Ein Lastwagenfahrer kocht schon mal Kaffee hinterm Steuer oder zieht sich um. Dem hat eine Initiative jetzt den Kampf angesagt. Damit sollen Auffahrunfälle am Stauende verhindert werden.

Mannheim -

 

Die Initiative heißt „Hellwach mit 80“ und das dazugehörige Maskottchen Max Achtzig soll Lastwagenfahrer motivieren, das Tempolimit von maximal 80 Kilometern in der Stunde einzuhalten und die Verkehrsregeln insgesamt.

Der Hintergrund: Vor gut vier Monaten hat der Chef dem Mannheimer Verkehrspolizei Dieter Schäfer angesichts der stark steigenden Zahlen von schweren Lkw-Unfällen rund um das Walldorfer Kreuz erstmals Alarm geschlagen. Viel geändert hat sich seither allerdings nicht. Zuletzt meldete die Polizei vor einer Woche einen lebensgefährlich verletzten Lkw-Fahrer. Er war auf der A 6 bei Sinsheim am Ende eines Staus ungebremst auf einen Laster geprallt, der vor ihm stand. Da die technische Verbesserungen – von digitalen Stauwarnanlagen an der Strecke bis zu mehr Bremsassistenten in den Fahrzeugen – auf sich warten lassen, haben Vertreter des Transport- und Speditionsgewerbes zusammen mit weiteren Organisationen und der Polizei in Mannheim jetzt die Initiative gestartet.

Polizeichef: Fast jede Woche einen schweren Auffahrunfall

„Fakt ist doch, keiner fährt absichtlich am Stauende auf“, sagt Schäfer. Dennoch ereigne sich rund um das viel befahrene Kreuz in Walldorf mit seinen Dauerbaustellen „fast jede Woche ein solches Unglück“. Entwarnung, bedauert der Mannheimer Polizeidirektor „können wir leider noch nicht geben“. Die Zahl schwerer Unfälle habe im ersten Halbjahr dieses Jahres erneut deutlich zugenommen. Die Polizei gehe davon aus, dass der Großteil der Fälle passiere, weil die Fahrer abgelenkt seien und es ihnen an der nötigen Aufmerksamkeit fehle. Aktuelle Überwachungsaktionen rund um Walldorf hätten gezeigt, dass die betroffenen Fahrer in mehr als 80 Prozent neben der Fahrt ihr Smartphone benutzt hätten „und sich dabei nahezu verkehrsblind fortbewegten“.

Initiative fordert auch Politik zum Handeln auf

Andere Fahrer hätten Dokumente gelesen, ein Müsli zubereitet oder Kaffee gekocht, sich während des Fahrens umgezogen oder am Expander trainiert. „Nähert sich ein derart abgelenkter Fahrer einem Stauende kommt es unweigerlich zu einem Auffahrunfall“, erklärt Schäfer. „Ein Lkw potenziert aber im Vergleich zu einem Pkw die Wirkung durch eine Aufprallwucht von bis zu 40 Tonnen“.

Die Unterstützer der Initiative, die mit dem Slogan „Hellwach mit 80“ wirbt, zeigten sich bei der Vorstellung des Projekts überzeugt, dass die tödliche Gefahr am Stauende nur verringert werden kann, wenn alle Beteiligten – von den Fahrern über deren Unternehmen bis zu Politik – sich in dieselbe Richtung bewegen. „Notbremssysteme sind dabei sicher die Zukunft“, meinte Schäfer. „Doch noch sind sie nicht soweit; und auch andere Maßnahmen greifen noch nicht. Handlungsbedarf besteht aber schon jetzt – nicht irgendwann in einer fernen Zukunft“, sagte er. Auch deshalb setzte man mit der Aktion bei den Fahrern selbst an.

„Die Todsünden im Führerhaus“

Mit „zehn Geboten“ soll das Maskottchen Max Achtzig gegen die „Todsünden im Führerhaus“ ankämpfen. Die teilnehmenden Firmen und ihre Fahrer sollen sich unter anderem dazu verpflichten, Lenk- und Pausenzeiten einzuhalten, nur dringende Telefongespräche und diese nur über Freisprechanlagen zu führen sowie jede Nutzung sozialer Medien ebenso wie andere „fahrerfremde Tätigkeiten“ am Steuer zu unterlassen. Der Bundesverband Güterverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) und der Landesverband der Spediteure (VSL) haben sich der Initiative bereits angeschlossen, auch der ADAC Nordbaden ist als Unterstützer dabei.