Schneetreiben, Glühwein, Fachwerkzauber und sogar eine Schlittenbahn – der Weihnachtsmarkt in Schorndorf startet in die Saison mit neuen Highlights und altbewährten Traditionen.
Zuhause in Brasilien würden Vicky und Cassia jetzt am Pool liegen, Eis essen und Caipirinha trinken, erzählen sie. Doch die beiden Studentinnen aus Mannheim stehen stattdessen inmitten festlich geschmückter Holzbuden auf dem Schorndorfer Weihnachtsmarkt, schlürfen Glühwein und Punsch und genießen eine Zimtschnecke. „Wir waren mit dem Auto unterwegs zu meinen Eltern nach Alfdorf, aber auf der Bundesstraße hat es so geschneit, dass ich Angst hatte, weiterzufahren“, sagt Cassia. „Da haben wir das Schild gesehen, dass der Weihnachtmarkt heute startet und sind hierher abgebogen.“ Ihren Zwischenstopp haben die beiden 21-Jährigen nicht bereut. „Die Kulisse mit den Fachwerkhäusern ist toll, der Markt hier ist mega!“, sagt Vicky.
OB Hornikel wünscht Ruhe und Frieden
Das findet auch der Schorndorfer Oberbürgermeister Bernd Hornikel, wenngleich er andere Worte wählt. Der Weihnachtsmarkt sei vielleicht ein wenig kleiner als anderswo, „aber es ist für mich einer der schönsten in der Region“, sagt der OB. Nach einem turbulenten und schweren Jahr mit dem katastrophalen Hochwasser wünscht Hornikel den Bürgerinnen und Bürgern, dass sie „Ruhe und Frieden“ finden und den Weihnachtsmarkt nutzen, um für eine Weile die Sorgen des Alltags zu vergessen und sich auf die Adventszeit einzustellen.
Im Anschluss an seine Eröffnungsrede hat er seinen Wunsch in das Schorndorfer Wunschbuch eingetragen, eine Besonderheit in der Daimlerstadt, wie der Dekan und „Erfinder des Wunschbuches“, Waldemar Junt, erklärt. In den kommenden Tagen, bis zum Ende des Adventsmarktes am 18. Dezember, rechne er mit 4000 Wünschen, die ins Buch, das neben dem Rathaus ausliegt, eingetragen werden. „Sie werden vielleicht nicht alle erfüllt, aber alle gelesen“, sagt Waldemar Junt. „Mein Wunsch ist, dass Sie alle mit dem Buch pfleglich umgehen.“
Perfektes Wetter
Harald Prohaskas erster Wunsch ist ebenfalls in Erfüllung gegangen: ideales Wetter zum Auftakt der in diesem Jahr deutlich längeren Weihnachtsmarktsaison in Schorndorf. „Mit dem Schnee ist es perfekt heute, es darf kalt sein und sonnig, am besten kein Regen und bloß kein Sturm“, sagt der 59-jährige Standbetreiber. Mit seinem Team sorgt der Winterbacher Messebauer und Caterer an zwei acht Meter langen Ständen mit dafür, dass niemand hungrig oder durstig durch die Budenstadt wandelt. Verschiedene Grillwürste, Käsespätzle, Raclette-Käse, Crêpes und Glühwein zählen unter anderem zu seinem Angebot. „Der Glühwein kommt aus dem Remstal“, erklärt Prohaska. „Wir verkaufen ihn für 4 Euro, die Tasse, plus Pfand.“ Seit 2005 ist er schon auf dem Schorndorfer Weihnachtsmarkt dabei. Früher hätten er und seine Frau auch Kunsthandwerk feilgeboten. Aber das lohne sich nicht mehr.
Schlitten ausleihen oder mitbringen
Eine Erfahrung, die auch Ulrich Fink gemacht hat, der den Markt rund 20 Jahre lang mitorganisierte. „Es war schon früher schwer, Kunsthandwerker zu gewinnen, die wollen fast alle nur auf die großen Märkte in Stuttgart oder Ludwigsburg.“ Heute ist Fink als Besucher da, genießt die Stimmung und steht gemütlich mit seiner Frau Judit vor dem Stand seiner Freunde Maria und Salvatore, die sizilianische Spezialitäten anbieten; angefangen von Mandarinen, Orangen, Marmeladen bis hin zu Käse, Limoncello und dem „besten Olivenöl“. Alles lecker, alles „molto gustoso!“
Ein echter Renner ist die Schlittenbahn am Oberen Marktplatz, die in diesem Jahr zum ersten Mal aufgebaut ist. Auf Gummireifen oder mitgebrachten Plastiktellern (Metallkufen sind verboten) gehts kurz, aber mit Karacho die steile Rampe runter. Der dreijährige Linus kann gar nicht davon genug bekommen und rennt nach der flotten Fahrt immer wieder hoch. „Das ist schon bestimmt das zehnte Mal – und ich muss immer mit“, sagt seine Mama. Große Sorgen machen muss man sich um sie keine: Zur Stärkung ist die Auswahl an Ständen groß.
Schorndorf und weitere Weihnachtsmärkte
Öffnungszeiten
Der Weihnachtsmarkt in Schorndorf hat bis 18. Dezember sonntags bis donnerstags von 11 bis 20 Uhr sowie freitags und samstags von 11 bis 22 Uhr geöffnet. Am Adventssonntag, 1. Dezember, findet von 11 bis 18 Uhr zusätzlich auf dem Unteren Marktplatz der Weihnachtsmarkt der Vereine mit rund 25 Ständen von Vereinen, Schulen, Kitas und karitativen Einrichtungen statt.
Adventsmärkte
Als nächster größerer Adventsmarkt öffnet der Waiblinger Weihnachtsmarkt am Donnerstag, 28. November, um 17 Uhr. Er dauert bis 18. Dezember. Vom 30. November bis 22. Dezember findet der traditionelle Fellbacher Weihnachtsmarkt statt. Die Backnanger und Winnender Weihnachtsmärkte sind beide am Samstag, 30. November, und Sonntag, 1. Dezember. Der Rudersberger Adventswald öffnet an allen vier Adventswochenenden, jeweils von Freitag bis Sonntag (Freitag: 17 bis 22 Uhr, Samstag: 16 bis 22 Uhr, Sonntag: 11 bis 20 Uhr).