Schlägerei im Reichstag: Vor 100 Jahren ist das erstmals passiert. Als die Nazis ins Parlament einzogen, kam es häufiger zu Prügelszenen. Im Deutschen Bundestag gab es hingegen nur ein einziges Mal handgreifliche Szenen. Mit dabei: der damalige SPD-Fraktionschef Herbert Wehner.
Stuttgart - Schlagfertigkeit ist in der Politik durchaus von Nutzen. Allerdings geht es dabei nicht immer nur um die Schlagkraft von Argumenten. Mancherorts sind Prügelszenen unter Volksvertretern keine Seltenheit. Im Bundestag ist das zuletzt 1950 vorgekommen. Die unrühmliche Premiere handgreiflicher Politik in einem deutschen Parlament hat vor 100 Jahren stattgefunden.
Wehner schubst einen Rechtsradikalen aus dem Bundestag
Ein rechtsradikaler Abgeordneter bot auch Anlass für die einzige Rangelei im Deutschen Bundestag. Das war am 10. März 1950. Es ging um den Abgeordneten Wilhelm Hedler, der zuvor aus der nationalkonservativen Deutschen Partei, die seinerzeit mit Adenauer koalierte, ausgeschlossen worden war. Er war aus dem Plenarsaal verwiesen worden, wollte aber das Parlamentsgebäude nicht räumen. Da halfen einige Sozialdemokraten nach, unter ihnen der spätere SPD-Fraktionsvorsitzender Herbert Wehner. Sie stießen Hedler durch die Gänge des Bundestags. Er stürzte dabei durch eine Glastür. Wehners zupackende Art wurde mit Schmerzensgeld und einer Woche Sitzungsausschluss geahndet.