Aufsichtsratschef der DHBW Daimler-Vorstand Porth gibt Amt bei Hochschule auf

Auf ihn warten „zusätzliche Aufgaben“ bei Daimler: Personalvorstand Wilfried Porth Foto: dpa

Überraschung bei der Dualen Hochschule: der Daimler-Vorstand Wilfried Porth zieht sich aus dem Aufsichtsrat zurück. Ein aktuelles Rechtsgutachten hatte seine Wiederwahl in Frage gestellt.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Der Daimler-Personalvorstand Wilfried Porth will sich als Co-Aufsichtsratschef der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) verabschieden. Nach Ende seiner Amtszeit im September wird der 60-Jährige nicht wieder für das Gremium kandidieren. Entsprechende Informationen unserer Zeitung bestätigte das Wissenschaftsministerium von Theresia Bauer (Grüne), die den Aufsichtsrat zusammen mit Porth führt, sowie ein Daimler-Sprecher. Damit kommt der nicht unumstrittene Topmanager den Bestrebungen von Kritikern an der DHBW zuvor, die seine erneute Wahl verhindern wollten.

 

Grund für den Rückzug seien „zusätzliche Aufgaben“, die Porth im Unternehmen übernommen habe, hieß es bei Daimler; genauer wurden diese nicht benannt. Er habe sich „bereits vor einiger Zeit entschlossen, die Position bei der DHBW regulär nach Ende der laufenden Amtszeit abzugeben“. Ein Ministeriumssprecher betonte, der Schritt erfolge unabhängig von einem auch auf Porth zielenden Gutachten, das dem Ministerium seit Mitte Juli vorliege; man prüfe es gerade.

Der Aufsichtsrat soll „nicht versteinern“

Das Gutachten des renommierten Hochschulrechtlers Professor Wolfgang Löwer, das unserer Zeitung vorliegt, war vom Verband der Mitarbeiter der Dualen Hochschule in Auftrag gegeben worden. Darin wurden zentrale Rechtsfragen rund um die DHBW untersucht, unter anderem die Begrenzung der Amtszeit von Hochschul- oder Aufsichtsräten. Kritiker hatten moniert, dass Porth – der seit zehn Jahren amtiert – nach neun Jahren hätte ausscheiden müssen. Dies bestätigt Löwer, ohne auf konkrete Personen einzugehen. Für Vertreter etwa aus der Wirtschaft, die nicht Chefs eines der örtlichen Hochschulräte an den neun DHBW-Standorten seien, gelte die Begrenzung „völlig eindeutig“. Ziel der Gesetzesvorgabe sei eine kontinuierliche Erneuerung des Gremiums, das „nicht versteinern“ solle. Demnach wäre Porths Legitimation zuletzt fraglich gewesen.

Erst zu Jahresbeginn war es zu einem scharfen Schlagabtausch zwischen dem Co-Vorsitzenden und internen Gegnern gekommen. Porth hatte gesagt, ein „harter Kern von Kritikern“ versuche die DHBW mit Klagen zu beschäftigen und lahmzulegen. Der Sprecher der angesprochenen Professoren erwiderte, Porth schade der Hochschule und wolle sie zu einer „autoritär-zentralistischen Berufsschule“ machen. Ministerin Bauer hatte die Attacke als „sehr befremdlich und unangemessen“ zurückgewiesen. Porths Verdienste würden damit verkannt.

DHBW-Chef dankt für „klare Führung“

Der DHBW-Präsident Arnold van Zyl dankte Porth für seinen „wertvollen Beitrag“ zur Entwicklung der Hochschule. Er habe dieser mit „klarer Führung“ und seiner Managementkompetenz „Orientierung in bewegten Zeiten gegeben“. Man hoffe, dass er der Hochschule auch weiterhin eng verbunden bleibe. Für die Verbindung von Theorie und Praxis – die Besonderheit der DHBW – sei das Engagement von Persönlichkeiten aus der Wirtschaft essenziell, sagte van Zyl. In die Amtszeit Porths war eine Finanz- und Führungskrise gefallen, die kürzlich auch vom Landesrechnungshof beleuchtet wurde. Dabei wurde die Führungsspitze praktisch komplett ausgetauscht.

Laut dem Ministeriumssprecher hat eine Findungskommission für die künftige Besetzung des Aufsichtsrates ihre Arbeit aufgenommen; eine Kandidatenliste sei bisher noch nicht aufgestellt worden. Als möglicher Nachfolger Porths wird unter anderem der Heilbronner IHK-Chef Harald Unkelbach gehandelt, der dem Aufsichtsrat bereits angehört.

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