So schnell wie möglich möchte der Kreis Göppingen zum Biosphärenreservat gehören. Die Nachbarkreise haben längst überholt.

Region: Corinna Meinke (com)

Der Kreis Göppingen möchte in einem zweiten Anlauf den Sprung ins Biosphärengebiet Schwäbische Alb schaffen. - Auch die Kommunen im Kreis wollen sich endlich mit dem begehrten Label der Unesco schmücken. Die Kreisräte haben die Verwaltung aufgefordert, deshalb beim Ministerium für Ländlichen Raum vorstellig zu werden, um so schnell wie möglich die Mitgliedschaft zu erwirken. Der Albtrauf mit seinen Schluchtenwäldern und die Streuobstwiesen im Albvorland eigneten sich aufs Beste für die Erweiterung des Biosphärengebietes, sind sich Kreisverwaltung und -politiker einig.

 

Andere Kreise sind den Göppingern davon gestürmt

Bis zu dieser Einmütigkeit hat es einige Jahre gedauert, und andere Kreise sind den Göppingern davon gestürmt. Martin Ernst Joos, der Bürgermeister von Bad Überkingen, kann sich noch gut daran erinnern, wie  er beim ersten Vorstoß in Richtung Unesco-Auszeichnung im Kreistag gegen die Wand gelaufen ist. Vielerorts befürchtete man die Gängelung der Landwirtschaft und der Kommunen mittels strenger Naturschutzregeln der Biosphärenwächter.

Die Angst vor strengen Auflagen ist verflogen

Inzwischen hat sich der Wind gedreht. Längst ist auch der Kreis Göppingen überzogen mit Schutzgebieten aller Art. Oft zähneknirschend haben sich die Betroffenen arrangiert mit den Vogelschutzgebieten, den Landschafts- und Naturschutzgebieten und vielen anderen Bewahrungszwecken. „Bei uns steht außer der Ortslage alles unter Schutz“, beschreibt Gerhard Ueding die Lage. Der Bürgermeister von Bad Ditzenbach könnte sich Teile des Gemeindewalds in Steillage gut als schützenswerte Kernzone vorstellen. Deren Ausweisung ist Bedingung für die Mitgliedschaft.

Die Biosphäre stülpt keine Käseglocke über

Gespräche mit Kollegen aus den Nachbarkreisen Esslingen und Reutlingen hätten gezeigt, dass das Label Biosphäre mehr Lust als Last, also weniger Einschränkungen als befürchtet, mit sich bringe. Der Bürgermeister von Römerstein (Kreis Reutlingen) Michael Donth, gehört zu den Pionieren des Biosphärenreservats. „Das ist keine Käseglocke“, sagt er aufmunternd, und Einschränkungen in der kleinen Kernzone des Reservats könnten die Kommunen selbst steuern. Gleichzeitig ist so ein Biosphärengebiet, das die Unesco ausweist, in der Topliga der internationalen Schutzgebiete angesiedelt. Wer sich Biosphäre nennen darf , liegt mit dem Yellowstone-Nationalpark und dem griechischen Olymp, der Serengeti und Hawaii sozusagen gleichauf. Viele Kommunen entlang des Albtraufs im Kreis Esslingen nutzen das europaweit bekannte Siegel stolz als zugkräftiges Argument beim Werben um Touristen.

Kommunen hoffen auf mehr Touristen

Das scheint sich nun bis zur letzten Gemeinde im Kreis Göppingen herumgesprochen zu haben. Interesse an der Biosphäre haben Kommunen im oberen Filstal und im Albvorland. Gerhard Ueding hofft auf mehr Übernachtungsgäste, wenn er mit dem Unesco-Label werben könnte. Der frühere Wiesensteiger Gemeinderat Dieter Braun (CDU), ein Befürworter, erinnert sich an die Überlegungen Ende der 90er Jahre – als alle gezögert hatten. Schließlich taten sich Gemeinden aus den Kreisen Esslingen und Reutlingen zum Biosphärenreservat zusammen. Als Göppinger Kreisrat setzt sich Braun für den zweiten Anlauf ein.

Beitritt so schnell wie möglich, am besten noch vor 2019

Weil man im Kreis Göppingen nun aufholen muss, soll es schnell gehen: Schon vor dem frühestmöglichen Beitritt im Jahr 2019, die Zeitpunkte für mögliche Beitritte legt die Unesco fest, will man mit ins Boot springen. Das Ministerium für Ländlichen Raum soll das Vorhaben prüfen. Schlägt Göppingen jetzt nicht ein, wäre ein Beitritt für immer ausgeschlossen, warnt die Kreisverwaltung