Hunderte Wilder-Westen-Liebhaber haben ihre Zelte bei Sersheim aufgeschlagen. Sie fühlen sich in die Zeiten der Kolonisierung Nordamerikas ein – mit den Licht- und den Schattenseiten.

Ludwigsburg: Susanne Mathes (mat)

Sersheim - Wenn wir Feuer machen, dann mit Feuerstein. Zur Zeit des französisch-indianischen Krieges gab’s noch keine Streichhölzer“, stellt Roland Weitbrecht aus der Nähe von Heilbronn klar. Klar ist auch, dass seine Rogers-Ranger-Uniform originalgetreu geschneidert ist und, wenn ein Marsch nachgestellt wird, das Gepäck vom Seifensäckchen bis zum in Wachstuch verpackten Fleisch stilecht sein muss. „Wandelnde Geschichtsbücher“ oder „Geschichte zum Anfassen“: Diese Zuschreibungen findet er am zutreffendsten für sein Hobby.

 

Zeltstadt mit immer größeren Ausmaßen

Weitbrecht hat, wie Hunderte andere, sein Zelt bei Sersheim aufgeschlagen: Seit Ostern kampieren dort eingeschworene Wilder-Westen-Fans aus dem In- und Ausland, sie sind als Soldaten, Trapper, Sheriffs oder Indianer da und spielen die Anfänge der europäischen Besiedlung der Vereinigten Staaten mit ihren Licht- und Schattenseiten nach. Gekoppelt ist das seit 41 Jahren immer größere Ausmaße annehmende Treffen mit dem Schwarzpulver-Turnier des Sersheimer Schützenvereins. „Beim Schwarzpulver-Schießen ist einfach viel Handwerkliches dabei, das macht die Faszination aus“, sagt Vorsitzender Marcus Zachar. „Manche gießen sogar ihre Kugeln selbst.“

Viel Rauch, viel Gestank und viel Spaß

Uwe Schneider aus dem Berner Oberland bringt es auf den Nenner: „Viel Rauch, viel Gestank und viel Spaß.“ Mit Kriegsbegeisterung habe das aber nichts zu tun, sagt Roland Weitbrecht: „Im Gegenteil. Wer weiß, wie verheerend die Wunden und wie schlecht die medizinischen Möglichkeiten damals waren, ahnt, warum die Soldaten lieber sterben als verletzt überleben wollten.“