Insgesamt 15 Informationszentren werden finanziell unterstützt – vom Trachtenmuseum in Pfullingen bis zum Münsinger Bahnhof. „Es soll verlockend sein, in diesem Gebiet zu leben“, sagt Regierungspräsident Hermann Strampfer.

Pfullingen - Der Name ist etwas sperrig“, sagt der Tübinger Regierungspräsident Hermann Strampfer, wenn er über das Biosphärengebiet Schwäbische Alb redet. Vom Inhalt freilich ist er überzeugt, da gerät er ins Schwärmen. Nicht nur um die Natur gehe es dabei, es sei vielmehr ein Raum von besonderer Lebensqualität, einen Sog solle die Region entwickeln ganz wie der Bodensee. „Es soll verlockend sein, in diesem Gebiet zu leben“, gibt Strampfer als Ziel vor. Der Münsinger Bürgermeister Mike Münzing ergänzt: „Das Besondere an der Region ist die Vielfalt.“ Nicht eine Burg zähle, nicht ein Schloss und auch nicht ein Wasserfall. Für falsch hält er auch den Satz von Soldaten: „Ein halbes Jahr Winter, ein halbes Jahr kalt, das ist die Münsinger Alb.“

 

Dabei hat der Abzug der Soldaten vor drei Jahren das Unesco Biosphärengebiet erst möglich gemacht. Nun spricht sich herum, dass dieses Gebiet weit mehr umfasst als den Münsinger Truppenübungsplatz. Die Gesamtfläche beträgt 85 000 Hektar, es ist somit mehr als zwölfmal größer als das Militärgelände mit 6700 Hektar.

Partner für eine Modellregion

Um die Vielfalt deutlich zu machen, sind Biosphärenbotschafter unterwegs, die diese Landschaft erklären. Mehr als hundert Partner – darunter Gastronomen, Hotels, Bäckereien oder Getränkehersteller – haben sich verpflichtet, sich an gemeinsam erarbeitete Qualitätskriterien zu halten. Und in diese Reihe passt nicht nur das Münsinger Biosphärenzentrum im Alten Lager, sondern mittlerweile auch 15 Informationszentren, die über das ganze Gebiet verstreut sind. „Wir haben dabei vorwiegend auf bestehende Einrichtungen zurückgegriffen, da sind Menschen und Wissen vorhanden“, sagt Tobias Brammer, der Leiter des Biosphärenzentrums.

Das Haupt- und Landgestüt in Marbach mit 300 000 Besuchern gehört ebenso dazu wie der Münsinger Bahnhof als Zentrum für Natur, Umwelt und Tourismus oder das Württembergische Trachtenmuseum in Pfullingen. Aus einem mit drei Millionen Euro aus der Baden-Württemberg-Stiftung gefüllten Topf wird jedes der Zentren mit durchschnittlich 40 000 Euro unterstützt. Immer gebe es eine maßgeschneiderte Lösung, „Und der Etat ist noch nicht aufgebraucht“, lässt Brammer wissen.

Mehr Besucher gehen ins Trachtenmuseum

Das Württembergische Trachtenmuseum wird über den Schwäbischen Albverein betrieben. „Aufwertung und Chance“ nennt Doris Sautter, die Vorsitzende der Ortsgruppe des Albvereins, die Unterstützung im Rahmen des Biosphärengebietes. „Und wir merken bereits deutlich, wie die Besucherzahlen nach oben gehen“, sagt sie. Das Museum (geöffnet an Sonn– und Feiertagen zwischen 14 und 17 Uhr) wurde 1988 in der Baumanschen Mühle unweit des Pfullinger Rathauses eröffnet und zeigt insgesamt 130 Trachten aus dem alten Königreich Württemberg.

„Wir haben nur Kleidung von Privatpersonen“, sagt die Museumsleiterin Dorothea Brenner, „nichts wurde nachgeschneidert, nichts stammt von Vereinen.“ Vor allem Alltagskleidung seien diese Trachten gewesen. Sie geben Auskunft über Konfession oder die Wirtschaftskraft der Menschen von damals. „Das macht das Ganze so spannend“, sagt sie mit großer Überzeugung. Durch die finanzielle Unterstützung war es möglich, zwei lang gehegte Projekte umzusetzen. Da ist zum einen eine interaktive Karte. Durch Berührung eines großen Bildschirms lassen sich in diesem „Kaleidoskop württembergischer Trachten“ Informationen zur Bedeutung und Verbreitung der Kleidungsstücke abrufen.

Die Trachten lernen sprechen

Und zu hören sind die Menschen des Königreichs auch. Eine Audiostation lässt die Trachten sozusagen sprechen. Hochzeit, Mode, Dorftratsch – so lauten die Titel der drei Alltagssituationen. Alles wird in „natürlichem Schwäbisch“ gesprochen.

Partner des Biosphärengebietes ist auch der Münsinger Bahnhof. Dieser „Württemberger Bahnhof“ gilt als frühes Exemplar von 59 Einheitsbahnhöfen, die von 1892 bis 1903 entstanden sind. Die Dauerausstellung „Reiseziel Natur“ bietet Informationen über die heimische Tier- und Pflanzenwelt. Nicht nur regionale Produkte werden hier verkauft, sondern auch Fahrkarten. Denn die Bahn ist zur Drehscheibe geworden für Busse aus Bad Urach, Metzingen oder Reutlingen und Abfahrtsort für die Züge der Schwäbischen Albbahn. „Wir fahren durch die Landschaft und was die Leut sehen, können sie in den Gasthäusern probieren“, erklärt Bernd-Matthias Weckler, der Geschäftsführer der Bahn.

Alle Informationszentren werden mit einem EDV Terminal miteinander verbunden. „So kommen Menschen zu uns, die sonst nicht gekommen sind“, hält Bürgermeister Münzing fest, „andere erfahren bei uns vom Trachtenmuseum in Pfullingen.“