Der 36. Auf gut Schwäbisch-Stammtisch: ein Abend voll positiver Energie mit Schwabenrock aus dem Welzheimer Wald – und Überraschungen aus dem Erzgebirge.

Stuttgart - Als Gradraus vor vier Jahren das erste Mal beim „Auf gut Schwäbisch“-Stammtisch zu Gast waren, war ein Auftritt in Stuttgart für die Folkrock-Band aus dem Welzheimer Wald noch etwas ganz Besonderes. Die Bekanntheit der siebenköpfigen Combo um die sympathische, in Mundart singende Frontfrau Anke Hagner konzentrierte sich auf den Raum Backnang. „Oh, ja“, sagt sie mit strahlendem Lächeln, „inzwischen sind wir im ganzen Land unterwegs.“ Die mal treibenden, mal melancholischen Rhythmen und vor allem die poetisch-schwäbischen Texte der Band, die am Donnerstagabend dem Zeppelinstüble des Hotels Steigenberger Graf Zeppelin zum zweiten Mal einen Besuch abstatten, haben inzwischen im ganzen Land ihre Fans – ein paar der treuesten davon in der Runde des „Auf gut Schwäbisch“-Stammtischs.

 

A „Dänzle mit’m Dod“

Also fast ein Heimspiel für Sängerin Anke Hagner, den Gitarristen Michael Hammer und den Schlagzeuger Axel Hannemann, die aus Platzgründen im Zeppelinstüble zu dritt statt in der inzwischen bei Gradraus üblichen Siebener-Besetzung aufspielen. Der Begeisterung im Publikum tut das keinen Abbruch. Nach einem Dutzend Lieder, die meisten davon von der neuen CD „Frei“, sagt Anke Hagne: „Es ist echt toll bei euch. “

Bewusst schlagen Gradraus auch nachdenkliche Töne an. So wie bei dem Song „Dänzle mit ’m Dod“, der von der Angst vorm Sterben handelt oder, besser gesagt, eben keine haben zu müssen, wenn man das Leben nur ausgiebig genossen hat: „Glaub mir, mei Schatz: ’s Leba endet tödlich! Drom halt de an d’r Satz: Danz so viel wie möglich!“, lauten die letzten Zeilen des Lieds.

„Ich hole aus der Musik meine Energie“, erklärt Anke Hagner, die im Brotberuf Sprachbehinderte unterrichtet, im Gespräch. „Andere gehen zur Therapie, ich mache Musik.“ Und das mit der Band Gradraus jetzt schon seit 2013. Die Musiker, die allesamt aus dem Schwäbischen Wald stammen und sich zum Teil schon aus dem Kindergarten kennen, harmonieren „wie eine große Familie“, so die Sängerin. Für sie sei von Anfang an klar gewesen, dass sie auf Schwäbisch singen will: „Schwäbisch“, sagt die 43-jährige Mutter von vier Kindern im Gespräch mit Moderator Jan Sellner, „das ben i.“ Dass angesichts dessen nicht alle ihrer vier Sprösslinge gleichermaßen Mundart sprechen, wie sie erzählt, wundert sie selbst. „Vielleicht liegt so etwas in den Genen.“

Eine Sammlung mit 2500 Nussknackern

Nach einer kurzen Weihnachtspause geht es für Gradraus mit Vollgas weiter. Starten wird das neue Jahr für Gradraus mit dem „Schwabengipfel“ in Heuchlingen, wenn sie gemeinsam mit Ernst Mantel auf der Bühne stehen. Am 29. Mai kommen sie wieder in die Landeshauptstadt. Dann ins „Dudelsäckle“ in Neugereut.

Für Staunen ganz anderer Art sorgen beim „Auf gut Schwäbisch“-Stammtisch die weihnachtlich dekorierten Tische. Auf jeder Tafel steht ein großer, echt erzgebirgischer Nussknacker aus der umfangreichen Nussknacker-Sammlung der Stammtisch-Mitglieder Bernhard und Christa Crais. Die beiden Weinstädter nennen mehr als 2500 historische Nussknacker ihr Eigen und sind auf diesem Gebiet ausgewiesene Experten. Ihr improvisierter Vortrag über die Geschichte der Nussknacker ist eine echte Überraschung: Dass der älteste Nussknacker Europas im archäologischen Museum von Tarent in Apulien liegt und aus der Zeit um 300 vor Christus stammt, beeindruckt die Stammtisch-Mitglieder sichtbar. Die 36. Ausgabe des „Auf gut Schwäbisch“-Stammtischs ist am Ende nicht nur akustisch ein Erlebnis, sondern auch – in Sachen Nussknacker-Geschichte –ausgesprochen lehrreich.