„Aufgeblüht & abgelichtet“ – eine Ausstellung in Waiblingen zeigt, wie vielfältig Pflanzen in der Kunst dargestellt werden. Zu sehen sind beispielsweise Klassiker wie Robert Mapplethorpe und Zeitgenössisches, etwa eine Installation, die Rebecca Louise Law eigens für das Waiblinger Kunstmuseum konzipiert hat.

Waiblingen - Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit“ – diese Erkenntnis des Künstlers Karl Valentin können die Mitglieder des Fördervereins der Galerie Stihl bestätigen: Seit Sonntag sitzen sie im Dutzend um einen Tisch im Eingangsbereich des Waiblinger Kunstmuseums und binden von morgens 9 bis abends 18 Uhr getrocknete Blüten mit feinem Kupferdraht zu farbenfrohen, gut fünf Meter langen Girlanden.

 

Nebeneinander gehängt bilden die filigranen Blumenschnüre im Foyer einen mehr als acht Meter langen, kunterbunten Blütenvorhang – und die allererste Installation der Londoner Künstlerin Rebecca Louise Law, die bisher in einem deutschen Museum entstanden ist, betont Anja Gerdemann, die kommissarische Galerie-Leiterin.

Klassiker und zeitgenössische Künstler

Das Museum zeigt von Samstag an unter dem Titel „Aufgeblüht & abgelichtet“ gut 100 Exponate. Die Mehrzahl davon sind Fotografien und alle haben Blumen als Thema – passend zur an diesem Wochenende beginnenden Remstal-Gartenschau. Dass letztere keine „Blümchenschau“ werden soll, haben die Verantwortlichen stets betont – und das trifft auch auf die Fotoausstellung zu. Wer denkt, die dort gezeigten Blumen und Blüten seien lediglich hübsche Hingucker, täuscht sich gewaltig. Die Kuratorinnen Stephanie Buck und Barbara Martin haben für die Ausstellung die Arbeiten von 35 Kunstschaffenden aus zehn Nationen zusammengetragen – Klassiker wie Robert Mapplethorpe gehören dazu, aber auch zeitgenössische Künstler wie Joan Fontcuberta, Michael Wesely oder Hiroyuki Masuyama. Ein „sehr ambitioniertes Projekt“, wie Anja Gerdemann sagt – umso mehr, als die Zeit knapp war: die geplante Ausstellung „Florilegien“, die prachtvoll illustrierte Blumenbücher aus dem 17. Jahrhundert zeigen sollte, konnte aus konservatorischen Gründen nicht ausgestellt werden.

Doch diese Darstellung von Pflanzen greifen etliche Künstler in der aktuellen Ausstellung auf, allerdings mit einem etwas anderen Dreh: Alberto Baranya dokumentiert in seiner Serie „Herbaria de Plantas Artificiales“ ganz traditionell die Bestandteile von Pflanzen – allerdings handelt es sich durchweg um Pflanzen aus Plastik, Stoff oder Pappmaché.

Schattenherbarium und Schrecksekunde

Historische, aus Pappmaché, Stoff und Holz hergestellte Modelle von Blüten für den Botanik-Unterricht hat Kai-Uwe Schulte-Bunert so kunstvoll mit Licht und Schatten in Szene gesetzt, dass die toten Blumen lebendig wirken. Und Tim Otto Roth hat ein „Schattenherbarium“ erschaffen, in dem er Blüten in völliger Dunkelheit auf Farbdiafilme gelegt und für kurze Zeit belichtet hat, wodurch unwirklich-traumhafte Bilder entstehen.

Sehr speziell sind die Blumen von Joan Fontcuberta. „Er sucht Abfälle, die er zu pflanzenähnlichen Kompositionen zusammensetzt“, erklärt Stephanie Buck. Eine Blüte, die auf den ersten Blick an eine Rose erinnert, entpuppt sich als die Kombination eines Kohlstrunks mit Blättern und einem Vogelkopf, Schrecksekunde inklusive.

Die sinnliche Seite der Pflanzenwelt kommt in Imogen Cunninghams Schwarzweiß-Porträts von Kalla-Pflanzen zur Geltung, während Martin Klimas in minimaler Belichtungszeit einen dramatischen Moment eingefangen hat: den, in dem ein Geschoss eine Vase in unzählige Bruchteile zerfetzt, Wasser spritzt nach allen Seiten. Die schönen Dahlien in der Vase stehen derweil noch still. „Schönheit und Vergänglichkeit liegen so nah beieinander wie sonst nirgendwo“, so Stephanie Buck.

Blüten im Fokus

Ausstellung:
Die Vernissage findet am Samstag, 11. Mai, von 11 Uhr an auf dem Galerieplatz statt. Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 25. August, sie ist dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet, donnerstags bis 20 Uhr.

Museumsnacht
: Am 18. Mai ist die Galerie von 18 bis 24 Uhr offen, es gibt Kurzführungen und der Schauspieler Frank Stöckle präsentiert Texte und Lieder rund um die Blume. Zu sehen ist auch eine Ikebana-Meisterin. Die Kunstschule lädt zur Foto-Mitmachaktion mit Riesenblumen. Der Eintritt ist frei.