Großes Rätselraten in Esslingen: Wer ist eigentlich der Oberbürgermeister?

Esslingen - Eine selbstbewusste Verwaltung kann nicht schaden. Beim Thema Digitalisierung gehöre die Stadt zu den Spitzenreitern in The Länd. Man treibe The Länd sogar vor sich her, hieß es Anfang November im Verwaltungsausschuss. Der eine oder andere war etwas verwundert, als er das hörte.

 

Es ist aber immerhin so, dass Esslingen nicht nirgendwo vorne wäre. Gut steht man nach eigenen Angaben in der „interkommunalen OZG-Taskforce“ da. (Bitte nicht fragen, was das ist.) Weit weniger gut bestellt ist es mit dem Online-Auftritt Esslingens. Der ist nämlich immer noch so verstaubt wie vor zweieinhalb Jahren, als versprochen wurde: „2020 wollen wir den Relaunch anpacken.“ In dem Artikel aus dem Juni 2019 heißt es auch: „Die Stadtverwaltung und der Oberbürgermeister von Esslingen träumen vom virtuellen Rathaus.“

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Digitale Träume

Träumen soll erlaubt sein, und es soll Menschen geben, die wollen gar nicht mehr aufwachen, so schön ist der Traum. Sie sind dann in einer virtuellen Welt gefangen, wie Christopher Nolans prophetischer Spielfilm Inception bereits vor mehr als zehn Jahren beweisen konnte. In einer solchen Welt hängt inzwischen auch Jürgen Zieger fest.

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Zieger? Genau der! Bis vor wenigen Monaten war er noch Oberbürgermeister von Esslingen, ist aber angeblich in den Ruhestand gegangen. Die Stadt, so haben es jedenfalls die Medien verbreitet, soll nun von einem gewissen Matthias Klopfer geführt werden. Aber ist das auch alles wahr? Laut Organigramm – abrufbar auf der Onlineseite der Stadt – hat Zieger nämlich nach wie vor den Hut auf.

Sherlock Holmes klärt auf

Wir befragten Sherlock Holmes. Der meint: Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder Klopfer ist gar nicht Oberbürgermeister und die Presse lügt mal wieder. Oder Zieger lebt in der Gefangenschaft einer virtuellen Welt und kommt aus dem Organigramm der Stadt Esslingen überhaupt nicht mehr raus. Immerhin ist er dort in guter Gesellschaft: An seiner Seite sitzt Roland Karpentier, der sich laut Presseberichten ebenfalls in diesem Jahr in den Ruhestand verabschiedet haben soll. Digitale Wahrheit oder mediale Lüge? Möglicherweise löst sich das Rätsel auf, sobald die neue Homepage da ist. Irgendwann in den 2030er Jahren. Oder, wenn es schnell geht, 2027 zum Stadtjubiläum. Dann können Zieger und Karpentier endlich in den verdienten Ruhestand gehen.