Gegner der Gemeinschaftsschulen betrachten die Schulart seit jeher als privilegiert. Jetzt erklärt die Kultusministerin, jede Schulart erhalte die Ressourcen, die sie benötige. Die SPD meint sogar, mehr Unterstützung sei notwendig.

Stuttgart - CDU und FDP müssen ihren alten Vorwurf, die Gemeinschaftsschule sei besser ausgestattet als andere Schularten, zurücknehmen. Das findet zumindest Gerhard Kleinböck, der schulpolitische Sprecher der oppositionellen SPD im Landtag. Er bezieht sich auf eine Antwort des Kultusministeriums auf eine Anfrage der SPD. Darin erklärt Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU): „Der Gemeinschaftsschule, wie auch den anderen Schularten, stehen die Ressourcen zur Verfügung, die sie für die Umsetzung ihres pädagogischen Bildungsauftrags benötigt.“

 

Gemeinschaftsschulen bei individueller Förderung vorn

Eisenmann legt dar, dass Gemeinschaftsschulen 20 so genannte Lehrerwochenstunden für die Differenzierung und Förderung zur Verfügung stehen. Realschulen haben in diesem Schuljahr 13 dieser Poolstunden, bis zum Schuljahr 2020/21 sollen es ebenfalls 20 werden. Werkrealschulen haben unter bestimmten Bedingungen ebenfalls 20 Poolstunden, Gymnasien 13,7.

Bei der Lehrer-/Schülerrelation stehen dem Kultusministerium zufolge die Gymnasien an der Spitze der allgemein bildenden Schulen: 13,8 Schüler kommen dort auf einen Pädagogen. An den Gemeinschaftsschulen sind es 14,3, an den Grund-, Haupt- und Werkrealschulen 15,7 und an den Realschulen 16,1 Schüler pro Lehrer.

Realschüler kosten am wenigsten

Bei den Kosten pro Schüler liegen die Werkrealschulen mit 6542 Euro an der Spitze, gefolgt von den Gymnasien mit 6382 Euro und den Gemeinschaftsschulen mit 6373 Euro. Ein Realschüler schlägt dem Ministerium zufolge mit 4692 Euro zu Buche. Aus der Krankheitsreserve werden 521 Vertretungslehrer an Grund- und Werkrealschulen eingesetzt, 330 an Gymnasien, 236 an Realschulen und 129 an Gemeinschaftsschulen. Zurzeit gibt es rund 300 Gemeinschaftsschulen, 430 Realschulen, 380 Gymnasien und 2300 öffentliche Grundschulen.

Eisenmann erklärt auch, „die Gemeinschaftsschulen weisen im Vergleich der Schularten einen sehr hohen Anteil an inklusiven Bildungsangeboten auf.“ Vier Prozent der Schüler sind Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf, an Werkrealschulen sind es 1,5 Prozent, an Realschulen 0,2 und an Gymnasien 0,01 Prozent. Der Migrantenanteil beträgt an Werkreal- und Hauptschulen 51,7 Prozent, an Gemeinschaftsschulen 32,8 Prozent. An Realschulen haben 27,8 Prozent der Schüler einen Migrationshintergrund, an Gymnasien ist es etwa jeder sechste Schüler.

SPD kritisiert „faktisch falsche Leier“

Für Gerhard Kleinböck entkräften die Antworten des Kultusministeriums den Vorwurf der Privilegierung der Gemeinschaftsschule. Er folgert: „Insbesondere CDU, FDP und einige gegenüber der Gemeinschaftsschule eher feindselig eingestellte Verbände müssen angesichts der Fakten endlich mal eine neue Platte auflegen, satt ständig die alte und faktisch falsche Leier abzuspielen.“

Es zeige sich, so Kleinböck, dass die Gemeinschaftsschule mit der Zusammensetzung ihrer Schülerschaft gesamtgesellschaftliche Aufgaben wie Inklusion und Integration übernehme, „vor denen andere Schularten sich drücken“. Vor diesem Hintergrund könne man sich eher fragen, ob die Gemeinschaftsschule ausreichend Ressourcen bekomme. Eine Leitungsstunde für Schulleitungen zur Organisation des Ganztagsbetriebs an Gemeinschaftsschulen hält Kleinböck beispielsweise für „absolut unzureichend“.