Der Lehrer und Künstler Ulrich Zeh hat sich vor allem als Sportbildmaler einen Namen gemacht. Im Interview verrät er, was er an Bad Cannstatt mag und warum es ihn früher regelmäßig in den Stuttgarter Osten gezogen hat.

Bad Cannstatt - Was wäre Bad Cannstatt ohne seine Bewohner? In einer Serie stellen wir Cannstatter Persönlichkeiten vor, sprechen mit ihnen über Privates, aber auch über Aktuelles aus dem Stadtbezirk.

 
Herr Zeh, was darf es für Sie sein, Wein oder Wasser?
Wein natürlich! Mein Großvater war Weingärtner in Untertürkheim. Und ich muss gestehen, dass ich das Cannstatter Sauerwasser nicht so gerne mag.
Und wenn Sie in Ihren Kalender schauen, was steht nächste Woche an?
Es ist Ferienzeit, da ist es relativ ruhig. Das ist aber auch gut so, die letzten Monate war viel los. Anlässlich meines 70. Geburtstags Anfang des Jahres gab es mehrere Ausstellungen, darunter auch eine Schau im Theaterhaus, zu dem ich von Beginn an eine enge Verbindung habe. Dort wurden vor Jahrzehnten zum ersten Mal meine Sportbilder gezeigt. Und natürlich werde ich als ehemaliger Leichtathlet die olympischen Wettkämpfe in Rio de Janeiro im Fernsehen verfolgen.
Seit wann leben Sie in Bad Cannstatt und was hat Sie hierher verschlagen?
1974 bin ich nach Bad Cannstatt gezogen. Es war ein Zufall: Ich habe eine größere Wohnung gesucht und einen schönen Altbau am Daimlerplatz gefunden.
Was mögen Sie am Stadtbezirk Bad Cannstatt?
Es gibt hier viele nette Ecken. Aber am schönsten ist das Kurparkviertel, wo ich bis heute lebe. Der Park, der sich vom Oberen Kurpark über den Rosensteinpark bis zum Hauptbahnhof erstreckt, ist großartig.
Und was gefällt Ihnen weniger?
In der Nachkriegszeit wurden in Bad Cannstatt viele Fehler gemacht, der Bezirk hat das Image einer Kurstadt verloren. Stattdessen sind unschöne Siedlungen und Bausünden wie der Wilhelmsplatz entstanden. Das ist schade. Aus der Lage am Neckar sollte unbedingt mehr gemacht werden.
A propos Neckar: Kommen Sie gelegentlich auch einmal über den Fluss?
Natürlich. Vor allem früher war ich häufig im Stuttgarter Osten, nicht nur als Referendar am Wagenburg-Gymnasium, sondern auch im Laboratorium und im Schlampazius. Diese Kulturkneipe hat ein freier Journalist des Süddeutschen Rundfunks, Hans-Joachim Haager, den ich im Renitenztheater kennengelernt habe, am Gaskessel aufgemacht und sie wurde schnell zu meinem Stammlokal. Er schaffte es, Prominente wie Loriot, Karin Hübner und Julie Christie zu überzeugen, umsonst im Schlampazius aufzutreten.
Den Namen Schlampazius haben Sie ja mit verantwortet, weil Sie Herrn Haager immer so genannt haben . . .
Ja, das ist richtig. Er war ein großartiger Kommunikator, aber eben auch ein Schluri (lacht). Und nachdem ich diese Geschichte 2014 Ihrer Zeitung erzählt habe, hat sich tatsächlich Thomas Friz bei mir gemeldet, ein Liedermacher, der damals nach einer Ausstellungseröffnung von mir einmal zu einem Privatkonzert ins Schlampazius gekommen war. Das war toll. Wir hatten uns Jahrzehnte nicht gesprochen und doch war es, als hätten wir uns nie aus den Augen verloren.
Wo trinken Sie den Wein heute am liebsten?
Auf meiner Terrasse zuhause, in Sichtweite zum Kurpark.