Der Golfplatz nahe Pattonville ist ein beeidruckendes Gelände – nicht nur für Golfer. Neben dem perfekten Rasen gibt es naturbelassene Plätzchen, einen Bach und alte Bäume.

Kornwestheim - Der amerikanische Golflehrer hat gerade keinen Kunden. Er nutzt die Auszeit, um immer und immer wieder zu putten, also den Ball vom Grün aus ins Loch zu befördern. Ruhig und entspannt rückt er jedes Mal den Ball ein wenig weiter vom Loch weg, und dennoch sitzt fast jeder Versuch.

 

Norbert Uhlmann schaut dem jungen Mann vom Clubhaus aus interessiert und durchaus auch ein wenig stolz zu. Denn irgendwie ist es auch seinem Golfclub Neckartal zu verdanken, dass der Profi hier beste Bedingungen für seine Arbeit vorfindet. Das Grün ist in einem hervorragenden Zustand. Extrem kurz geschnitten, aber dank der speziellen Grassorte und den Künsten des Greenkeepers ist es weich und tadellos. So kann der Profi sein ganzes Können ausspielen – hier auf dem Golfplatz zwischen Kornwestheim und Remseck am Rande von Pattonville gelegen.

Lob gibt es von allen Seiten, als der Vizepräsident in einem der 80 Karts fast lautlos über das leicht hügelige Gelände fährt. „Die Grüns sind schnell“, schwärmt eine Spielerin aus Schönbuch über den Untergrund, als Uhlmann einen Zwischenstopp einlegt. Dem Bussard, der über den Rasen gleitet und auf einem der alten Bäume landet, und den Schwalben, die hin und her zischen, ist die Rasenqualität vermutlich egal. Aber sie freuen sich an den naturbelassenen Flächen, die zwischen den Driving Ranges von Landwirten bewirtschaftet werden, an dem Flüsschen, das sich durch den Platz zieht, und an dem Baumbestand, der schon seit Jahr und Tag Schutz und Lebensraum für Flora und Fauna bietet. Nur in der Ferne ist kurz das Aufheulen eines Motorrads zu hören, ansonsten scheinen Hektik und Lärm weit entfernt, es geht geruhsam und gemächlich zu. Auch Spaziergänger nutzen gerne die Durchgangswege und genießen die Ruhe und das Grün.

Einst übten dort württembergische Truppen

Die Historie des Golfplatzes, der sich zwischen Kornwestheim und Pattonville großzügig ausbreitet, reicht weit zurück. Die amerikanischen Besatzer nutzten das Areal als Erholungsoase für Angehörige der US Army. Eine Pioniereinheit legte den Golfplatz an, wo noch zu württembergischen Königszeiten Truppen übten. Die Präsenz der deutschen Golfspieler geht indes erst auf das Jahr 1974 zurück.

Am 4. Juni wurde damals offiziell der Golf- und Landclub Neckartal gegründet. Einer der Männer der ersten Stunde, Hans Günter Bunz, erinnerte später mit den Worten „hier prallten deutsche Gründlichkeit und amerikanische Vorsicht aufeinander“ daran, dass es ein langer Weg war, bis die Hausherren den Deutschen einen Gaststatus einzuräumen bereit waren.

Das Vertrauen musste offensichtlich erst wachsen. Abzulesen ist das am damals geschlossenen Vertrag, in dem dem deutschen Golfclub beispielsweise untersagt wurde, Rassen und Religionen während des gemeinsamen Spiels zu diskriminieren. Zum 25-jährigen Bestehen gab es dann aber schon salbungsvolle Worte vom Deputy Commander in Chief, Charles S. Abbot. Der Admiral schrieb in seiner Gratulationsnote: „Dies ist ein Jubiläum, das wir alle feierlich begehen, weil es Jahre der Freundschaft und Kooperation in Erinnerung bringt in einem Sport, den Deutsche und Amerikaner lieben – Golf.“

Die Deutschen sind zahlenmäßig längst die größte Gruppe

Unterschiede bestanden aber offensichtlich in der Einstellung zum Golf. Die Deutschen haderten mit der laxen Haltung der Hausherren, mit einem wenig repräsentativen Clubhaus und den in die Jahre gekommenen sanitären Anlagen. Aber was sollten sie tun? „Wir waren die Mieter, wir konnten auch nicht viel investieren – und dann wird eventuell unser Vertrag nicht verlängert“, erinnert sich Uhlmann an die Gedankengänge.

Nur geduldet sind die Deutschen auch heute noch, auch wenn sie längst zahlenmäßig die größere Gruppe stellen. Aber sie haben sich vom Jahr 2000 an trotzdem auf eine Verbesserung des Umfeldes geeinigt, schrittweise eben und über die Jahre verteilt. Für die „Pros“, die professionellen Golftrainer, ist eine Hütte gebaut worden, es ist ein Übungsplatz geschaffen, Toiletten mit Wasser- und Abwasseranschluss sind auf dem Platz errichtet, das Clubhaus saniert und die Terrasse neu gestaltet worden.

In den Jahren 2012 und 2013 erfolgte schließlich ein umfangreicher Umbau mit einem neuen Design des Platzes. Auf der Terrasse lässt es sich heute wunderbar einen Cappuccino genießen und den Blick schweifen über das viele gepflegte Grün.

Und wer von dort aus ein wenig um die Ecke linst, erblickt fast durchgängig ambitionierte Golfer, die auf der Driving Range den Abschlag üben und Ball um Ball Richtung Pattonville pfeffern. Damit dabei niemand und nichts dabei zu Schaden kommt – denn die Bälle fliegen gut 200 Meter weit – wurde beim Umbau des Platzes die Ausrichtung der Driving Range geändert.

Einst Bestandteil einer amerikanischen Wohnsiedlung

Dimension
Der im Jahr 1954 von Bernhard von Limburger angelegte 18-Loch-Platz ist größtenteils eben und mit schönem, alten Baumbestand versehen. Die Größe der Anlage ist mit gut 130 Hektar für einen Golfplatz inmitten eines Ballungsraums zumindest großzügig. Die Fairways sind größtenteils gerade und breit angelegt, die relativ großen Grüns sind jedoch gut durch Bunker und Gräben geschützt.

Betreiber
Die Anlage wird vom US-Militär betrieben und beherbergt den amerikanischen Stuttgart Golf Club und den deutschen Golfclub Neckartal. Der Platz wurde im Jahr 1956 vom US-amerikanischen Militär eröffnet und war lange Zeit Bestandteil der Wohnsiedlung für die amerikanischen Soldaten.

Vorschriften Dank der Amerikaner geht es hier etwas legerer zu, ein paar Kleiderregeln gibt es aber doch: Hemden ohne Kragen und Ärmel, Spaghettiträger, Leggings, Jogginganzüge, zerrissene Jeans oder kurze Shorts sind nicht akzeptiert. Softspikes an den Schuhen sind Pflicht.

Information
Einen Überblick gibt es im Internet unter www.golfclub-neckartal.de. Dort kann man auch virtuell über die Bahnen fliegen.