Die AKW-Blöcke Tihange 2 und Doel 3 in Belgien geraten immer wieder mit Zwischenfällen in die Schlagzeilen. Umweltministerin Hendricks bittet Brüssel jetzt, sie herunterzufahren.

Berlin - Die Bundesregierung hat Belgien ersucht, zwei Atomreaktorblöcke aus Sicherheitsgründen vorübergehend vom Netz zu nehmen. Umweltministerin Barbara Hendricks bat die Regierung in Brüssel, Tihange 2 und Doel 3 „bis zur Klärung offener Sicherheitsfragen“ herunterzufahren, wie ihr Ministerium am Mittwoch mitteilte. In den Reaktordruckbehältern der beiden Anlagen waren Risse gefunden worden. Die unabhängige Reaktorsicherheitskommission kann demnach nicht bestätigen, dass sie auch im Störfall sicher wären. Hinweise auf das Gegenteil gebe es allerdings auch nicht.

 

Der Schritt „wäre ein starkes Zeichen der Vorsorge“, erklärte Hendricks, die sich zurzeit zum deutsch-chinesischen Umweltforum in der chinesischen Stadt Nanjing aufhält, der Mitteilung zufolge. „Und er würde zeigen, dass Belgien die Sorgen seiner deutschen Nachbarn ernst nimmt.“ Eine rechtliche Handhabe hat die Ministerin nicht.

Immer wieder gibt es Probleme

Das rund 70 Kilometer von Aachen entfernte AKW Tihange und die Anlage Doel bei Antwerpen machen immer wieder mit Problemen Schlagzeilen. Bereits als 2012 Tausende Risse in den Reaktorbehältern festgestellt worden waren, hatte der Betreiber Electrabel die Reaktoren vorerst abgeschaltet. Zuletzt war das Land Nordrhein-Westfalen einer Klage der Städteregion Aachen gegen die Wiederaufnahme des Reaktorbetriebs von Tihange 2 am höchsten belgischen Verwaltungsgericht beigetreten.

Hendricks habe ihre Bitte aufgrund einer Stellungnahme der deutschen Reaktorsicherheitskommission (RSK) und nach Gesprächen mit Brüssel geäußert, teilte ihr Ministerium mit. Anfang April hatte sich eine neu gegründete deutsch-belgische Arbeitsgruppe zur nuklearen Sicherheit mit Tihange 2 und Doel 3 befasst. Dem Umweltministerium zufolge befürworten deutsche wie belgische Experten weitere Untersuchungen, Belgien habe dazu schon Vorschläge gemacht.

Aus dem Bericht der unabhängigen RSK-Experten geht hervor, dass sie davon ausgehen, dass die Wände der Reaktordruckbehälter im Alltagsbetrieb keine Probleme machen. Für den Störfall sind die Experten aber nicht sicher, dass ausreichend Sicherheitsreserven eingehalten werden. Wörtlich schreibt die RSK: „Aus heutiger Sicht gibt es keine konkreten Hinweise, dass die Sicherheitsabstände aufgezehrt sind. Es kann aber auch nicht bestätigt werden, dass diese sicher eingehalten werden.“