Der Akademiehof inmitten von Ludwigsburg ist ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt. Spät abends allerdings wird es dort meist etwas zu laut. Immerhin gibt es nun ein stilvolles Klohäuschen.

Ludwigsburg - Viel Glas, breite Treppen, sattes Grün, sauberes Pflaster: das ist der Akademiehof in Ludwigsburgs Mitte zwischen der Filmakademie und der Akademie der Bildenden Künste. Ein beliebter Treffpunkt, um auf einer der Bänke ein Eis zu schlecken und den Schatten unter den Bäumen zu genießen; aber eben leider auch ein Treffpunkt für allerhand Nachtgewächs.

 

Seit Jahren kämpft die Stadt gegen die Auswüchse auf jenem Platz – mehr oder weniger erfolglos. Jugendliche stehen beieinander und konsumieren alkoholische Getränke, streiten lärmend, pöbeln Passanten an, urinieren auf dem Platz. Immerhin: seit dem 12. August ist diesbezüglich Besserung in Sicht, denn seit jenem Tag steht ein hübsch designtes Klohäuschen auf dem Platz. Nach einer jahrelangen Posse quer durch alle Fraktionen hatte der Gemeinderat endlich das von allen geforderte und 4000 Euro teure Häuschen aufstellen lassen.

Das benachbarte Boardinghouse leidet darunter

Einer, der von den abendlichen und nächtlichen Saufgelagen ein Lied singen kann, ist Harald Kilgus, der Geschäftsführer des benachbarten Campus-Zwei-Boardinghouse. „Was auf diesem Platz passiert, wird immer schlimmer“, sagt Kilgus. Denn hier treffe sich nicht der „normale“ Durchschnittsjugendliche zum gelegentlichen Feiern, sondern „ein echtes Problempublikum, eine hochexplosive Mischung“ aus jungen Leuten, zumeist mit Migrationshintergrund. Erst kürzlich habe er abends zufällig mit ansehen müssen, wie mehrere junge Menschen auf Dunkelhäutige einprügelten. „Ganz, ganz heftig“ sei das gewesen, berichtet der Hotelmanager.

In zahlreichen Gesprächen mit den Bürgermeistern Werner Spec und Konrad Seigfried habe er den Stadtoberen zwar deutlich machen können, dass hier dringender Handlungsbedarf bestehe; passiert sei freilich nicht viel.

Im Übrigen sei hier mit dem Einsatz etwa von Jugendarbeitern nicht viel geholfen, Prävention sei hier fehl am Platze. Vielmehr könnten eine höhere Polizeipräsenz und strikte Einsätze möglicherweise erfolgreicher sein. Doch auch hier hegt Kilgus Zweifel an der Wirkung der Beamten. „Diese Leute haben doch gar keinen Respekt mehr vor der Polizei, das interessiert die einfach nicht, wenn sie bestraft werden“, klagt er. Vor drei, vier Jahren habe ein Sicherheitsdienst patrouilliert, da sei die Situation etwas entschärft gewesen. Doch heute sei alles viel schlimmer als zuvor. Und wenn die Stadt sage, dass es besser sei, könne er nur sagen: „Das entspricht absolut nicht der Realität.“

Stadt und Polizei sehen keine Probleme

Das sieht Gerald Winkler, der Leiter des städtischen Fachbereichs Sicherheit und Ordnung bei der Stadt, wiederum ganz anders. Ja, vor einigen Jahren habe es tatsächlich Probleme gegeben. „Wir haben aber seither viel Präventionsarbeit zum Thema Alkoholkonsum geleistet, da ist viel passiert“, sagt Winkler. Die Stadt habe hier zwar nicht alles „im Griff“, aber insgesamt sei es schon viel besser geworden. Auch das Projekt „Starthilfe“ habe einiges bewirkt: Hier hätten Vertreter von Film- und Theaterakademie und der Campusschulen gemeinsam mit der Polizei, der Suchtberatung, der Gastronomie und des Einzelhandels ein Konzept erarbeitet, mit Hilfe dessen das ausufernde Verhalten der Jugendlichen eingedämmt werden sollte. Im Übrigen habe eine Untersuchung ergeben, dass es sich bei dem Publikum auf dem Akademiehof um ein gemischtes Publikum handle. Von einem „bunten Völkchen“ spricht Winkler, verschweigt aber auch nicht, dass die Untersuchung durchaus schon ein paar Jährchen zurückliegt.

Polizei nicht über Gebühr mit dem Platz beschäftigt

„Keine größeren Vorkommnisse“ vermeldet indes auch das städtische Polizeirevier. Der letzte größere Einsatz am Platz sei Ende Juni gewesen, als es dort eine „kleine körperliche Auseinandersetzung“ gegeben habe. Der Akademiehof sei zwar nicht komplett konfliktfrei, doch er entwickle sich nicht in eine negative Richtung, ist der Polizeisprecher Peter Widenhorn überzeugt. „Klar kommt es immer wieder zu Ruhestörungen, und das stört natürlich besonders die Leute, die ringsumher arbeiten oder leben“, sagt Widenhorn. Doch wenn man den Anwesenden auf dem Platz immer wieder klar mache, dass sie sich leiser und ordentlich zu benehmen hätten, klappe das auch einigermaßen.