Bereits vor dem abschließenden Vergleich am Samstag mit der TSG Nattheim steht das Verbandsliga-Team des SV Fellbach als zweiter Aufsteiger neben dem Ligaprimus AC Röhlingen fest und wird nächste Saison wieder in der Oberliga starten.

Fellbach - Nach dem 27:6-Erfolg des SV Fellbach gegen die Gäste des KV Plieningen hatte Thomas Heumann am Samstagabend das letzte Wort: „Den Jungs möchte ich herzlich gratulieren, denn sie sind in die Oberliga aufgestiegen. Das ist sicher, das ist amtlich.“ Den Fellbacher Verbandsliga-Ringern und ihrem nicht nur als Sportlicher Leiter umfassend engagierten Vordenker ist der zweite Platz nicht mehr zu nehmen. Das hatten schnelle Rechner zwar schon vor dem letzten Heimkampf der Saison kalkuliert. Indes war bis dahin noch nicht klar, dass auch der Vizemeistertitel in der Verbandsliga zum direkten Vorrücken in die dritthöchste Liga berechtigen würde.

 

Um ihre Gewichtsklasse zu halten, hätten zumindest einige der Neckarweihinger Ringer auf Weihnachtsbraten, Plätzchen und Silvesterbowle verzichten müssen

Selbst intime Kenner der Ringerszene waren bis dahin davon ausgegangen, dass am zweiten und dritten Januarwochenende eine Relegationsrunde in Form von zwei Aufstiegskämpfen folgen würden. Gegenspieler des SV Fellbach um den Kapitän Aron Heumann wäre der Tabellenletzte der Oberliga, also der KSV Neckarweihingen, gewesen. Dessen sieglose Ringer haben sich mittlerweile samt den Verantwortlichen gegen eine Verlängerung nach den Weihnachtsferien ausgesprochen. Neben den mutmaßlich eher geringen Erfolgsaussichten des mit 0:32 Punkten abgeschlagenen Ensembles dürfte auch der ungünstige Termin eine Rolle gespielt haben: Um ihre Gewichtsklasse zu halten, hätten zumindest einige der Neckarweihinger Ringer auf Weihnachtsbraten, Plätzchen und Silvesterbowle verzichten müssen. Nicht betroffen wäre indes ein Griffkünstler gewesen, der in der Oberliga-Runde ausnahmslos als Sieger von der Matte gegangen ist. Ramaz Darchidze, der zuvor noch für den SV Fellbach gerungen hatte, füllte das Limit seiner Kategorie bis 61 Kilogramm nie völlig aus.

Sportler des Nicht-EU-Staats Georgien erhalten im Regelfall nur ein 90-Tage-Visum für kurzfristige Aufenthalte

Der stärkste Neckarweihinger, der einst auf Vermittlung des Fellbacher Trainers Tariel Shavadze aus der gemeinsamen georgischen Heimat ins Schwabenland gewechselt ist, hätte gegen sein altes Team antreten müssen. Dazu wäre allerdings extra eine Rückkehr aus Georgien erforderlich gewesen, wo der Fünfte der Junioren-Europameisterschaften von 2014 an den nationalen Meisterschaften teilgenommen hat. Anders als der Fellbacher Vorzeigeathlet Amiran Shavadze, der sich den Meistertitel sichern konnte, schied Ramaz Darchidze jedoch bereits in der Vorrunde aus. Zudem hätten seiner schnellen Rückkehr wohl rechtliche Hürden entgegengestanden. Sportler des Nicht-EU-Staats Georgien erhalten im Regelfall nur ein 90-Tage-Visum für kurzfristige Aufenthalte. Diese Zeit wäre bei dem davor bereits wieder seit September in Deutschland lebenden Klasseringer noch vor der Relegation abgelaufen.

Amiran Shavadze wird in den nächsten Wochen nicht an den Fuß des Kappelbergs zurückkehren

Tariel Shavadze, der zusammen mit dem Freistilexperten Yasar Demir die Fellbacher Auswahl trainiert, hat die Visumproblematik übrigens in seinen Planungen berücksichtigt. Nodar Egadze, der in der Klasse bis 98 Kilogramm einer der Fellbacher Erfolgsgaranten ist, hielt sich zuletzt in der georgischen Heimat auf. Mit den dabei gesparten Aufenthaltstagen in Deutschland hätte er in der Relegationsrunde eingesetzt werden können. Anders übrigens als der stärkste Ringer im Trikot des SV Fellbach. Amiran Shavadze wird in den nächsten Wochen nicht an den Fuß des Kappelbergs zurückkehren. Zwecks Vorbereitung auf die finale Qualifikation für die Olympischen Spiele von Tokio 2020 pendelt der 26-Jährige jetzt zwischen Trainingslagern und internationalen Turnieren. So ist er vom 17. bis zum 19. Januar im südfranzösischen Nizza beim Grand Prix de France gefordert. Für seinen Onkel Tariel Shavadze war Thomas Heumanns allgemein erleichternde Bekanntgabe des Aufstiegs natürlich keine Überraschung. Der gut Vernetzte hatte längst die Signale aus Neckarweihingen vernommen – und geschwiegen: „Ich habe es den Ringern nicht gesagt, damit sie nochmals mit großem Willen vor dem eigenen Publikum kämpfen.“