Aufstieg in die Bundesliga Ludwigsburger Volleyballer kommen, um zu bleiben

Neuer Coach: Hasse Mattila (li.) hat bewiesen, dass er junge Spieler entwickeln kann. Foto: Baumann/Julia Rahn

Die Barock Volleys Ludwigsburg bereiten sich auf die erste Saison in der Bundesliga vor – und setzen weiter auf ihre Erfolgsphilosophie.

Das Image der Sportstadt Ludwigsburg hat zuletzt gelitten, ziemlich sogar. Bei HB Ludwigsburg tat sich ein finanzielles Loch auf, das erfolgreichste Frauenhandball-Team Deutschlands steht vor dem Aus. Weshalb die Volleyballer vom MTV Ludwigsburg nun noch ein bisschen mehr in den Fokus rücken, nicht zuletzt, weil sie einen anderen Weg gehen. Den Erfolg einzukaufen ist nicht machbar mit einem Jahresetat, der sich im mittleren sechsstelligen Bereich bewegt. An Ehrgeiz mangelt es trotzdem nicht, ganz im Gegenteil. Nachdem der Aufstieg in die Bundesliga in kürzester Zeit erreicht wurde, sagt Michael Dornheim: „Wir sind gekommen, um zu bleiben.“ Er selbst ist dabei eine der Schlüsselfiguren.

 

Als Zuspieler wurde Dornheim (57) einst Meister und Pokalsieger, er war Deutschlands Volleyballer des Jahres 1993 und trug 192-mal das Nationaltrikot, anschließend arbeitete der Mercedes-Manager als Trainer. In der vergangenen Saison führte er die Barock Volleys MTV Ludwigsburg in die Bundesliga – und wechselte auf den Posten des Sportdirektors. „Wir sind jetzt ein Profi-Team, das nicht mehr fünf-, sondern zehnmal pro Woche trainiert. Dieser Aufwand wäre für mich nicht mehr zu leisten gewesen“, sagt Michael Dornheim, der zugleich dafür steht, dass sich eines nicht ändert: die Philosophie. „Unser Konzept ist, ein Team zu haben, das in der Region verwurzelt ist und in das immer wieder junge Spieler, vor allem aus unserer Jugendakademie, integriert werden“, erklärt er, „an diesem Konzept will ich gemessen werden.“ Bisher? Passt alles!

Vier Neuzugänge für die Barock Volleys

In Zuspieler Tomi Saarinen (Düren), Diagonalangreifer Nyherowo Omene (Princeton), Mittelblocker Jan Huber (Rottenburg) und Libero Jeffrey Klok (Groningen) kamen zwar vier Neuzugänge, von denen der Sportdirektor („Sie erfüllen unsere Anforderungen perfekt“) sehr viel erwartet, im Kader des Bundesliga-Neulings stehen aber auch fünf Eigengewächse des MTV Ludwigsburg, acht der neun deutschen Akteure stammen aus Baden-Württemberg. „Wir wollen keine Spieler, die jedes Jahr bei einem anderen Verein aufschlagen“, sagt Michael Dornheim. Sondern mit einem jungen Team (Durchschnittsalter: 22,4 Jahre) und eigenen Werten punkten. Dazu passt die Antwort von Kapitän Ben-Simon Bonin (22), wenn er gefragt wird, warum er in Ludwigsburg spielt: „Weil es hier eine Vision gibt.“ Die allerdings nichts daran ändert, dass die Herausforderungen riesig sind.

Gutes Händchen: Neuzugang Nyherowo Omene. Foto: Baumann/Julia Rahn

Sportlich stehen die Ludwigsburger vor einem großen Sprung. Das Tempo in der ersten Liga ist viel höher, als sie es gewohnt sind, die Schlaghärte immens. „Und eigene Schwächen“, sagt Michael Dornheim, „werden gnadenlos ausgenutzt.“ Weshalb viel Arbeit auf den neuen Coach Hasse Mattila zukommt. Der 34-jährige Finne, der am Montag mit seinem neuen Team in die Vorbereitung startete, trainiert erstmals im Ausland, doch er bringt genau die Erfahrung mit, die der MTV Ludwigsburg gesucht hat: Bei Akaa-Volley formte er in mehreren Jahren ein Team vom Aufsteiger zum Double-Gewinner, er hat zudem sehr viel mit Nachwuchsspielern gearbeitet. „Er ist ein hungriger Coach“, sagt Michael Dornheim, „er verkörpert alles, was wir brauchen.“

Auch organisatorisch wachsen

Die Ziele fürs erste Jahr im Volleyball-Oberhaus sind klar: Priorität hat der Klassenverbleib, zudem wollen die Ludwigsburger attraktiv spielen und so oft wie möglich gewinnen – gegen viele Teams aus der unteren Hälfte der Tabelle rechnen sie sich Chancen aus. Dazu gilt es, im Umfeld zu wachsen. Schon im Januar wurde eine mehrköpfige Management-Gruppe gegründet, die damit begonnen hat, die großen organisatorischen Aufgaben anzugehen. Michael Bonin wird als Geschäftsführer die neue Spielbetriebs-GmbH leiten, ansonsten beruht viel auf ehrenamtlichem Engagement. „Die Barock Volleys sind ein ambitionierter Club, der mit klarem Konzept, Ehrgeiz und regionaler Verankerung überzeugt“, sagt Kim Renkema, die Geschäftsführerin der Volleyball Bundesliga (VBL), „in allen Gesprächen fällt auf, dass dort ein großes Fachwissen und eine realistische Vision vorhanden ist.“

Zu der gehört, nicht nur an die nächste Saison zu denken, sondern alles darauf auszurichten, sich mittelfristig in der Bundesliga zu etablieren. Und dabei keinesfalls mehr Geld auszugeben, als vorhanden ist. Rund 30 Unternehmen unterstützen bislang den Weg der Ludwigsburger Volleyballer. „Wir sind breit aufgestellt“, sagt Sponsoringchef Sebastian Schiegl, „es gibt keine Abhängigkeiten von Einzelnen.“ Sondern den festen Willen, auch weiter den eigenen Weg zu gehen.

Weitere Themen