Bisher war klar, dass Markus Söder Kanzler wird. Jetzt wartet die SPD mit einem Coup auf.

Esslingen/Berlin - Bisher war die bundesdeutsche K-Frage so langweilig wie sonst nur die Olympischen Winterspiele. Aus jeder CDU-Ortsgruppe quengelte es, aus der bayerischen Staatskanzlei dementierte es, jedem CSU-Granden schwante es, jedes Grundschulkind wusste es: Der nächste Chancellor heißt Markus Söder. Unangreifbar ist Söder, weil es ihn gar nicht gibt. Er existiert nur als politische Unschärferelation: Präzis bestimmt werden kann entweder die Position, die er gerade nicht mehr einnimmt, oder der Impuls, von dessen Richtung er soeben abweicht. Dieses quantendemokratische Söder-Phänomen ist nicht wenigen seiner politischen Gegner – also der Mehrheit seiner Parteifreunde – schlicht unheimlich. Mehrere oberbayerische CSU-Kreisverbände sollen bereits im Kloster Andechs um einen Exorzisten angefragt haben, während die unverzagte Aserbaidschan-Fraktion weiterhin auf ihren interkulturellen Lernerfolg vertraut, die geschmierte Demokratie.