Wer lesen kann, ist klar im Vorteil: Das gilt auch für Dritt- und Viertklässler, die beim neuen Schulprojekt der Stuttgarter Zeitung mitmachen. Ab diesem Schuljahr findet „Zeitung in der Grundschule“ statt. Im Mittelpunkt dieses medienpädagogischen Projekts stehen die Förderung der Lesekompetenz, das Medium Zeitung zu entdecken und natürlich der Spaß am Lesen.

Stuttgart - Die beiden Grundschülerinnen Janika (neun Jahre) aus Renningen und Anna (acht Jahre) aus Weil der Stadt lesen gerne. Das ist keine schlechte Voraussetzung, um auch eine (Kinder-)Zeitung interessant zu finden. Die beiden haben durchaus eine Idee davon, was in der Zeitung stehen sollte und wie die Geschichten sein sollten – und wie besser nicht.

 
Ihr beide seid große Leseratten. Was ist das Schöne am Lesen, warum mögt ihr Bücher?
Anna: Also ich lese gerade eine Geschichte aus dem Möwenweg (eine Kinderbuchreihe von Kirsten Boie, Anmerkung der Redaktion). Da ist mir zum Beispiel die Tara die Liebste. Und beim Lesen kann es sich so anfühlen, als wäre ich sie.
Janika: Wenn ich ein Buch mag, dann höre ich einfach nicht mehr auf zu lesen, bis ich fertig bin. So ging es mir beim „Muffin-Club“ (eine Reihe von Katja Alves).
Wie kann es denn sein, dass man so begeistert ist – es ist doch eine Geschichte und nicht man selbst?
Anna: Ich lese die Geschichte einfach immer weiter und weiter. Ich merke oft nicht, wie sich alles um mich herum verändert. Wenn das so ist, dann bin ich ganz in das Buch eingetaucht. Meine Mama sagt auch immer, dass man besser schreiben kann, wenn man Bücher liest.
Was muss eine Geschichte haben, damit das passiert?
Anna: Man muss sie einfach lieben.
Janika: Sie muss einen fesseln.
Musstet Ihr für die Schule auch schon mal eine Buchpräsentation machen?
Anna: Ja, da kann man aber nicht nur zum Spaß lesen. Ich habe das Buch dann drei-, oder sogar viermal gelesen.
Wenn man das auch bei einer Zeitung machen wollte, um anderen darüber zu berichten, hätte man ganz schön viel zu tun, oder?
Janika: Und das auch noch jeden Tag. Und man muss ja zuerst aufschreiben, was passiert ist. Und dann muss jemand die Zeitung drucken. Das passiert, glaube ich, aber in der Nacht, sonst kann sie am Morgen nicht fertig sein.
Ja, stimmt. Die Zeitung wird in der Nacht sogar ganz oft gedruckt. Zum ersten Mal schon am Abend und dann immer wieder.
Janika: Das hab ich nicht gewusst. Aber logisch ist das schon. Und wer macht das mitten in der Nacht? Die Druckmaschinen können das wahrscheinlich ganz allein.
Ganz allein können die Maschinen das nicht. Aber es stimmt, sie laufen fast die ganze Nacht durch. Und dann wird die Zeitung in und um Stuttgart ausgefahren, dann ausgetragen, damit sie morgens im Briefkasten ist.
Janika: Bei uns nicht. Wir haben die Zeitung auf dem Tablet.
Manche Leute mögen es gerne, die Zeitung auf Papier zu lesen, andere lesen sie lieber am Bildschirm. Das geht beides.
Janika: Aber ich finde, Papier muss man sparen. Runterladen ist besser. Papier liest man und schmeißt es nur wieder weg.
Wozu, glaubt ihr, braucht man überhaupt eine Tageszeitung?
Anna: Damit die Menschen erfahren, was so los ist in der Welt.
Janika: Und, dass sie lesen können, was passiert und was passiert ist.
Ist es wichtig, so etwas zu wissen?
Janika: Manchmal schon. Zum Beispiel, wenn man auf der Autobahn fährt, und zu einem Unfall kommt, dann kann man ja vielleicht anders fahren, damit man da nicht reinfährt.
Aber wenn es in der Zeitung steht, nutzt das ja nichts mehr. Dann ist es ja schon passiert.
Janika: Stimmt. Aber es passieren doch immer an denselben Stellen Unfälle. Und dann erfährt man wenigstens, warum gestern der Stau so lang war.
Was sollte denn in einer Zeitung stehen, die euch interessiert?
Janika: Mich würde interessieren, wenn ein Spieleladen aufmacht.
Anna: Oder, wenn es einen neuen Sportverein gibt, eine neue Gruppe. Oder Ergebnisse vom Sportwettkampf.
Janika: Eltern und Großeltern können das aufheben, wenn Sportergebnisse in der Zeitung standen. Vor allem, wenn sie weiter weg wohnen.
Ihr habt vorhin erzählt, dass ihr gerne lest, weil die Geschichten in Büchern so spannend geschrieben sind. Könnt ihr euch vorstellen, dass das in der Zeitung auch so sein kann, dass man ganz gefesselt ist von einer Geschichte?
Janika: Ich kann mir das schon vorstellen, auch wenn ich jetzt noch nie so richtig Zeitung gelesen habe. Aber wenn was Aufregendes passiert, kann es auch spannend sein, das dann zu lesen.
Anna: Oder wenn etwas entdeckt wird. Ich interessiere mich ja für alte Steine und so’n Zeug. Es ist toll, wenn in der Zeitung steht, dass eine versunkene Stadt oder andere Altertümer entdeckt wurden. Allerdings muss ich schon sagen, dass die Zeitung nicht zu kompliziert geschrieben sein darf. Denn woher soll ich als Kind wissen, was so manches fremde Wort nun wieder heißt?