Mitten auf den berühmten Champs-Élysées in Paris wird ein Polizist erschossen. Der IS reklamiert die Tat für sich. Einen Tag danach kehrt der Alltag in die französische Metropole zurück.

Paris - Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat den tödlichen Angriff auf Polizisten auf den Champs-Elysées in Paris für sich in Anspruch genommen. Das IS-Sprachrohr Amak benannte den Angreifer in einer im Internet verbreiteten Nachricht am Donnerstag als Abu Jussuf al-Beldschiki („Der Belgier“).

 

Die Nachricht konnte zunächst nicht unabhängig auf ihre Echtheit überprüft werden. Sie wurde aber über die Kanäle verbreitet, über die der IS in der Vergangenheit auch ähnliche Anschläge für sich beansprucht hat.

Überraschend schnell nach der Tat tauchte die Mitteilung im Internet auf. Dabei wurde der Angreifer als ein „Kämpfer“ des IS bezeichnet. Bei ähnlichen Mitteilungen wurden die Angreifer häufig „Soldaten“ der Terrormiliz genannt.

Antiterror-Abteilung ermittelt

Auf dem Prachtboulevard Champs-Élysées hatte ein Unbekannter am Donnerstagabend in einen Polizeiwagen geschossen. Ein Beamter wurde getötet. Zwei weitere Polizisten wurden verletzt, sagte der Sprecher des Innenministeriums, Pierre-Henry Brandet, im Sender BFMTV. Der Angreifer wurde kurz darauf von der Polizei getötet.

Die Anti-Terror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen. Ermittler haben die mutmaßliche Wohnung des getöteten Angreifers durchsucht. Das wurde der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstagabend aus Ermittlerkreisen bestätigt. Die Durchsuchung fand im Verwaltungsbezirk Seine-et-Marne im Westen und Südwesten der französischen Hauptstadt statt.

Am kommenden Sonntag ist in Frankreich die erste Runde der Präsidentschaftswahl. Die Abstimmung soll von 50 000 Polizisten und Soldaten geschützt werden.

Boulevard weiträumig gesperrt

Die Attacke habe sich gegen 21.00 Uhr abgespielt, hieß es. Ein Auto habe neben einem Polizeiwagen gehalten, ein Insasse des Wagens habe das Feuer eröffnet und einen Beamten getötet, sagte der Ministeriumssprecher. Anschließend habe er nach ersten Informationen versucht, zu Fuß zu fliehen, und habe dabei auf weitere Polizisten geschossen und zwei verletzt. Die Beamten hätten ihn niedergeschossen.

Der Mann habe wohl eine automatische Waffe benutzt. Laut Innenministerium untersuchen Sprengstoffexperten das Fahrzeug des Angreifers.

Die Champs-Élysées waren am späten Abend weiträumig abgesperrt, ein Hubschrauber kreiste über der Szene. Zahlreiche Polizisten waren im Einsatz, auch Soldaten waren vor Ort. Polizisten schrien Passanten an, von der Straße zu gehen.

Trump kondoliert

Der Ministeriumssprecher Brandet erklärte, die Sicherheitskräfte seien noch dabei, sich zu vergewissern, dass der Mann allein gehandelt hat. Die Zeitung „Le Figaro“ berichtete, es habe einen zweiten Angreifer gegeben, der womöglich auf der Flucht sei. Das wollen auch Augenzeugen gesehen haben.

US-Präsident Donald Trump sprach Frankreich sein Beileid aus. „Es sieht nach einem weiteren Terroranschlag aus“, sagte Trump auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem italienischen Ministerpräsidenten Paolo Gentiloni in Washington. Trump sprach weiter von einem „schrecklichen Vorfall“ und fügte hinzu: „Wir müssen stark und wachsam sein.“ Auch Gentiloni kondolierte dem französischen Volk.

Noch immer gilt der Ausnahmezustand

In Frankreich gilt nach einer beispiellosen Terrorserie der Ausnahmezustand. Die französische Polizei hatte erst am Dienstag in Marseille zwei mutmaßliche Islamisten festgenommen, in deren Wohnung ein Waffenarsenal versteckt war. Laut Anti-Terrorstaatsanwalt François Molins drohte ein Anschlag in den nächsten Tagen.

Die Sicherheitsmaßnahmen wurden daraufhin verstärkt. Zwei aussichtsreiche Präsidentschaftskandidaten haben ihre Wahlkampfauftritte für Freitag abgesagt. Der konservative Kandidat François Fillon und die Rechtspopulistin Marine Le Pen kündigten am Donnerstagabend die Annullierung ihrer geplanten Wahlkampfauftritte an. Auch Präsident François Hollande sagte einen für Freitag geplanten Besuch in der Bretagne nach Angaben seines Umfeldes ab.

Beim ersten Wahlgang wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen der Rechtspopulistin Marine Le Pen mit dem Mitte-Links-Kandidaten Emmanuel Macron erwartet.