Aufgrund Personalmangels war in den Bezirksämtern einiges liegen geblieben. 2020 sind nun für Stuttgart-Möhringen und Stuttgart-Vaihingen mehr Stellen vorgesehen. Allerdings immer noch weniger, als die Bezirke sich gewünscht hätten. Das hat Folgen.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Vaihingen/Möhringen - Im schlimmsten Fall bleiben Abteilungen im Bezirksamt stunden- oder tageweise geschlossen. Das Personal sei so eng aufgestellt, dass Ausfälle aufgrund von Krankheit oder Fortbildungen nicht immer kompensiert werden können, sagt Kai Jehle-Mungenast, Bezirksvorsteher in Vaihingen. „Das merkt dann auch der Bürger, wenn er vor verschlossener Tür steht.“ Und die Bürger sind nicht die Einzigen, die ein Anliegen haben. Auch die Bezirksbeiräte haben Wünsche, um die sich das Bezirksamt und dessen Mitarbeiter kümmern sollen. „Wir müssen entscheiden, welche Anliegen dringend und wichtig sind und welche nicht“, sagt Jehle-Mungenast. Auch in Möhringen wuchsen dem Bezirksamt die Aufgaben langsam aber sicher über den Kopf. „Wir sind in vielen Gruppen vernetzt, und das ist auch wichtig“, sagt Bezirksvorsteherin Evelyn Weis und nennt die Steuerungsgruppe Fairtrade als ein Beispiel. Auch die Betreuung und Begleitung der Jugendräte beanspruche viel Zeit. „Das ganze Paket ist immer größer geworden und nicht mehr mit dem bestehenden Personal stemmbar gewesen“, sagt Weis. Sie hatte eine zusätzliche Stelle in der Verwaltung beantragt, „damit wir weiterhin leisten können, was wir heute schon tun“.

 

Der Bezirksvorsteher hätte sich weitere Stellen gewünscht

Die Gemeinderatsfraktionen nahmen den Wunsch auf und bewilligten eine halbe Stelle für Möhringen. Das ist zwar weniger als beantragt, die Bezirksvorsteherin ist trotzdem zufrieden. „Ich freue mich über jedes Prozent“, sagt Weis. Insgesamt sind dem Bezirksamt damit 12,8 Stellen zugeordnet. Sobald das Regierungspräsidium den Doppelhaushalt 2020/21 unterschrieben hat, wolle sie die 50-Prozent-Stelle ausarbeiten, ausschreiben, „und dann hoffentlich gut besetzen“. Den Zuspruch vom Gemeinderat bewertet Evelyn Weis positiv: „Das ist eine Aufwertung der Arbeit in den Bezirken.“

Das Vaihinger Bezirksamt hat 1,5 Stellen bewilligt bekommen und somit 13,76 Stellen. Damit habe sich die Lage allerdings nur ein wenig entspannt, berichtet der Bezirksvorsteher. „Ich bräuchte die insgesamt 200 Prozent für die Aufgaben, die im Bezirksamt anfallen“, sagt Kai Jehle-Mungenast. Das gehe auf Kosten der Mitarbeiter, die dann Überstunden leisten müssten. Nach wie vor müsse man entscheiden, welches Pflicht- und welches Küraufgaben sind. Zufrieden ist der Bezirksvorsteher mit der Aufstockung nicht, „aber ich erkenne an, dass diese Stellen geschaffen wurden“, sagt er.

Mehr Geld – mehr Gestaltungsmöglichkeiten

Eine Aufwertung der Arbeit in den Bezirken ist unbestritten das bereits im vergangenen Doppelhaushalt 2018/19 erhöhte Bezirksbudget, das es auch weiterhin gibt. Der städtische Pressesprecher Martin Thronberens spricht von einer „signifikanten Budgeterhöhung“ von 305 000 Euro auf 1,43 Millionen Euro stadtweit. „Damit hat sich das jährliche Budget in den einzelnen Stadtbezirken verdrei- bis vervierfacht“, sagt Thronberens. Vaihingen hat nun mehr als 90 000 Euro zur Verfügung, Möhringen 69 000 Euro. Das Geld steht den Bezirken zur Förderung des Ehrenamts und der Kultur zur Verfügung, zudem können kleinere bauliche Dinge und Bürgerbeteiligungen damit umgesetzt werden. „Wir haben dadurch mehr Gestaltungsmöglichkeiten, das schätze ich sehr“, sagt Jehle-Mungenast. Doch sie kosten halt auch Zeit.