fünf 380-Kilovolt-Hochspannungstrassen, die in Grafenrheinfeld zusammenkommen und für die Stromversorgung von Europa wichtig sind, abgeschaltet werden. Das sollte Betriebsunterbrechungen durch zu viel Staub vermeiden.