Dichterin, Feministin, Professorin und Bürgerrechtlerin: Audre Lorde war eine Schlüsselfigur der schwarzen & LGBTQ+-Kulturbewegung des 20. Jahrhunderts. Ein Google Doodle ehrt sie zu ihrem 87. Geburtstag.

Katrin Jokic

Audre Geraldin Lorde wurde am 18. Februar 1934 in Harlem, New York City geboren. Sie war die Tochter karibischer Einwanderer – ihr Vater stammte aus Barbados, ihre Mutter aus Grenada. Als Kind war Audre schüchtern und zurückhaltend, floh sich schon bald in die Welt des Lesens und Schreibens, das sie von einer Bibliothekarin aus der Nachbarschaft lernte.

 

Bereits in der 8. Klasse schrieb sie ihre eigenen Gedichte und als sie 15 Jahre alt war, wurde ihr Liebesgedicht „Spring“ in der Zeitschrift Seventeen gedruckt. Zu diesem Zeitpunkt besuchte Audre Lorde als erste schwarze Schülerin die Hunter College High School in der Upper East Side von Manhattan. Die Literaturzeitschrift der Schule hatte ihr Gedicht zuvor als ungeeignet abgelehnt.

Einfach hatte es Audre Lorde dabei nicht: Sie war stark kurzsichtig und hatte schon in jungen Jahren häufig Streit mit ihren Eltern. Deswegen legte sie auch bereits als Kind den Namen, den ihre Eltern ihr gegeben hatten – Audrey – ab und nannte sich bald nur noch Audre. Darüber hinaus mochte sie die künstlerische Symmetrie, die sich dadurch in „Audre Lorde“ finden ließ.

1968 wurde Audre Lordes erste Gedichtsammlung mit dem Titel „The First Cities“ veröffentlicht. Sie bezeichnete sich selbst als schwarz, lesbisch, Mutter, Kriegerin und Poetin („black, lesbian, mother, warrior, poet“) und wurde zu einer wichtigen Stimme in der Auseinandersetzung mit Homophobie und Rassismus. Ihre Gedichte beschäftigten sich immer wieder mit Identität und Sexualität sowie mit sozialer Gerechtigkeit.

Ihre Kritik beschränkte sich dabei nicht nur auf die USA, sondern auch auf das Ausland. Zwischen 1984 und 1992 lehrte Audre Lorde an der Freien Universität Berlin Lyrik. Sie leitete Workshops und hielt Vorträge über Feminismus, Homophobie, Klassismus und Rassismus. In Deutschland wurde Audre Lorde zur Schlüsselfigur für die feministische und afrodeutsche Bewegung ab den 1980er Jahren.

Neben der Poesie widmete sich Audre Lorde auch der Prosa. Auszüge aus ihrem Werk „Learning from the 60s“ werden im Google Doodel vom 18.02.2021 zitiert:

"There is no such thing as a single-issue struggle, because we do not lead single-issue lives. Our struggles are particular, but we are not alone. What we must do is commit ourselves to some future that can include each other and to work toward that future with the particular strengths of our individual identities.”

(„Kein Kampf dreht sich nur um ein Thema, denn unser Leben dreht sich nicht nur um ein Thema. Unsere Kämpfe sind individuell, aber wir sind nicht allein. Wir sollten uns gemeinsam für eine Zukunft einsetzen, die uns alle einschließt und wir sollten mit den besonderen Stärken unserer jeweiligen Identität auf diese Zukunft hinarbeiten.“)

Während ihrer gesamten Karriere merkte Lorde an, dass die persönliche Identität nicht durch einen einzigen Faktor geformt wird, sondern dass sie das Ergebnis der unzähligen Aspekte von Erfahrungen ist, die jedem Individuum eigen sind. Zu verstehen, dass die Vorurteile, mit denen andere konfrontiert werden, von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sind, war Lordes Meinung nach der beste Weg, um gegen Unterdrückung vorzugehen. Lorde wird oft als eine der ersten und wichtigsten Stimmen der Intersektionalität und ihrer Rolle innerhalb der globalen feministischen Bewegung angesehen.

1992 starb Audre Lorde nach langem Kampf an metastasierendem Brustkrebs. Ihre Kinder beschreiben sie als komplizierte und leidenschaftliche Frau, die das Internet geliebt hätte. Sie liebte das Tanzen, Schokoriegel und die Menschen um sich herum. Was Audre Lorde außerdem geliebt hätte: Dass ihre Worte heutzutage mit der Black Lives Matter und aktuell im Black History Month neue Bedeutung finden.

Die Illustration vom Google Doodle für Audre Lorde stammt von der US-amerikanischen Künstlerin Monica Ahanonu. Das Doodle wird in den USA, in Deutschland und in Italien ausgespielt.