Atommüll ins Ausland zu exportieren, wie dies der OEW-Chef und Ulmer Landrat Heinz Seiffert empfiehlt, wäre eine Bankrotterklärung, kritisiert der StZ-Redakteur Andreas Müller.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Was hat Heinz Seiffert da nur geritten? Anhänger und Gegner irritiert der Chef des Landkreisverbundes OEW mit seinem Votum zum Atommüll. Mit dem geplanten Endlager in Deutschland werde es wohl nichts mehr, verkündet er. Daher solle man die strahlenden Rückstände lieber gleich gegen Geld im Ausland entsorgen, bevor sie lange in unsicheren Zwischenlagern blieben. Nicht nur der Zeitpunkt verwundert bei der Wortmeldung: Sie kommt just in der Phase, da sich die bundesweite Suchkommission an die Arbeit macht. Störfeuer wie das von Seiffert, der ihr schon jetzt einen Misserfolg prophezeit, hat ihr bei der schwierigen Aufgabe gerade noch gefehlt.

 

Frappierend ist auch die Chuzpe, mit der der Ulmer CDU-Landrat auf den „Weltmarkt“ für Atommüll verweist. Was in Deutschland niemand haben will, soll irgendwo jenseits der Grenzen vergraben werden – das wäre eine Bankrotterklärung für die Hightech-Nation; sie muss das Problem schon selbst lösen und nicht nach dem Floriansprinzip. Vollends verantwortungslos erscheint der Vorschlag für den Chef eines Verbandes, der jahrzehntelang auf Atomkraft setzte und Miteigner einer EnBW ist, die immer noch – wenn auch weniger – Atommüll produziert. Als solcher steht er besonders in der Pflicht, an einer echten Lösung des Problems mitzuwirken.